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Frauen, Männer und die Lehre(n) daraus

Mit dem Projekt "Gender in die Lehre" durchleuchtet die Technische Universität (TU) Wien zwei Studienrichtungen auf ihre Gendertauglichkeit und zeigt auf, warum sich Frauen und Männer davon angesprochen fühlen - oder eben nicht. Gendersensible Lehrpläne sind das Ziel.

Wien (TU) - Frauen und Männer sind nicht nur aus biologischer Sicht unterschiedlich - sie kommunizieren anders, fühlen anders, fokussieren anders, . . . Das zeigt sich auch in der Wahl technischer Studienrichtungen. So liegt der Frauenanteil unter den Studierenden bei einigen Studienrichtungen an der TU Wien unter 10%. Warum ist das so? Die Gründe dafür sind vielfältig und sie gilt es im wahrsten Sinne des Wortes zu erforschen. Deshalb hat die TU Wien das Projekt "Gender in die Lehre" gestartet. In einem ersten Schritt werden bestehende ungleiche Geschlechterverhältnisse an der TU Wien sichtbar gemacht. Einmal Transparenz geschaffen, werden konkrete Handlungsempfehlungen für Lehrende entwickelt und implementiert, damit geschlechtergerechtere Didaktik an der TU Wien Realität werden kann.

Das Projekt "Gender in die Lehre" (GIL) wurde im Oktober 2005 an der TU Wien gestartet und läuft bis Ende 2007. Es ist das erste Projekt in Österreich, das sich mit dem Zusammenhang von Gender und zwei ausgewählten Studienrichtungen einer Technischen Universität umfassend auseinandersetzt. Das Projektteam besteht aus Brigitte Ratzer, Leiterin der Koordinationsstelle für Frauenförderung und Gender Studies an der TU Wien, der Architekturtheoretikerin Sonja Hnilica von der TU Wien sowie Bente Knoll und Elke Szalai vom Technischen Büro für Landschaftsplanung und Unternehmensberatung "Knoll & Szalai OEG".

Die Projektleiterin Brigitte Ratzer von der TU Wien über die Projektziele von GIL: "Wir wollen konkrete Maßnahmen entwickeln und implementieren, die der Steigerung des Frauenanteils in unseren Studienrichtungen dienen, die aber gleichzeitig auch mehr junge Männer ansprechen sollen. So soll beispielsweise die Entwicklung eines Leitfadens zur geschlechtergerechten Didaktik, der ein Zwischenziel des Gesamtprojekts bei der Implementierung des Wissens der Geschlechterforschung in Fachinhalte darstellt, ein konkretes Produkt unserer Arbeit sein."

Elektrotechnik und Technische Physik - zwei Studienrichtungen mit geringem Frauenanteil
GIL hat mit der Analyse des Genderaspekts bei den beiden Studienrichtungen Elektrotechnik und Technische Physik zwei Fachrichtungen ausgewählt, bei denen der Frauenanteil unter den Studierenden traditionell sehr gering ist.

Um die bestehenden Geschlechterverhältnisse in den beiden Studienrichtungen aufzeigen zu können, mussten die Daten analysiert werden. Darauf aufbauend werden Konzepte entwickelt, die auf unterschiedlichen Ebenen ansetzen, wie z. B. der Repräsentation der Fächer nach außen, den Fachkulturen oder den Lehrinhalten selbst. Aufgezeigt wird mit GIL auch, dass Gender neben den Inhalten der Lehre auch bei der Form der Vermittlung von Inhalten und in der Forschung eine Rolle spielt.

Erste Ergebnisse von GIL
Die erhobenen und analysierten Daten zeigen, dass an der TU Wien ungleiche Geschlechterverhältnisse herrschen und Handlungsbedarf besteht. Aktuell bietet das Technikstudium an der TU Wien wenig Anreize für Frauen. So fehlen beispielsweise die sichtbaren Frauen und Vorbilder für Studentinnen.

Auffallend ist auch, dass auf Webseiten der TU Wien (analysiert wurden die Press Room Seiten der PR-Abteilung, insbesondere die dort zur Verfügung gestellten Fotos) beinahe ausschließlich Maschinen, leere Gebäude und Männer zu sehen sind. Die gesamte Forschung und Lehre ist männerdominiert und wie in vielen anderen Bereichen der Erwerbsarbeitswelt zeigt sich, dass der Frauenanteil mit steigender Hierarchie abnimmt.

Brigitte Ratzer: "Die Genderanalyse zeigt deutlich, dass es keine 'Neutralität' gibt - deutlich sichtbar am Beispiel der Statistiken, die eine Gesamtzahl ausweisen und davon als das 'Besondere' Frauen."

Internationalisierung, Vernetzung
Das Projektteam erachtet es als sehr wichtig, sich für das Projekt national und international zu vernetzen. Schließlich lebt der Erfolg eines Projektes nicht nur von der reinen Forschungstätigkeit, sondern auch von der Kommunikation darüber - sowohl TU-intern, als auch extern.

Derzeit wird ein ASO (=Austrian Science and Research Liaison Offices Brno, Ljubljana und Sofia )- Projektantrag mit den Partneruniversitäten TU Varna (Bulgarien) und Universität Constanta (Rumänien) ausgearbeitet.