News

China ehrt Prof. Herbert Mang

Das wissenschaftliche Lebenswerk des TU Wien-Professor Herbert Mang wurde nun mit der höchsten Auszeichnung gewürdigt, die China für Forschungsleistungen aus dem Ausland vergibt.

Prof. Herbert Mang

Prof. Herbert Mang (Mitte) erhält die höchste chinesische Auszeichnung für ausländische Wissenschaftler

Der "International Science and Technology Cooperation Award" ist eine außerordentlich prestigeträchtige Auszeichnung: Es ist der höchste Wissenschaftspreis, den China an ausländische Forscher_innen vergibt, die eine Schlüsselrolle für die wissenschaftliche Entwicklung Chinas gespielt haben.

Von den zehn Preisen, die dieses  Jahres vergeben wurden, ging erstmals auch einer nach Österreich – an den Bauingenieur Prof. Herbert Mang von der TU Wien, der wichtige Beiträge zur Stabilitätslehre geleistet hat und sich außerdem über viele Jahre hinweg dafür einsetzte, die Beziehungen zwischen österreichischer und chinesischer Forschung zu vertiefen. Von den übrigen Preisen gingen drei an die USA und jeweils einer an Großbritannien, Russland, Finnland, Italien, Norwegen und Pakistan.

Der Preis wurde am 10. Jänner 2020 in der Großen Halle des Volkes in Peking persönlich von Staatspräsident Xi Jinping verliehen.

Computerverfahren für die Strukturmechanik

Herbert Mang arbeitete an Forschungsfragen mit hohem praktischen Nutzen: Er berechnete das Stabilitätsverhalten von Brücken, er untersuchte Einsturzursachen von Kühltürmen, er lieferte wichtige Beiträge zur Strukturmechanik von Konstruktionen aus Stahl und Beton. Bereits in den Siebzigerjahren benützte er dafür aufwändige Computerverfahren. Mit ihnen löste er nicht nur konkrete praktische Probleme, er entwickelte die Methoden auch ständig weiter. Gerade in den Ingenieurwissenschaften müssen Grundlagenforschung und angewandte Forschung Hand in Hand arbeiten – davon war Herbert Mang immer überzeugt.

Als erster österreichischer Bauingenieur hielt er 1974 an der TU Wien eine Vorlesung über Methode der finiten Elemente. Mittlerweile wird diese Rechenmethode, bei der Bauteile rechnerisch in viele kleine Einzelteile zerlegt werden, in unzähligen Bereichen der Forschung eingesetzt – etwa um das Tragevermögen und das Stabilitätsverhalten einer Baukonstruktion zuverlässig vorherzusagen.

Von der TU Wien nach Amerika – und wieder zurück

Herbert Mang erhielt zunächst 1970 ein Doktorat an der TU Wien, als Fulbright-Fellow wurde er dann 1974 an der Texas Technological University außerdem zum Ph.D. promoviert. Mit einem Max-Kade-Stipendium ging er dann an die renommierte Cornell University, wo er unter anderem seine Habilitatsionsschrift verfasste, die dann an der TU Wien akzeptiert wurde. Während er in Wien in den Sechzigerjahren noch mit Papier und Bleistift gearbeitet hatte, wurde er in den USA intensiv in die Computermethoden der Strukturmechanik eingeführt und brachte das erarbeitete Wissen dann zurück nach Österreich.

Herbert Mang bekleidete im Lauf der Jahre eine Vielzahl wichtiger Ämter: Er war nicht nur Dekan der Fakultät für Bauingenieurwesen und Prorektor unter Rektor Peter Skalicky, sondern auch von 1995 bis 2003 Generalsekretär und von 2003 bis 2006 Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Außerdem war er stellvertretender Vorsitzender des österreichischen Wissenschaftsrates, der den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung berät.

Zahlreiche Preise

Die Liste von Mangs wissenschaftlichen Auszeichnungen ist lang – er ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Organisationen und Akademien, u.A. der U.S. National Academy of Engineering und der Chinese Academy of Engineering, mehrfacher Ehrendoktor, Träger des Karl-Innitzer-Preises, des Großes Goldenes Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich sowie des Österreichisches Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse. Bis heute setzte er sich immer intensiv für internationale Zusammenarbeit ein und pflegte enge Kontakte sowohl in die USA als auch nach China.

Seine Aktivitäten in China reichen bis in die frühen 1980er Jahre zurück. 1981 war er als UNIDO-Fachexperte für 3 Monate am Zhengzhou Research Institute for Mechanical Engineering tätig. Seit dieser Zeit betreute er regelmäßig chinesische Dissertant_innen und Post-Docs an seinem Institut an der TU Wien. Seine jahrelange intensive Kooperation mit der Tongji University (die als führende Chinesische Universität im Bauingenieurwesen gilt) führte 2012 zu seiner Berufung zum National RPGE Chair Professor und 2017 zum Full Professor am College of Civil Engineering der Tongji University.

Dieses rund 40jährige Engagement wurde nun vom chinesischen Staatspräsidenten mit dem "2019 International Science and Technology Cooperation Award“ gewürdigt.

Gegenüber chinesischen Medien verwies Herbert Mang auf die rasante Aufholjagd Chinas im Bereich Wissenschaft und Technologie und hob die jahrzehntelange erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen China und Österreich im Bauwesen hervor: "Ich bin optimistisch, dass die gegenseitige wissenschaftliche Wertschätzung chinesischer und österreichischer Forscher zu einer weiteren Intensivierung der gemeinsamen Forschungsaktivitäten zum Nutzen beider Länder und darüber hinaus führen wird", betonte Mang.