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Die Wissenschaft des Spazierengehens

Wie verhalten wir uns, wenn wir einen Weg durch die Stadt suchen? Um das mit High-Tech-Methoden genau zu analysieren, erhielt Markus Kattenbeck ein Marie-Curie-Stipendium.

Markus Kattenbeck mit Sensoren und technischen Geräten vor hellblauem Hintergrund

Markus Kattenbeck mit voller Ausrüstung: Ein Eyetracker am Kopf. Am Körper und im Stirnband verstecken sich Bewegungssensoren (orange). In der Hand hält er einen high precision GNSS Receiver.

Um mit einem der prestigeträchtigen Marie- Skłodowska-Curie-Fellowship ausgezeichnet zu werden, muss man ein Forschungsprojekt vorschlagen, das sich ganz besonders durch Kreativität und Innovationskraft auszeichnet. Markus Kattenbeck vom Department für Geodäsie und Geoinformation der TU Wien ist das nun gelungen: Er erhielt von der Europäischen Kommission die Finanzierung für ein 30-monatiges Projekt zugesprochen, in dem mit modernsten Messmethoden menschliches Verhalten analysiert wird: Gesucht wird nach typischen Verhaltensmerkmalen, etwa im Bereich der Körpersprache oder der Augenbewegungen, an denen erkennbar ist, ob sich Menschen gerade in einer bekannten Umgebung befinden, oder ob sie Orientierungsprobleme haben und eventuell Hilfe gebrauchen könnten.

Datenbrillen und Sensoren

Seit Mai 2019 forscht Markus Kattenbeck im Team von Prof. Ioannis Giannopoulos und leitet dort das Labor für Spatial-HCI. Dort geht es um die Interaktion von Menschen und Computern im räumlichen Kontext: Wie gehen wir Menschen etwa damit um, wenn uns mit Hilfe einer Virtual-Reality-Brille räumliche Daten präsentiert werden? Welchen Nutzen kann es haben, mit „Augmented Reality“ zu arbeiten – also mit dem Einblenden von Zusatzinformation auf einer Spezialbrille?

Ganz besonders interessiert sich Markus Kattenbeck für die menschliche Wegfindung: Wie finden wir uns in einer komplizierten Umgebung zurecht? Wie gehen wir bei der Suche nach dem richtigen Weg vor, und wie kann uns moderne Technologie dabei helfen? Mit Hilfe unterschiedlicher Sensoren möchte er diese Fragen nun beantworten: Mobile Eye-Tracker sollen ebenso zum Einsatz kommen wie ein Sensorensystem, das es ermöglicht, Bewegungen detailliert und ortsbasiert (durch GPS-Verortung) zu erfassen. Durch die Kombination dieser Daten soll ein Einblick in das bewusste und unbewusste Verhalten von Menschen möglich werden. Abhängig davon, ob man sich in einer wohlbekannten oder einer fremden Gegend befindet, ändert sich das menschliche Verhalten. Diesen Zusammenhang möchte Markus Kattenbeck genau untersuchen.

Theorie und Praxis

„Das Projekt ist zunächst aus methodologischer Sicht interessant“, sagt Markus Kattenbeck. „Wir sind die ersten, die ein full-body motion capture System, Eye Tracking und GPS-Verortung zu diesem Zweck kombinieren werden. Auf theoretischer Ebene werden unsere Ergebnisse helfen, ein Konzept von räumlicher Vertrautheit zu definieren. Und am Ende werden die Ergebnisse auch praktischen Nutzen haben: Abhängig davon, ob sich ein Mensch gerade in bekannter oder unbekannter Umgebung befindet, kann etwa ein Computer in schwierigen Situationen gezielte, auf die jeweilige Person zugeschnittene Unterstützung anbieten.“

Ein Teil des Forschungsprojekts wird an der TU Wien stattfinden, ein Teil an der UC Santa Barbara in Kalifornien.

Näher Information

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Webseite der Research Division Geoinformation an der TU Wien, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

Kontakt:

Dr. Markus Kattenbeck
Institut für Geodäsie und Geoinformation
Technische Universität Wien
+43 1 58801 12719
markus.kattenbeck@tuwien.ac.at