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Hans Reiffenstuhl 1926–2018, ein Nachruf

Die TU Wien trauert um ihr langjähriges Mitglied em. o. Univ.Prof. Dipl.Ing. Dr. Hans Reiffenstuhl

Scwarzweiß-Bild des älteren freundlich wirkenden Herrn mit kurzen Haaren, Brille und im Anzug.

Hans Reiffenstuhl

Hans Reiffenstuhl

Am 17. November 2018 starb Herr em. o. Univ.Prof. Dipl.Ing. Dr. Hans Reiffenstuhl im 93. Lebensjahr nach kurzer Krankheit. Bis zu seinem Ableben war er körperlich und geistig aktiv und nahm reges Interesse an seiner Umwelt und an seiner großen Familie.

Hans Reiffenstuhl wurde am 16. November 1926 in Baden bei Wien geboren. Er verbrachte eine glückliche Kindheit, die ab 1938 jäh unterbrochen wurde. 1942 wurde er zum Militärdienst einberufen. Nach Kriegsende nahm er in Graz das Studium des Bauingenieurwesens auf, das er 1950 mit der 2. Staatsprüfung abschloss. 

Seine Berufslaufbahn begann er im Konstruktionsbüro der damals bedeutenden Baufirma Ast & Co., das von Prof. Dr. Pucher geleitet wurde, einer anerkannten Kapazität im Bereich des Stahlbetons. In dieser Zeit arbeitete er auch an seiner Dissertation „Über die Kippstabilität von Bogenbrücken“, die er 1954 mit der Promotion abschloss. Im Anschluss daran absolvierte er einen zweijährigen Forschungsaufenthalt in den USA, im Research Laboratory der Portland Cement Association in Chicago, wo er einen umfassenden Einblick in das Stahlbetonversuchswesen erhielt. Daneben hielt er auch Vorlesungen an der Northwestern University Evanston.

Nach Österreich zurückgekehrt trat er 1958 in das Konstruktionsbüro der Fa. Porr ein, das er ab 1964 leitete. In dieser Zeit entstanden viele herausragende Bauten, unter anderem die Bergiselbrücke im Zuge der Brennerautobahn und zahlreiche weitgespannte Hallenbauten, teilweise mit vorgespannten, von Hans Reiffenstuhl entwickelten, besonders leichten Fertigteilträgern sowie Kuppelschalen und weitgespannte Autobahnbrücken aus Fertigteilen.

Durch seine Tätigkeiten profilierte er sich auf dem Gebiete des Betonbaues und wurde im Juni 1970 an die Technische Hochschule als ordentlicher Hochschulprofessor berufen und zum Vorstand des Institutes für Stahlbeton- und Massivbau an die Technische Hochschule Wien (später Technische Universität Wien) bestellt. Er bekleidete zweimal die ehrenvolle Funktion des Dekans und wurde 1995 emeritiert.

In seiner Funktion als Universitätsprofessor modernisierte und prägte er nachhaltig die Lehre des Stahlbeton- und Spannbetonbaues und war national und international als exzellenter Fachmann anerkannt. Er war langjähriger Vorsitzender des einflussreichen Fachnormenausschusses Beton- Stahlbeton- und Spannbetonbau des Österreichischen Normungsinstitutes, Gastmitglied des Deutschen Ausschusses für Stahlbeton und Mitglied des ständigen Ausschusses der Internationalen Vereinigung für Brücken- und Hochbau (IABSE). Mit eigenen Beiträgen und als Berichterstatter war er auch gern gesehener Teilnehmer bei internationalen Kongressen und Tagungen und hat damit die TU Wien stets würdig vertreten.

Neben den beschriebenen Tätigkeiten hat er auch immer den Kontakt mit der Praxis bewahrt und war unter anderem Prüfer und Berater bei den Hochhäusern der Wiener UNO-City und beim AKW Zwentendorf, Sprecher der Kommission zur Klärung des Einsturzes der Wiener Reichsbrücke sowie Gutachter bei der Abklärung und Sanierung von Bauschäden und bei komplizierten Verstärkungsmaßnahmen. Bei der Mitarbeit an diversen Gutachten konnten auch wir als seine damaligen Assistenten seine exakte und umfassende Herangehensweise an schwierige fachliche Themenstellungen kennen und schätzen lernen und davon sowie von seinem Fachwissen für unsere weitere Berufstätigkeit profitieren.

Beeindruckend und vorbildhaft war auch sein harmonisches Familienleben im Kreise seiner großen Familie.
Wir werden unseren akademischen Lehrer Hans Reiffenstuhl immer in angenehmer und ehrender Erinnerung behalten.