News

Carl Auer von Welsbach – ein Pionier der Kernphysik

Carl Auer von Welsbach (1858-1929) ist ohne Zweifel einer der berühmtesten Chemiker in der Geschichte Österreichs. Heute vor hundert Jahren publizierte er eine Beobachtung, die ihn als Pionier eines ganz anderen Fachgebiets auszeichnen: den Nuklearwissenschaften. Ein Projekt unter Beteiligung des Atominstituts soll die Umstände der für damalige Verhältnisse unglaublichen Entdeckung der Neutronenaktivierung dieses österreichischen Genies näher erörtern.

Carl Auer von Welsbach (1858-1929 (Copyright OENB)

1 von 2 Bildern oder Videos

Carl Auer von Welsbach (1858-1929 (Copyright OENB)

Carl Auer von Welsbach (1858-1929 (Copyright OENB)

Original-Faksimile von Auer von Welsbach

1 von 2 Bildern oder Videos

Original-Faksimile von Auer von Welsbach

Original-Faksimile von Auer von Welsbach

Wer in der österreichischen Wissenschaftsgeschichte kramt, wird an einem Namen nicht vorbeikommen: Carl Auer von Welsbach – Chemiker, Techniker, Erfinder, Entdecker von Elementen, Unternehmer, Philanthrop, Kernphysiker. Kernphysiker?! Vertreter einer Wissenschaftsdisziplin, die zu Auer von Welsbachs produktivsten Schaffensperioden noch nicht einmal eingeführt war? Heute vor 100 Jahren publizierte Carl Auer von Welsbach eine bemerkenswerte Beobachtung: Dass ein radioaktives Präparat von Thorium-230 („Ionium“) in der Lage sei, in fremden Körpern Radioaktivität zu induzieren. Eine Entdeckung, die mit dem damaligen Wissensstand nicht in Einklang zu bringen war, ist Radioaktivität an sich nun einmal nicht „ansteckend“. Auer von Welsbach schließt seine damals leider wenig beachtete, kurze Notiz mit dem prophetischen Satz: „Vielleicht bilden manche [dieser Erscheinungen] wichtige Fingerzeige für die weitere Erforschung des so geheimnisvollen Gebietes der Radioaktivität“. In diesem Satz steckt sehr viel Wahrheit.

Nur eine unter den damaligen Experimentbedingungen vorstellbare Strahlenart vermag es, andere Körper zu aktivieren: Neutronenstrahlung. Das Neutron wurde erst 22 Jahre später entdeckt. Doch wie erklärt sich die plötzliche Neutronenstrahlung aus einem „normalen“ radioaktiven Präparat? „Dieser Frage sind wir auf der Spur“, erklärt Georg Steinhauser vom Atominstitut der Technischen Universität Wien. „Es gibt hierzu mehrere Theorien, denen wir in einem fächerübergreifenden Projekt nachgehen werden.“ Während am Atominstitut Untersuchungen an Originalpräparaten aus dem Laboratoriumsnachlass von Carl Auer von Welsbach geplant sind, um das damalige Experiment zu wiederholen, wird sich die historische Arbeit auf die Bestände des Auer von Welsbach-Museums in Althofen konzentrieren. Dessen Leiter, Roland Adunka, hat in den vergangenen Jahren einen wahren Schatz an Dokumenten und Unterlagen zusammengetragen. Der Aufarbeitung der Laborprotokolle zu dieser Beobachtung kommt besondere Wichtigkeit zu. Doch wer glaubt, die fragliche Stelle im Protokoll würde die Frage auf Anhieb klären, irrt: „Auer von Welsbach führte seine Notizen nicht nach heutigen Gebräuchlichkeiten, sondern ausgesprochen lückenhaft und kryptisch.“, erklärt Adunka. Mehr noch – Gerd Löffler, Physiker und Wissenschaftshistoriker an der Universität Klagenfurt, betont: „Auers von Welsbach Laboraufzeichnungen waren schlichtweg nicht dazu gedacht, anderen Leuten später Einblicke in seine Arbeit zu gewähren. Was ihm selbst klar oder logisch erschien, hat er nicht notiert.“

Dennoch ist das Trio zuversichtlich, das Rätsel jener 100 Jahre alten Publikation zu lösen. Das deklarierte Ziel: Dem Namen Dr. Carl Auer von Welsbach jenen Platz in der Nukleargeschichte zuzuweisen, der ihm gebührt. Schließlich war er mit dieser scharf beobachteten Unvereinbarkeit des damaligen Wissensstandes seiner Zeit um Jahrzehnte voraus.

Webtipp: <link http: science.orf.at stories>

science.orf.at/stories/1645397/, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster



Kontakt:
Dr. Georg Steinhauser
Atominstitut, Technische Universität Wien
Stadionallee 2, 1020 Wien
T: +43-1-58801-14189
<link>georg.steinhauser@ati.ac.at

Roland Adunka
Auer von Welsbach-Museum
Burgstr. 8, 9330 Althofen
T: +43 (0) 4262 4335
<link http: www.althofen.at welsbach.htm>

www.althofen.at/welsbach.htm, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster


<link>rolandadunka@aon.at
Öffnungszeiten: Ab 1. Mai täglich außer montags von 10.00-17.00, ebenfalls geöffnet, wenn Montage auf Feiertage fallen.