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GLOBAL DEMANDS – Architekturforschung in einer globalisierten Welt

Ob in der Sphäre der Architekturkritik oder am Markt spekulativer Immobilieninvestitionen – Architektur ist immer mehr Gegenstand globaler Zirkulation.

Wolkenkratzer im Bau

© Mooshammer+Mörtenböck, 2017

Global Demands

Für zeitgenössisches Architekturschaffen ergeben sich damit zahlreiche Herausforderungen: Wie können wir in unserer Arbeit sowohl den Komplexitäten globaler Dynamiken als auch ganz lokalen Besonderheiten gerecht werden? Wo setzen wir hier an, wenn es um räumliche Erneuerung und alternative Praxisansätze geht? Die beiden Architekturforscher Peter Mörtenböck und Helge Mooshammer vom Institut für Kunst und Gestalten haben Wegbegleiter_innen ihrer internationalen Projekte eingeladen, um gemeinsam diese Fragen zu diskutieren und Zukunftsperspektiven zu entwickeln.

Gäste:

  • Teddy Cruz und Fonna Forman, University of California San Diego
  • Rahul Mehrotra, Harvard University GSD
  • Vyjayanthi Rao, Terreform, New York
  • Irit Rogoff, Goldsmiths, London
  • AbdouMaliq Simone, Max-Planck-Institut, Göttingen

Moderation: 

  • Peter Mörtenböck und Helge Mooshammer, TU Wien

 

Montag, 28. Mai 19:00 bis 22:00
Az W Architekturzentrum Wien
Museumsplatz 1, 1070 Wien

FB-Event: facebook.com/events/1878490578878358/, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

Eine Kooperation des Az W mit der TU Wien, gefördert vom FWF
Eintritt frei, Veranstaltung in englischer Sprache

Rückfragen: 
Lene Benz
T +43 1522311517
benz@azw.at 

 

PODIUMSGÄSTE

Teddy Cruz und Fonna Forman (US)
Estudio Teddy Cruz + Fonna Forman hat im Lauf der letzten Jahrzehnte das Grenzgebiet Tijuana-San Diego zu einem globalen Laboratorium aktueller Urbanisierungsfragen gemacht. Entsprechend setzt sich auch ihr Beitrag für den US-amerikanischen Pavillon der heurigen Architekturbiennale in Venedig mit urbanen und politischen Konflikten als kreativen Instrumenten auseinander, und zeigt die Möglichkeiten von Architektur im Kampf gegen Ausgrenzung und Homogenisierung in der Stadt auf. Im heuer erscheinenden Buch Top Down/Bottom Up (Hatje Cantz, 2018) liefert Estudio Teddy Cruz + Fonna Forman zahlreiche Vorschläge für eine stärker inklusive Stadtentwicklung an der Schnittstelle von Architektur, Kunst, Urbanisierung, gesellschaftlichem Engagement und politischer Theorie. 
Teddy Cruz und Fonna Forman sind die beiden Begründer der Cross-Border Initiative der University of California in San Diego und haben dort Professuren für Stadtforschung, öffentliche Kultur und politische Theorie inne. 

Rahul Mehrotra (IN/US)
Öffentliche Infrastruktur und institutionelle Unterstützung sind die beiden Hauptanliegen, um die es in der planerischen Arbeit von Rahul Mehrotra geht. Rahul Mehrotra leitet seit 2010 das Department of Urban Planning and Design an der Graduate School of Design der Harvard University. Er ist der Begründer von RMA Architects (Mumbai und Boston), die an der Hauptausstellung („Freespace“) der aktuellen Architekturbiennale in Venedig teilnehmen. 
Rahul Mehrotras Arbeit orientiert sich an den Konditionen wachsender Informalität im urbanen Raum, für die er den Begriff der „kinetischen Stadt“ geprägt hat. Seine gemeinsam mit mehreren Teams von Forscher*innen und Studierenden der Harvard University durchgeführten Untersuchungen zur „temporären Stadt“ Kumbh Mela, dem größten religiösen Fest der Welt, finden sich im Buch Kumbh Mela: Mapping The Ephemeral Mega City (Hatje Cantz, 2015) anschaulich präsentiert. Mehrotras Forschungsprojekt diente auch als Basis der jüngst im Architekturmuseum München zu sehenden Ausstellung Ephemeral Urbanism (2017).

Vyjayanthi V. Rao (US)
Die Anthropologin Vyjayanthi V. Rao ist Leiterin des von Michael Sorkin gegründeten Terreform, einer etablierten New Yorker Institution, die sich als „Zentrum für zukunftsweisende Stadtforschung“ versteht. In ihrer Arbeit widmet sich Rao Fragen der Stadt nach der Globalisierung. Die an zahlreichen amerikanischen Universitäten, u.a. an der Yale University, der University of Chicago und der New School for Social Research in New York, von ihr ins Leben gerufenen Forschungsinitiativen beleuchten das aktuelle Spannungsfeld von Stadtplanung, Gestaltung, Kunst, Gewalt und Spekulation. Detaillierte Ergebnisse dieser Forschung sind im Band Speculation, Now: Essays and Artwork (Duke University Press, 2015) nachzulesen.
Raos Tätigkeit als Ko-Direktorin von Partners for Urban Knowledge, Action and Research (PUKAR), einem innovativen urbanen Laboratorium in Mumbai, hat sie dazu geführt, an einem umfassenden Buch über die räumliche Transformation Mumbais zu arbeiten, das kommendes Jahr erscheinen wird.  

