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Das Klima wartet nicht

Auf der UN-Klimakonferenz COP 24 in Katowice präsentierten Forscherinnen und Forscher der TU Wien ihr Know-how und suchten das Gespräch mit Industrie, Medien sowie staatlichen Institutionen und regionalen Akteuren weltweit.

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Bundespräsident Alexander Van der Bellen (links), WKO Vizepäsidentin Ulrike Rabmer-Koller und Maroš Šefčovič, Vizepräsident der EU-Kommission und zuständig für die EU-Energieunion

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Stefan Müller, Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und technische Biowissenschaften

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Peter Heimerl (TU Wien–Forschungsmarketing), Carl W. Seitz (Kohlbach Energieanlagen), Moritz Bühner (EGGER Holzwerkstoffe), Simone Spitzer (Forschungsbereich Thermische Verfahrenstechnik und Simulation), Prof. René Hofmann (Institut für Energietechnik und Thermodynamik)

Nach der feierlichen Eröffnung des Österreich-Pavillons durch Bundespräsident Alexander van der Bellen präsentierte sich die Technische Universität Wien auf der COP 24 zunächst mit dem Thema "Erzeugung von grünen Treibstoffen". Dr. Stefan Müller von der Forschungsgruppe "Zukunftsfähige Energietechnik" am Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und technische Biowissenschaften zeigte am Beispiel des Projekts Heat-to-Fuel, was in diesem Bereich bereits möglich ist.

"Die Technologien, um die Klimaziele von Paris zu erreichen, sind bereits vorhanden. Wir müssen sie nur umsetzen" stellte Stefan Müller fest. Aus biogenen Reststoffen wie Stroh, Holzabfällen oder Klärschlamm können bereits heute CO2-neutral grüne Kraftstoffe für Flugzeuge, Schwertransporte und andere dringend benötigte Dienstleistungen gewonnen werden.

In einem eigenen Programmabschnitt im Österreich-Pavillon der WKO stellte die TU Wien neue Technologien und Innovationen für Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit vor. Prof. René Hofmann vom Institut für Energietechnik und Thermodynamik eröffnete seine Präsentation über Innovationen für Energiesysteme in der Industrie mit dem Statement: "1/3 der Energie weltweit wird von der Industrie benötigt. Der CO2-Ausstoß dieses Sektors kann durch Effizienzmaßnahmen und Nutzung erneuerbarer Energieträger erheblich reduziert werden." Er zeigte dann in beeindruckender Wiese eine Reihe von neuen Technologien und Methoden zur effizienteren Energienutzung auf, die an der TU Wien verfügbar sind.

Die Reise in eine dekarbonisierte Zukunft wurde fortgesetzt von Simone Spitzer, MSc aus dem Forschungsbereich Thermische Verfahrenstechnik und Simulation, der von Prof. Michael Harasek geleitet wird. Durch die Integration von Biogasaufbereitung in Power-to-Gas-Systeme kann das bei der Biogasproduktion entstehende CO2 in den Brenn- und Treibstoff Methan übergeführt und damit ein CO2-Kreislauf geschlossen werden. Das neue Trennverfahren der TU Wien, HylyPure®, ermöglicht eine energie- und kosteneffiziente dezentrale Versorgung mit H2 aus Elektrolyse mit Überschussstrom über bestehende Erdgasnetze.

Weitere Innovationen der TU Wien, die zu einer deutlich nachhaltigeren Wirtschaftsweise verhelfen, wurden von Peter Heimerl vom Forschungsmarketing der TU Wien vorgestellt – der die Präsentationen der TU Wien auf der COP 24 initiiert und koordiniert hat. Der Tenor durch alle TU-Präsentationen war: Die TU Wien hat bereits eine Reihe von neuen Methoden und Verfahren erforscht und großteils in Pilotanlagen erprobt. Als Forschungseinrichtung kann sie das nötige Know How für eine weltweite Umsetzung und intelligente Anwendung von klimafreundlichen Technologien für Politik und Wirtschaft zur Verfügung stellen.

Auch österreichische Firmen trugen ihre Erfahrungen mit Systemen für die Versorgung mit nachhaltigen Energieformen zum Programm der TU Wien sowie zur Diskussion mit dem Publikum bei: EGGER Holzwerkstoffe sowie Kohlbach Energieanlagen. Der Beitrag von M U T in Stockerau fiel leider einer Infektion des Referenten zum Opfer.

Die Präsentationen und der Dialog mit dem Publikum machte klar: Neben Forschungseinrichtungen und Unternehmen, welche neue Technologien bereitstellen können, sowie einer Vielzahl von Firmen, die sie breit einsetzen können und wollen, braucht es auch die Politik. Sie sollte schnellstmöglich die Weichen für den breiten Einsatz eines vielfältigen Spektrums an erneuerbaren Energien und Innovationen zur Senkung der CO2-Freisetzung stellen.

Mittlerweile sind wirkungsvolle Maßnahmen noch rascher nötig, um das Ziel des Pariser Übereinkommens von 2015 zu erreichen. Damals wurde beschlossen, die globale Erwärmung gegenüber einem vorindustriellen Niveau unter 2°C zu halten. "Laut dem Umweltforscher Johan Rockström müssen wir dafür alle zehn Jahre unsere CO2-Emissionen um die Hälfte reduzieren und alle fünf Jahre die Nutzung erneuerbarer Energien verdoppeln", rief Stefan Müller auf der COP 24 in Erinnerung. "Wenn wir diese Ziele ernst nehmen, müssen wir alle nachhaltigen Technologien, die uns zur Verfügung stehen, so schnell wie möglich einsetzen."

Ob die Maßnahmen, die drei Jahre nach der offiziellen Verabschiedung der Klimaziele von der Politik formuliert werden, hilfreich oder sogar ausreichend sein werden, bleibt abzuwarten. Die Eröffnungsrede von Bundespräsident Alexander Van der Bellen gibt aber Hoffnung, dass die Wichtigkeit des Themas zumindest erkannt wurde. Auch er warnte vor einem drohenden Klimakollaps, der alle Menschen gleichermaßen betreffe und versprach bereits im Vorfeld der UN-Klimakonferenz: "Wir werden rasch handeln und mehr tun als bisher."

Fotos und Präsentationen unter www.tuwien.ac.at/cop24, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster