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Ein Blick in die Geschichte: Frauen nach der Habsburgermonarchie

Das diesjährige Ignaz Lieben-Symposium beleuchtet die Rolle von Wissenschaftlerinnen nach dem Untergang der Habsburgermonarchie.

Altes Schwarzweiß-Foto einer praktischen Uni-Übung, an der unter jungen Männern auch eine junge Frau teilnimmt.

Frauen in der Technik

Seit 100 Jahren dürfen Frauen in Österreich Technik studieren – alltäglich war das anfangs freilich noch nicht.

Vor 100 Jahren wurden Frauen in Österreich erstmals zum Technikstudium zugelassen – für die Ignaz Lieben-Gesellschaft, einen Verein zur Förderung der Wissenschaftsgeschichte, ist das ein Anlass, die Rolle der Frauen in der Wissenschaft in den ersten Jahrzehnten nach dem Ende der Habsburgermonarchie unter die Lupe zu nehmen.

„Die Zulassung von Frauen zu den technischen Studien wurde damals letztlich als unausweichlich gesehen“, sagt Juliane Mikoletzky vom Universitätsarchiv der TU Wien. „Umgesetzt wurde dieser Gedanke in den verschiedenen Nachfolgestaaten der Donaumonarchie aber recht unterschiedlich.“

Am 22. November 2019 findet an der TU Wien ein Symposium statt, bei dem es um die institutionellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geht, mit denen Frauen in der Wissenschaft damals zu kämpfen hatten. Dabei werden sowohl kollektivbiographische Ansätze als auch Einzelbiographien vorgestellt.

Symposium

Zeit: Freitag, 22. November 2019
Ort: Technische Universität Wien, Vortragsraum der TU-Bibliothek, Resselgasse 4, 5. OG
Programm
: http://www.i-l-g.at/aktuell/, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

Die Ignaz Lieben-Gesellschaft und der Ignaz L. Lieben-Preis

Der Ignaz L. Lieben-Preis geht auf eine Stiftung des jüdischen Bankiers Ignaz Lieben zurück, aus der auf Anregung seines Sohnes, des Chemikers Adolf Lieben, noch in der Monarchie der Ignaz L. Lieben-Preis für hervorragende wissenschaftliche Leistungen begründet wurde – der Preis wurde auch als „österreichischer Nobelpreis“ bezeichnet. Auf der Liste der Preisträgerinnen und Preisträger finden sich prominente Namen – etwa Victor Franz Hess, der Entdecker der kosmischen Strahlung, sowie Otto Loewi, der die Chemie der Nervenimpulsübertragung erforschte. (Beide wurden später auch mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.) Frauen waren in der Minderheit, trotzdem wurden in den 1920er und 1930er-Jahren drei Wissenschaftlerinnen mit dem Lieben-Preis ausgezeichnet: Lise Meitner, die Entdeckerin der Kernspaltung, sowie Marietta Blau und Hertha Wambacher, denen es gemeinsam gelang, die Zertrümmerung von Atomkernen auf Fotoplatten sichtbar zu machen.

Mit dem Nationalsozialismus fand diese Tradition ein abruptes Ende: Mehrere Mitglieder der Familie Lieben fielen den Nazis zum Opfer, das Stiftungsvermögen wurde eingezogen und der Lieben-Preis wurde abgeschafft. Erst 2004 wurde der Lieben-Preis wieder ins Leben gerufen – das ist Alfred Bader zu verdanken, der als Jugendlicher vor den Nazis geflüchtet war und es dann in den USA nach einem Chemie-Studium zu Wohlstand brachte. Seither wird der Ignaz Lieben-Preis von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wieder jährlich vergeben – in Erinnerung an die ursprüngliche Auslobung des Preises wird er an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Ländern der ehemaligen Habsburgermonarchie vergeben.

Gleichzeitig mit der Preisvergabe werden regelmäßig wissenschaftliche Veranstaltungen zu Themen der Wissenschaftsgeschichte abgehalten. Um dies dauerhaft zu ermöglichen und insbesondere die Wissenschaftsgeschichte in der Habsburgermonarchie und ihren Nachfolgestaaten zu pflegen, wurde 2006 in Wien die „Ignaz Lieben-Gesellschaft – Verein zur Förderung der Wissenschaftsgeschichte“ (ILG) gegründet. Sie veranstaltet seither jährlich entsprechende Symposien und Workshops.

Die Ignaz Lieben-Gesellschaft: http://www.i-l-g.at/, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster