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Christoph Luchsinger - Professor für Städtebau und Entwerfen

Der engagierte Vielarbeiter bewegt sich routiniert sowohl in Architekturtheorie als auch in der Praxis.

Christoph Luchsinger

Christoph Luchsinger

Christoph Luchsinger

Die Postmoderne brachte in Architektur und Städtebau eine Abkehr von der Idee, man könne die gesamte Lebenswelt der Menschen auf dem Reißbrett entwerfen. „Die Stadtplaner haben sich seither wieder stärker für gewachsene Strukturen und die Dynamik des Urbanen interessiert“, erklärt Christoph Luchsinger, seit März 2009 Universitätsprofessor für Städtebau und Entwerfen und Vorstand des Instituts für Städtebau, Landschaftsarchitektur und Entwerfen an der Technischen Universität (TU) Wien. Gewachsene Strukturen und dynamische Prozesse zu analysieren und das dabei gewonnene Wissen bei Neuplanungen umzusetzen ist eines der Ziele des leidenschaftlichen Vermittlers zwischen Praxis und Theorie von Architektur und Städtebau.

Studieren und Forschen am realen Objekt

Die Lehre ist Luchsinger bei seiner Arbeit an der TU Wien ein besonderes Anliegen. „In unseren Lehrveranstaltungen bearbeiten die Studierenden konkrete Projekte und sammeln dabei schon früh wertvolle Projekterfahrung“, sagt Luchsinger. Jüngst konnten sich seine Studierenden beispielsweise in der Lehrveranstaltung „StädtebauStudio“ Konzepte mit der Planung eines großen Stadtentwicklungsareals in Wien Floridsdorf auseinandersetzen. Neben der inhaltlichen Herausforderung, im großen Maßstab zu entwerfen und zu planen und dem Zeitdruck, mit dem die NachwuchsarchitektInnen umzugehen lernen, machen sie erste Erfahrungen mit Wettbewerbssituationen, wie auch mit der Arbeit in heterogenen Projektgruppen. Luchsinger: „Heute gibt es kaum mehr Einzelkämpfer in unserer Profession, nahezu alle Projekte entstehen in Teams.“

Eigenes Architekturbüro in Luzern

Neben seiner Professur in Wien betreibt der gebürtige Schweizer zusammen mit seinem Architektenkollegen Max Bosshard ein Architekturbüro in Luzern, das schon 20 Jahre lang existiert. Die Arbeiten im Büro decken die ganze Bandbreite von Architektur und Stadtplanung ab. „Zurzeit arbeiten wir beispielsweise an der  Rekonstruktion eines Luzerner Seebades aus dem 19. Jahrhundert, dessen Holzstruktur wir ausgehend von alten Plänen und Fotos wieder an den ursprünglichen Zustand annähern wollen, nach den vielen Umbauten, die es über die Jahrzehnte gab“, erklärt er. Weitere Projekte der jüngsten Zeit waren ein neues Raumentwicklungskonzept für die Stadt Zürich, die Überarbeitung der Zonenordnung der Stadt Luzern, genossenschaftlicher Wohnbau in Luzern oder die Totalsanierung eines Schulhauses aus den frühen 1970er Jahren in Winterthur.

Leidenschaft wird zum Beruf

Sein Zeichenlehrer am Gymnasium weckte Luchsingers Begeisterung für Architektur. „Eigentlich war es reiner Zufall, ein Schulkollege hat damals Architektur als Wahlfach vorgeschlagen, seither bin ich dabei“, schildert er seine erste Begegnung mit einer Leidenschaft, die zum Beruf wurde. Mit seinem Architekturstudium begann er in den frühen 1970er Jahren, zu einer Zeit, in der schwelende Generationenkonflikte und die Politisierung des Studiums viele Diskussionen auslösten. „Das war der Beginn der Postmoderne, und es herrschte ein ungemein fruchtbares Klima und eine große Offenheit für Neues“, erinnert sich Luchsinger. Als Persönlichkeiten, die damals den größten Einfluss auf seine Entwicklung ausübten, nennt er den Städtebauhistoriker Paul Hofer und den italienischen Architekten Aldo Rossi, eine Schlüsselfigur der Postmoderne. In den 1980er Jahren war Luchsinger wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent für Städtebaugeschichte an der ETH Zürich. Danach, zwischen 1990 und 1999, arbeitete er als auf Stadtentwicklung und Städtebau spezialisierter Redakteur für die schweizerische Zeitschrift „Werk, Bauen+Wohnen“. Es folgte eine Lehrtätigkeit in Städtebau an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW), die er bis zu seiner Berufung an die TU Wien im März 2009 ausübte.

Frühe Faszination für Wien

Seit einem ersten Besuch in Wien, den der damals Vierzehnjährige als erste große Auslandreise ohne seine Eltern absolvieren durfte, ist Luchsinger von der Größe und der Lebenskultur dieser Stadt fasziniert. „Seit Ostöffnung und EU-Beitritt hat sich das Klima der Offenheit und der Neugierde in Wien noch verstärkt, all das sind sehr wichtige Voraussetzungen für unseren Beruf“, ist Luchsinger überzeugt. Seine Freizeit ist großteils von der Arbeit geprägt. „Ich arbeite selten nicht, deshalb habe ich fast alle meine Hobbys nach und nach aufgegeben, mit Ausnahme meiner Faszination für Städte“, sagt er. Heute pendelt Luchsinger zwischen Wien und Luzern, wo seine Frau und deren Tochter leben. Bleibt doch einmal etwas Zeit übrig, so kocht er gerne oder genießt eine gute Flasche Wein mit Freunden.

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