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Der Roboter: Freund oder Risiko?

Der österreichische Roboter-Rat soll sich mit wichtigen technischen Zukunftsfragen befassen. Mit der Vorsitzenden Sabine Köszegi und Andreas Kugi kommen zwei Mitglieder von der TU Wien.

Gemeinsame Foto mit einem Roboter

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Bundesminister Jörg Leichtfried und Roboterrat-Vorsitzende Sabine Köszegi

Roboter - Freund oder Gefahr?

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Roboter - Freund oder Gefahr?

Eine Bohrmaschine hat keine soziale Kompetenz und ein Toaster lernt nicht dazu. Doch mit solchen primitiven Geräten werden die Roboter von morgen kaum noch etwas gemeinsam haben. Heute entwickelt man Technologien mit vollkommen anderen Eigenschaften: Künstliche Intelligenz ermöglicht völlig neue Arten der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine, zukünftige Roboter werden nicht bloß vorgegebene Programme ausführen, sondern automatisch dazulernen.

Doch was bedeutet dieser Wandel für uns? Wie ändert sich dadurch unsere Arbeitswelt? Wie soll die Gesellschaft mit solchen neuartigen Technologien umgehen? Der österreichische Infrastrukturminister Jörg Leichtfried hat nun einen Roboter-Rat eingesetzt, der sich in den nächsten vier Jahren intensiv mit solchen Fragen beschäftigen wird. Vorsitzende des Roboter-Rats ist Prof. Sabine Köszegi vom Institut für Managementwissenschaften der TU Wien.

Mit Prof. Andreas Kugi vom Institut für Automatisierungs- und Regelungstechnik ist noch ein weiterer TU-Experte im achtköpfigen, interdisziplinär ausgerichteten Roboter-Rat vertreten. „Es wird in der Öffentlichkeit sehr viel über Robotik und Automatisierung diskutiert. Leider sind diese Diskussionen oft von Ängsten begleitet und es fehlt häufig eine realistische Einschätzung, was technisch machbar und was eher dem Bereich Science Fiction zuzuordnen ist“, meint Kugi. „Das Thema ist für ein Industrieland wie Österreich extrem wichtig und bietet – wenn man es richtig angeht – sehr viele Chancen. Ich hoffe, dass es dem Roboter-Rat gelingt, die Entwicklung einer langfristigen und nachhaltigen Robotik-Strategie für Österreich zu unterstützen.“

Interview mit der Roboter-Rat-Vorsitzenden Sabine Köszegi

TU Wien: Roboter und künstliche Intelligenz – mit diesen Themen sind viele Ängste verbunden. Verstehen Sie das?

Sabine Köszegi: Durchaus. Es ist ein faszinierendes Forschungsgebiet, bei dem man sich manchmal an Science-Fiction erinnert fühlt. Einer meiner Lieblingsfilme ist „Blade Runner“, da geht es um Roboter, die so menschenähnlich sind, dass man sie von echten Menschen gar nicht mehr unterscheiden kann. Es ist interessant, darüber nachzudenken, was das für die Gesellschaft bedeutet.

TU Wien: Aber wenn Roboter extrem intelligent werden, bedeutet das ja nicht notwendigerweise, dass sie menschenähnlich werden müssen.

Sabine Köszegi: Das stimmt, und das ist derzeit auch ein vieldiskutiertes Thema. Es gibt den Komplementaritäts-Ansatz, der davon ausgeht, dass Roboter Menschen nicht ersetzen, sondern entlasten bzw. ergänzen sollen. Sie können in Zukunft vermehrt Arbeiten übernehmen, die für Menschen zu anstrengend, zu gefährlich oder zu repetitiv sind. Der Mensch soll sich dadurch auf das konzentrieren können, was er gerne macht oder besser kann als Maschinen. Doch es gibt auch andere Zugänge. Der japanische Robotiker Hiroshi Ishiguro etwa arbeitet an humanoiden Robotern, mit dem Ziel, sie so menschenähnlich wie möglich zu gestalten.

TU Wien: Welche Fähigkeiten muss denn diese neue Generation von Robotern unbedingt haben?

Sabine Köszegi: Es geht darum, Roboter so auszustatten, dass sie für den Menschen sicher, berechenbar und möglichst einfach zu bedienen sind. Das bedeutet auch, dass man ihnen soziale Kompetenz beibringen muss, und dass sie eine hohe Kommunikationsfähigkeit aufbringen müssen. Mensch und Maschine werden in Zukunft eng kooperieren, und so wird der Roboter in eine große Bandbreite von Arbeitsbereichen eindringen.

TU Wien: Ist das ein Paradigmenwechsel – oder bloß die kontinuierliche Fortsetzung eines Technisierungsprozesses, der seit der Erfindung des Webstuhls andauert?

Sabine Köszegi: Nein, das ist schon ein disruptives Element. Wir stehen tatsächlich an einem Punkt, an dem sich ein dramatischer Wandel ankündigt. Maschinen, die selbst lernen, die nicht nur mechanisch vorgegebene Regeln abarbeiten, sondern sich an ihre Umgebung anpassen und autonom Entscheidungen treffen können, sind etwas vollkommen Neues. Wenn wir sehen, wie sehr schon das Smartphone unsere Gesellschaft verändert, dann können wir nur erahnen, was für Konsequenzen es haben wird, wenn intelligente Roboter in den verschiedensten Bereichen unserer Gesellschaft alltäglich werden. Genau über solche Fragen werden wir im Roboter-Rat nachdenken.

TU Wien: Lässt sich dieser technologische Wandel überhaupt gezielt gestalten?

Sabine Köszegi: Das glaube ich schon. Man spricht von „responsible robotics“ – das heißt, man soll nicht unbedingt alles umsetzen, was technisch möglich ist, sondern das, was gesellschaftlich wünschenswert ist. Auch in anderen Bereichen, etwa in der Gentechnologie, hat man sich auf gesetzliche Rahmenbedingungen geeinigt, und beschlossen, gewisse technische Möglichkeiten ungenutzt zu lassen. Aber natürlich will der Roboter-Rat nicht nur warnen, sondern auch anspornen: Die Frage ist, wo Österreich eigene Schwerpunkte setzen kann, und wo unsere Industrie an der Weltspitze mit dabei sein kann.

Prof. Sabine Köszegi leitet am Institut für Managementwissenschaften die Abteilung für Arbeitswissenschaft und Organisation. Ab Oktober wird sie zusätzlich auch immer wieder Zeit an der Universität Aarhus verbringen, sie nimmt am internationalen Forschungsprojekt „Integrative Social Robotics“ (INSOR) teil, das sozio-kulturelle und sozio-ökonomische Aspekte der Robotik beleuchtet.


Fotos: © BMVIT / Johannes Zinner