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Ein denkwürdiges Treffen

Spitzenwissenschafter erörterten in Cambridge die Entstehungsbedingungen des Universums.

Wien (TU) - Vom 29. August bis 1. September 2001 trafen sich an der University of Cambridge etwa 30 führende Kosmologen, Astrophysiker, Astronomen, Kern- und Teilchenphysiker um zu diskutieren, inwieweit unser Universum für Leben maßgeschneidert ist. Der einzige Vertreter aus dem deutschsprachigen Raum war der Kern- und Astrophysiker Heinz Oberhummer von der Technischen Universität (TU) Wien.

Das Treffen fand im Haus von Sir Martin Rees, derzeit "royal astronomer" (königlicher Astronom) von Großbritannien, statt. Zwei entscheidenden Fragen standen zur Diskussion:

1. Inwieweit ist unser Universum für die Existenz von Leben maßgeschneidert? Während des Workshops wurden mehrere eindrucksvolle Beispiele vorgestellt, die zeigen, dass unser Universum tatsächlich für Leben optimiert ist. Beispiele hierfür wurden u.a. von Martin Rees und Frank Wilcek (Princeton/USA) präsentiert. Besonderes Interesse erweckte auch die Untersuchung von Heinz Oberhummer. Er stellte seine im vorigen Jahr in "Science" publizierte Arbeit vor. Aus dieser Arbeit geht hervor, dass wenn ein einziger der fundamentalen physikalischen Parameter unseres Univerums nur um ein Prozent anders wäre, Leben im Universum nicht existieren könnte bzw. extrem unwahrscheinlich wäre.

2. Kann die besondere Abstimmung unseres Universums für Leben durch eine noch zu findende endgültige Theorie für Alles erklärt werden? Oder ist das alternative Modell richtig, dass unser Universum nur eines von unendlich vielen Universen ist, in welchem die physikalischen Gesetze offensichtlich Leben zulassen, während in anderen möglichen Universen kein Leben existiert?

Während des Workshops bildeten sich zwei gegensätzliche Gruppen. Dem einen Lager gehörte Stephen Hawking, der an den Rollstuhl gefesselte Kosmologe und Autor des Bestsellers "Eine kurze Geschichte der Zeit", an. Diese Gruppe glaubt, dass eine endgültige Theorie für Alles sehr wohl die für das Leben genau abgestimmten Gesetze unseres Universums erklären können wird. Es wurden aber während des Treffens beträchtliche Zweifel und Einwände zu dieser Hoffnung geäußert.

Das zweite Lager wurde vom sowjetisch-amerikanischen Kosmologen und Teilchenphysiker Andrei Linde (Stanford), des Erfinders der ewigen Inflation des Kosmos, angeführt. Die Inflation des Kosmos besagt, dass sich unser Universum gleich nach dem Urknall extrem ausgedehnt hat. In der Theorie der Inflation ergibt sich auch auf natürliche Weise eine unendliche Zahl von Universen, die sich durch verschiedene physikalische Gesetze unterscheiden. Auf diese Weise kann man verstehen, warum in unserem Universum offensichtlich die physikalischen Gesetze und Parameter derart sind, dass Leben existieren kann, während andere Universen großteils steril sind.

Heinz Oberhummer bevorzugt die Erklärung von Andrei Linde. Es seie nicht ersichtlich, wie eine Theorie für Alles genau auf die Zahlenwerte von physikalischen Parametern kommen kann, die für die Existenz von Leben in unserem Universum unbedingt notwendig sind.

Oberhummer wird über das Treffen und die dort diskutierten Fragen in einem öffentlichen Vortrag im <link http: www.tmw.ac.at _blank>Technischen Museum (Mariahilfer Str. 212, 13.09.2001, 18.30 Uhr) berichten. Weiters findet unter seiner Mitwirkung die Präsentation der ORF-CD ROM "Entstehung des Lebens im Universum" mit Podiumsdiskussion (10.10.2001, 18.30 Uhr, TU Wien, <link http: www.wegweiser.ac.at plaene gif e_boecklsaal_0038_00_1-1.gif _blank>Boeckl-Saal) statt.