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COVID-19: Stadt und Land in der Pandemie

Sind urbane Zentren die hauptsächlichen Treiber der Pandemie? Nein, sagt ein Forschungsteam der TU Wien.

Die Entwicklung der Anzahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner im Jahr 2020 in den vier Raumtypen.

Die Entwicklung der Anzahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner im Jahr 2020 in den vier Raumtypen.

Vielen Menschen auf engem Raum, das muss während einer Pandemie zwangsläufig mit einer höheren Zahl an Kontakten und Ansteckungen zu tun haben – könnte man meinen. Ein Team des Instituts für Raumplanung der TU Wien analysierte das nun genauer und stellte fest: Die Städte sind nicht die Treiber der Pandemie, in ländlichen Gegenden waren die Spitzenwerte der Infektionszahlen sogar höher.

Schon seit Monaten gibt es Statistiken über unterschiedliche Entwicklungen der Corona-Fallzahlen in unterschiedlichen österreichischen Bundesländern und Bezirken. Wenig Augenmerk wurde bisher allerdings darauf gerichtet, wie sich die Entwicklung der Pandemie in ländlichen Regionen von jener in urbanen Regionen unterscheidet. Diese Lücke wurde nun von einem Forschungsteam der TU Wien geschlossen: Selim Banabak, Robert Kalasek, Florian Pühringer und Yanli Zhang sind Stadtforscher arbeiten am Forschungsbereich für Stadt- und Regionalforschung der TU Wien. Aggelos Soteropoulos ist Mobilitätsforscher am Forschungsbereich für Verkehrssystemplanung der TU Wien.

Österreich in vier Kategorien

Das Team nutzte die Typisierung der Statistik Austria, die Österreichs Gemeinden in vier Kategorien einteilt: In urbane Zentren – etwa Wien oder Linz, in regionale Zentren – etwa Bezirkshauptstädte, in ländliches Umland von Zentren und in ländlichen Raum abseits von Zentren. Dann wurde analysiert, wie sich die Infektionszahlen in diesen vier Raum-Kategorien entwickelten.

Sowohl bei der ersten Welle im Frühling 2020 als auch bei der zweiten Welle blieben die Spitzenwerte in den urbanen Zentren unter den Werten der anderen Kategorien. „Die Städte sind also nicht der Treiber der Pandemie“, betont Robert Kalasek. Die Maßnahmen scheinen in den Städten früher und nachhaltiger zu wirken: Bis Oktober lag die Neuinfektionszahl in urbanen Zentren noch höher als am Land, doch mit dem Beginn der Maßnahmen im Herbst verlangsamte sich das Wachstum, und die Städte wurden von ländlichen Gegenden überholt.

„Dem höheren Kontaktrisiko in den Städten stehen also offenbar auch gegenläufige Kräfte gegenüber, die in den Städten stärker wirksam werden als anderswo“, meint Robert Kalasek.

Eine ausführlichere Analyse der Ergebnisse hat das Team in „Der Standard“ präsentiert., öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

COVID-19 - Regionale Entwicklung in Österreich (März 2020 - Jänner 2021)