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Alexia Fürnkranz - Prskawetz – Professorin für Mathematische Ökonomie am Institut für Wirtschaftsmathematik

Die Expertin für Bevölkerungsökonomie vergleicht ihr Fachgebiet Wirtschaftsmathematik mit Bergsteigen vom Nebel in die Sonne. Jüngste Forschungsarbeiten der Wienerin untersuchen die Auswirkungen von Bevölkerungsalterung auf Produktivität und Wirtschaftswachstum. Privat ist die Mutter einer Tochter auf den Hund gekommen und verbringt ihre Freizeit auch auf dem Rücken der Pferde.

Alexia Fürnkranz-Prskawetz

Alexia Fürnkranz-Prskawetz

Alexia Fürnkranz-Prskawetz

Die Bevölkerungsökonomin

Die gebürtige Wienerin Alexia Fürnkranz-Prskawetz interessierte sich während ihrer Schulzeit im Realgymnasium besonders für die Fächer Mathematik und Geografie. 1984 begann sie an der TU Wien Technische Mathematik zu studieren. „Für eine Frau war das damals ein ziemlich exotisches Fach. Von meiner Familie wurde ich bei dieser Entscheidung sehr unterstützt. Ich kann mich erinnern, dass mich speziell mein Vater zum Fortsetzen des Studiums ermuntert hat.“ Immer wieder denkt sie auch an die Aussage Prof. Nöbauers im ersten Semester: “Es sei bei der Mathematik wie beim Bergsteigen im Nebel. Irgendwann durchbricht man den Nebel und sieht die Sonne. So war es dann auch nach einer ersten Durststrecke bei mir und die Mathematik – insbesondere ihre Anwendungen auf ökonomische Fragestellungen - hat mich nicht mehr losgelassen“, erzählt Professor Fürnkranz-Prskawetz. An das Diplomstudium hängte sie 1989 ein Doktorratsstudium an. Mit einem Fulbright-Stipendium ging Fürnkranz-Prskawetz für ein Jahr nach Chicago, wo sie einen Master in Ökonomie absolvierte. 1992 schloss sie ihre Dissertation, bei dem TU-Professor Gustav Feichtinger, ebenfalls vom Institut für Wirtschaftsmathematik, ihr Betreuer war, ab. Im Anschluss lernte Fürnkranz-Prskawetz den Wissenschaftsbetrieb der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) kennen. Von 1992 bis 1998 war sie dort als Post doc am Institut für Demografie beschäftigt. Ein Jahr später und nach Abschluss ihrer Habilitation ging die neue TU-Professorin mit einem Max-Kade-Stipendium abermals für ein Jahr in die USA, nach Berkeley, wo sie sich weiteres Wissen auf dem Gebiet der Bevölkerungsökonomie aneignete. Danach verbrachte die Mutter einer sechsjährigen Tochter fünf Jahre im Ausland am Max-Planck-Institut für Demografische Forschung in Rostock. Fürnkranz-Prskawetz leitete dort eine eigene Forschungsgruppe zu Modellierungen der Interaktion von „Bevölkerung, Öknomie und Umwelt“. Im Jahr 2003 kehrte sie wieder an die ÖAW zurück und wurde dort Leiterin der Abteilung für Bevölkerungsökonomie und stellvertretende Direktorin. Am 1. Februar 2008 folgte die Mathematikerin einem Ruf als Universitätsprofessorin für Mathematische Ökonomie am Institut für Wirtschaftsmathematik der TU Wien.

