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Die Öko-Architektur der Zukunft

ARA-Lecture: Gregory Kiss verbindet Architektur mit Hochtechnologie. Das Video zur Lecture ist online verfügbar.

Gregory Kiss

Gregory Kiss

Gregory Kiss

Windkraftwerke in der Fassade, Solarzellen am Dach und ein integrierter Gemüsegarten – geht es nach dem prominenten amerikanischen Architekten Gregory Kiss, werden die Häuser der Zukunft ganz anders aussehen als die, die wir heute kennen. Im Rahmen der ARA-Lectures, die vom TU-Center for Sustainable Technology in Kooperation mit der ARA AG veranstaltet werden, präsentierte Gregory Kiss am 20. Jänner seine architektonischen Zukunftsvisionen im Festsaal der TU Wien.

Moderne, wärmegedämmte Gebäude, die heute als umweltfreundlich gelten, sind zwar ein ökologischer Fortschritt, schöpfen aber das Potenzial des technisch Machbaren bei weitem noch nicht aus. Als wirklich nachhaltig umweltfreundlich gilt ein Gebäude für Kiss und seine KollegInnen vom New Yorker Architekturbüro Kiss+Cathcart erst dann, wenn es ein eigenes Abwasser- und Müllsystem hat und durch eigene Mini-Kraftwerke genau soviel Strom erzeugt wie es verbraucht. Wirklich „produktive Architektur“, so Kiss, könnte über dieses Ziel sogar noch hinausgehen und einen echten ökologischen Mehrwert erzeugen - etwa indem ein Gebäude nicht nur sich selbst, sondern auch umliegende Häuser mit Strom versorgt.

Sogar die Nahrungsversorgung könnte künftig in die Gebäude integriert werden: Kiss schlägt vor, in den Glaswänden großer Gebäude Treibhäuser einzubauen. So könnte man etwa Markthallen bauen, in denen das Gemüse verkauft wird, das direkt dort in der Fassade und am Dach wächst – das spart Energie, Ressourcen und Transportwege. Vor allem in arabischen Ländern, wo Wasser kostbar und knapp ist, stößt Kiss mit solchen Plänen bereits auf großes Interesse.

Allein mit Emissionsstatistiken und Energiebilanz kann man ein Gebäude freilich nicht beurteilen. Auch Wohnqualität ist für Gregory Kiss ein wesentlicher Teil ökologischen Bauens. „Auch der Mensch ist schließlich Teil der Umwelt“, betont er. Seine Wohnräume sind hell und freundlich, zum Wohlfühlen gehört auch eine ansprechende ästhetische Gestaltung. Architekturkunst und Technologie müssen eine Einheit bilden.

Kiss hat seine Ideen schon auf vielfältige Weise verwirklicht – von der Öko-Reihenhausanlage bis zur solarzellenbedeckten Eisenbahnstation. Sein wohl bisher ambitioniertestes Projekt ist allerdings der „2020 Tower“ – eine Studie, die beweisen soll, dass nachhaltig-ökologisches Bauen sogar bei extrem hoher Wohn- und Bebauungsdichte möglich ist. Der 2020-Tower ist ein Wolkenkratzer, der durch Solar- und Windenergie den Eigenbedarf an Elektrizität deckt und durch ein eigenes Wasser- und Müllaufbereitungssystem von der umgebenden Infrastruktur beinahe unabhängig ist. Ob so ein Öko-Turm tatsächlich demnächst gebaut wird, ist derzeit noch unklar. Große Hoffnungen setzt Kiss jedenfalls in einen politischen Wandel in den USA. Mit Barack Obama könnte ein völlig neues Denken in der Umweltpolitik einsetzen.

Das <link flash_video _blank link_intern>Video zur ARA-Lecture mit Gregory Kiss ist online verfügbar.