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Die demographische Herausforderung

Das Forschungsteam für Bevölkerungsökonomie an der TU Wien untersucht die Auswirkungen des demographischen Wandels auf Pensionen, Sozialversicherung, Gesundheit und vieles mehr.

Icons von einem Pensionisten und einem Kinderwagen

Wir haben Grund zur Freude: Die Lebenserwartung steigt, und sie wird in Zukunft weiter steigen. Das bedeutet aber auch, dass man die daraus resultierenden gesellschaftlichen Folgen wissenschaftlich genau untersuchen muss. Wie können wir das Gesundheitswesen, das Pensionssystem und unsere Arbeitswelt zukunftstauglich gestalten? Prof. Alexia Fürnkranz-Prskawetz vom Institut für Stochastik und Wirtschaftsmathematik der TU Wien hat sich auf solche Fragen spezialisiert. Gemeinsam mit ihrem Team richtet sie nun am 11. und 12. Mai 2018 die diesjährige Fachtagung der Nationalökonomischen Gesellschaft (NOeG) aus, deren zentrales Thema diesmal die Zukunft des Gesundheitssystems ist.

Die Arbeitswelt neu denken
„Der demographische Wandel wird Auswirkungen in vielen ganz unterschiedlichen Bereichen haben“, ist Alexia Fürnkranz-Prskawetz überzeugt. „Das Pensionsantrittsalter wird man schrittweise an die wachsende Lebenserwartung anpassen müssen, daran führt kein Weg vorbei. Aber darüber hinaus gibt es noch viele andere Bereiche, in denen sich viel verändern wird.“

Mit ihrem Team analysiert sie die Auswirkungen der Bevölkerungsalterung auf Arbeitsmarkt, Humankapital und Gesundheitsinvestitionen. Außerdem studiert ihre Forschungsgruppe die Beziehung von Altersstruktur und Produktivität auf Firmenebene und analysiert die Transferströme zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. „Diese Transferströme sind oft sehr komplex“, erklärt Fürnkranz-Prskawetz. „So lässt sich etwa statistisch eindeutig zeigen, dass unterschiedliche Bevölkerungsgruppen – etwa abhängig vom Bildungsniveau – unterschiedliche Lebenserwartungen haben. Wenn man das berücksichtigt, dann erkennt man, wie unser derzeitiges System in gewissen Bereichen eine Umverteilung in die falsche Richtung mit sich bringt.“

Auch wenn Reformen dringend nötig sind, sieht Alexia Fürnkranz-Prskawetz keinen Grund für Pessimismus. Sie glaubt, dass sich die Arbeitswelt insgesamt wandeln wird, sodass es für uns alle einfacher werden wird, lange gesund zu bleiben und auch in fortgeschrittenem Alter den passenden Job zu finden. „Ich wünsche mir, dass man Arbeiten im Alter als etwas Positives sieht“, meint Fürnkranz-Prskawetz. „Je größer der demographische Druck wird, umso eher werden auch Ideen entwickelt, wie man ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dazu bringt, gerne länger im Job zu bleiben.“

Forderungen für das Gesundheitssystem
Verbesserungen im Gesundheitszustand der Bevölkerung sind in hochentwickelten Volkswirtschaften heute ein wichtiger Wirtschaftsmotor. „Die Leute sind angesichts des medizinischen Fortschritts bereit, immer mehr Geld für Gesundheit auszugeben. So steigt der Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP kontinuierlich an – und das ist auch gut so“, erklärt Fürnkranz-Prskawetz. Allerdings sieht sie durchaus Möglichkeiten, die Effizienz zu erhöhen.

Außerdem führt die zunehmend ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen auch zu einer zunehmenden Ungleichheit von Gesundheit – ein Trend, dem Fürnkranz-Prskawetz rasch entgegenwirken möchte. Nicht zuletzt fordert sie auch, die Wechselwirkung zwischen Bildung und Gesundheit viel stärker in den politischen Fokus zu rücken.

Mehr zur Fachtagung:http://noeg2018.econ.tuwien.ac.at/, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster