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Der Kuhkreislauf

Sauermolke wird heute oft einfach entsorgt – doch dafür ist sie viel zu schade. Ein Projekt der TU Wien errang nun beim „Sustainability Award 2020“ den zweiten Platz.

Der Wissenschaftler Oliver Spadiut im Labor

Projektleiter Oliver Spadiut

In der Natur wird kaum jemals etwas verschwendet – stattdessen gibt es Stoffkreisläufe, die über lange Zeit stabil bleiben. Auch in der Industrie müssen wir lernen, Stoffkreisläufe zu schließen. Einen Beitrag dazu leistet man am Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und technische Biowissenschaften der TU Wien: Unter dem Projekttitel „Circular Ecownomy“ wurde dort an Verfahren gearbeitet, Sauermolke für verschiedene Bioprozesse nutzbar zu machen. Dafür wurde das Team rund um Prof. Oliver Spadiut mit dem zweiten Platz beim „Sustainability Award 2020“ des Forums Umweltbildung ausgezeichnet.

Von der Kuh und zur Kuh zurück

Über 3 Millionen Tonnen Milch werden in Österreichs Molkereien jährlich verarbeitet. Das führt zur Produktion von rund 200.000 Tonnen Sauermolke. Sie besteht aus Wasser, Laktose, Proteinen, Mineralien, Vitaminen und Spuren von Fett. Derzeit wird diese Sauermolke entweder in Biogasanlagen zu Methan verarbeitet oder direkt als Tierfutter verwendet. Der Großteil davon muss allerdings entsorgt und in Kläranlagen verarbeitet werden. Das benötigt Energie – knapp 200 Gigawattstunden pro Jahr, verursacht somit Kosten von 45 Millionen Euro und einen CO2-Ausstoß von knapp 100.000 Tonnen pro Jahr.

Die TU Wien arbeitet gemeinsam mit österreichischen Molkereiunternehmen, unter anderen der NÖM, an der Entwicklung von Bioprozessen, mit denen die Sauermolke sinnvoll genutzt werden kann. Das Team von Oliver Spadiut hat viel Erfahrung darin, solche Bioprozesse zu designen, direkt im Bioreaktor zu analysieren und zu verbessern. „Dadurch kann man Wege finden, aus scheinbar wertlosen Ausgangsstoffen wertvolle Produkte zu erzeugen“, sagt Oliver Spadiut. So kann man etwa spezielle Hefesorten, Bakterien oder Algen gewinnen, die wichtige Futtermittelzusätze für Nutztiere sind. Damit wird der Kreislauf geschlossen.

Sustainability Award

Das Forum Umweltbildung arbeitet seit mehr als 30 Jahren im Bereich Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung in Österreich. Zum siebten Mal wurde vom Forum Umweltbildung nun der „Sustainability Award“ vergeben, in Anwesenheit von Bundesministerin Leonore Gewessler. Das TU Projekt „Circular Ecownomy“ errang dabei den zweiten Platz, der erste Platz ging an das Projekt „Zero Carbon Refurbishment“ der FH Salzburg.