Irit Rogoff (GB)
Im Zentrum der Arbeit von Irit Rogoff stehen Fragen zeitgenössischer Forschungsmethodik und kritischer Wissensproduktion. Die Professorin und Begründerin des Lehrstuhls für Visuelle Kultur am Goldsmiths College der University of London ist bekannt für ihre zahlreichen Ausstellungs- und Vermittlungsprojekte, in denen sie öffentliche Studienplattformen und andere Formate der Einbindung von Öffentlichkeiten in das, was sie „kuratorisches Wissen“ nennt, entwickelt hat. In ihren als Autorin (u.a. Terra Infirma: Geography’s Visual Culture, 2001) und Herausgeberin (u.a. e-flux journal #14 – Education Actualized, 2012) veröffentlichten Auseinandersetzungen mit Fragen von Geografie, Gegenkartografie und Globalisierung setzt Rogoff auf ein alternatives, von neuen politischen Entwürfen inspiriertes Verständnis der Beziehungen von Subjekten, Orten und Räumen. 
Gemeinsam mit dem Freethought-Kollektiv war Rogoff 2016 eine der künstlerischen Leiterinnen der norwegischen Triennale “The Bergen Assembly”, aus der auch ihre aktuelle Arbeit zu der von ihr konstatierten „Forschungswende“ in kultureller Produktion und ihre Initiative zur Gründung des European Forum for Advanced Practices (EFAP) hervorgeht.

AbdouMaliq Simone (DE/ID)
Der Soziologe und Urbanist AbdouMaliq Simone geht in seiner Arbeit dem Entstehen neuer städtischer Welten nach, um aus den Formen des Alltagslebens in metropolitanen Gebieten wie Lagos, Jakarta, Johannesburg oder Delhi heraus neue Ansätze für Stadtforschung und Städtepolitik zu entwickeln. Seit mehr als drei Jahrzehnten beschäftigt er sich mit der Praxis von sozialem Austausch, technischem Arrangement, lokaler Ökonomie und politischer Macht, die das Leben in afrikanischen und südostasiatischen Städten beeinflusst. Als Initiator zahlreicher Partnerschaften sowie in seiner Rolle als Berater und Ausbilder von lokalem Regierungspersonal bemüht sich Simone um das Schaffen von Institutionen, die dem komplexen Leben in der sogenannten „Mehrheitswelt“ gewachsen sind.
Zur Zeit nimmt Simone eine Forschungsprofessur am Max-Plack-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften in Göttingen wahr. Er ist darüber hinaus Gastprofessor am Goldsmiths College der University of London, Gastprofessor am African Centre for Cities der University of Cape Town und Forscher am Rujak Center for Urban Studies in Jakarta. Diese kontinentübergreifende Beschäftigung kommt auch in seiner jüngsten, gemeinsam mit Edgar Pieterse verfassten Publikation zum Ausdruck: New Urban Worlds – Inhabiting Dissonant Times (Polity Press, 2017), ein facettenreicher Band zur urbanen Zukunft in Asien und Afrika. 

VERANSTALTER

Peter Mörtenböck und Helge Mooshammer (AT/GB)
Die beiden Stadt- und Kulturforscher erkunden seit mehr als zwei Jahrzehnten den Einfluss von Globalisierung auf unser alltägliches Leben. Der Fokus auf neue architektonische und städtische Phänomene dient ihnen dabei als eine Art Mikroskop zur Betrachtung weitreichender gesellschaftlicher Umbauprozesse – so haben sie etwa die Interventionen von Stadtregierungen in informellen Märkten weltweit untersucht, um daraus Erkenntnisse zu hybriden Wirtschaftsformen abzuleiten, die auch in unseren Breiten für ein besseres Verständnis neu entstehender Arbeitswelten anwendbar sind; in ähnlicher Weise beschäftigen sie sich in ihrer Forschung u.a. mit Fragen des globalen Ressourcenverbrauchs, dem Umbau unseres politischen Systems durch den Vormarsch neuer Datenöffentlichkeiten sowie der Transformation städtischer Räume nach den Anforderungen spekulativer Finanzwirtschaften. 
Das jüngst von ihnen gegründete Centre for Global Architecture hat sich zum Ziel gesetzt, diese Disziplinen übergreifende Bedeutung von architektonischer Forschung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zu ihren aktuellen, mit den oben genannten Themen in Verbindung stehenden Publikationen zählen u.a. Informal Market Worlds: The Architecture of Economic Pressure (mit Teddy Cruz und Fonna Forman, nai010 Publishers, 2015), sowie der kommendes Jahr erscheinende Band Building Capital: Urban Speculation and the Architecture of Finance.