News

Architektur und Baukasten: Erkenntnisform - Schönheitsform - Lebensform

Am Institut für Künstlerische Gestaltung, Abteilung Plastisches Gestalten, werden binnen eines Jahres (März 01 - Februar 02) Baukästen und Bauspiele - das Institut beherbergt eine Sammlung historischer Baukästen, Pläne und Spielanleitungen - erforscht, bearbeitet, rekonstruiert. Das Projekt wird vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung mit (fast) einer halben Million Schillingen getragen.

Walter Gropius, Der Baukasten im Großen, aus bauhausbücher Nr. 3, 1923

1 von 3 Bildern oder Videos

Walter Gropius, Der Baukasten im Großen, aus bauhausbücher Nr. 3, 1923

Walter Gropius, Der Baukasten im Großen, aus bauhausbücher Nr. 3, 1923

Ingenius Baby, Karl August Jüngst (Wilhelm Kreis), Wien 1924/25

1 von 3 Bildern oder Videos

Ingenius Baby, Karl August Jüngst (Wilhelm Kreis), Wien 1924/25

Ingenius Baby, Karl August Jüngst (Wilhelm Kreis), Wien 1924/25

Ingenius Baby, Wien 1924/25; Deckblattentwurf von Wilhelm Willrab

1 von 3 Bildern oder Videos

Ingenius Baby, Wien 1924/25; Deckblattentwurf von Wilhelm Willrab

Ingenius Baby, Wien 1924/25; Deckblattentwurf von Wilhelm Willrab

Ausgehend von den theoretischen Überlegungen des Pädagogen Friedrich Fröbel (1782-1852), der als 'Erfinder des Kindergartens' in unsere Geschichte Eingang gefunden hat, und den von ihm im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts entwickelten Spielgaben, wird nach der Ideengeschichte von Architekturspielen gefragt - und dies mit Blick auf die spezifische Form und Gestalt, auf Gebrauchs- und Funktionsweisen, wie auf die sogenannt erzieherischen Implikationen der Objekte. Die verschiedenen Perspektiven der Untersuchung finden ihre kategoriale Entsprechung in der von Fröbel konzipierten Einteilung des Gebrauchs von Bauspielen in Erkenntnisform, Schönheitsform und Lebensform. Die Befragung zielt also einmal auf Struktur und Gestaltungsmöglichkeiten der Objekte, einmal auf die ästhetische Erscheinung - Fröbels Bildformen -, und einmal auf Momente der Nachahmung und Nachbildung.

Der Baukasten wird zunächst als Produkt einer an der euklidischen Geometrie gemessenen Vorstellung von Raum, Rationalität und Wissen anhand einer historischen Analyse der architektonischen Ausbildungspraxis betrachtet. Ausgehend von der hauseigenen Sammlung, die auch in der Gestaltungslehre zum Einsatz gelangt, wird der Baukasten als potenzielles Entwurfsinstrumentarium für ArchitektInnen geprüft.

Darüberhinaus interessiert der Baukasten als Instrumentarium von ästhetischem und auch sozialem Training, wie er Kindern - und hier vor allem den Knaben als kleinen Weltenbaumeistern - an die Hand gegeben wurde. Es wird dabei mit kulturwissenschaftlichem Interesse nach der Steuerung der Spielvorgänge durch die Konzeption von Lernbehelfen und den zugrundeliegenden, historisch jeweils verschiedenen Konstruktionen von Kindheit gefragt.

In einem weiteren Schritt wird der Baukasten als Problem der modellhaften Darstellung von Architektur aufgefasst werden. Anhand ausgewählter Entwürfe soll der Baukasten als Instrument eines modellhaften Bauens vorgeführt werden - eines Bauens, das sich als Abbildmodell des Gestaltungsmodelles versteht, mit dem im Entwurfsprozess agiert wurde. Anhand der Baukästen werden signifikante Gattungen von Modellbildungen architektonischer Entwurfsprozesse erarbeitet. Die Ergebnisse werden in einem breiteren architekturhistorischen Kontext ausgewertet werden und dienen dazu, Architekturen im Kontext einer allgemein anwendbaren Theorie zu betrachten.