Forschungsschwerpunkt: Agglomerationsprozesse in alternden Gesellschaften

 
Mit dem Thema „Agglomerationsprozesse in alternden Gesellschaften“ beschäftigt sich die studierte Mathematikerin und Ökonomin seit 2008 nun auch im Rahmen eines gleichnamigen WWTF Projekts, das mit 517.700 € gefördert wird, schwerpunktmäßig. Unter einem Agglomerationsprozess wird die gehäufte Ansiedelung von Industrien und Produktionsprozessen in bestimmten Regionen verstanden. Fürnkranz-Prskawetz und ihr Team setzen die dazu existierenden mathematisch-ökonomischen Erklärungsmodelle, die Agglomeration (Anhäufung) mit Hilfe von Angebot und Nachfrage erklären mit Verschiebungen in der Altersstruktur der Gesamt- und der arbeitenden Bevölkerung in Beziehung. Dass die Altersstruktur Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum hat, unterstrich die TU-Forscherin mit den Erkenntnissen einer Studie, aus der hervorgeht, dass die 50 bis 64-Jährigen am meisten zum Wirtschaftswachstum beitragen. „Die Relation zwischen Altersstruktur einer Bevölkerung und ökonomischen Variablen kann durch die unterschiedlichen ökonomischen Aktivitäten im Lebenszyklus erklärt werden. So wissen wir aus empirischen Daten, daß das Konsum-, Spar- und Investitionsverhalten über das Alter variiert“, erläutert Fürnkranz-Prskawetz. Diese Änderungen in ökonomischen Aktivitäten in  unterschiedlichen Phasen im Lebenszyklus und in Abhängigkeit eines wachsenden Planungszeithorizonts auf individueller Ebene (bedingt durch die steigende Lebenserwartung) möchten sie und ihre MitarbeiterInnen mit mathematischer Theorie beschreiben. Ein Verständnis der individuellen Verhaltensmuster – als Reaktion auf sinkende Fertilitätsraten und wachsende Überlebenswahrscheinlichkeiten und eingebettet in unterschiedliche strukturelle, institutionelle und kulturelle Rahmenbedingungen – ist zwingend um entsprechende wirtschaftspolitische Empfehlungen auf der Makroebene zu geben.
Zwei anderen Schwerpunkten möchte sich Professor Fürnkranz-Prskawetz im Rahmen ihrer Tätigkeit ebenfalls widmen. Zum einen handelt es sich darum zeitdynamische Modelle in der Ökonomie um eine weitere dynamische Variable - die Altersstruktur der Bevölkerung – zu erweitern. Zum anderen untersucht sie die Interaktion von ökonomischen Prozessen zwischen der Mikro- und Makroebene. „Es wäre falsch von individuellen Entscheidungsmechanismen direkt auf das Makroverhalten einer Ökonomie zu schließen. Umgekehrt wäre es falsch Makrogrößen bei Entscheidungsprozessen auf der Mikroebene zu ignorieren.“
 
Win-win-Situation in der Lehre

In der Lehre betonte Fürnkranz-Prskawetz, dass ihr das Feedback ihrer Studierenden sehr wichtig sei und sie auf interaktive Lehrveranstaltungen großen Wert lege. Aus den Forschungsschwerpunkten heraus ergeben sich viele interessante Fragestellungen und Themen welche auch Basis von verschiedenen Lehrveranstaltungen bilden. „Neben der Vermittlung der entsprechenden ökonomischen Modelle und mathematischen Methoden, ist es mir vor allem wichtig das Interesse für das Fachgebiet der mathematischen Ökonomie zu wecken. Für mich ist die Lehre eine ‚Win-win-Situation’ und eine große Herausforderung, da ich auch von den Fragestellungen und Diskussionen mit StudentInnen sehr profitiere.“ Von der eigenen Forschung zieht die Lehre auf jeden Fall einen Nutzen und umgekehrt profitiert auch die Forschung von der Lehre. Insgesamt handelt es sich bei den TeilnehmerInnen meiner Lehrveranstaltungen um eine sehr angenehme, überschaubare Menge“, erzählt die Professorin.

Tierliebe und Familie


Als Hobby bezeichnet die aus Wien stammende Mathematikerin vor allem ihre Familie. Mit ihrer Tochter, die sechseinhalb Jahre alt ist, verbringt sie viel Zeit. Darüber hinaus ist Alexia Fürnkranz-Prskawetz begeisterte Hundebesitzerin. Ihr Mann ist ebenfalls Professor, in Darmstadt. „Da bedarf es schon einer intensiven Freizeitplanung. Einen Ausgleich geben mir Freizeitaktivitäten, wie Wandern, Reiten, Schifahren und Reisen, aber auch Konzert- und Theaterbesuche mit meiner Tochter. Es bedarf allerdings guter Planung und der Mithilfe der Großeltern um Beruf und Familie zu managen.“
Für ihre berufliche Tätigkeit wünscht sich Fürnkranz-Prskawetz weiterhin eine starke internationale Präsenz. Sie betonte auch, dass die Forschung für sie einen sehr hohen Stellenwert habe. An der TU möchte sie durch ihre Forschungsgruppe die Bedeutung ökonomischer Grundkenntnisse, sowie die formale Beschreibung ökonomischer Prozesse für technisch orientierte Studienrichtungen, unterstreichen.