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A Huus für d‘Lüt

Verwirklichung eines weiteren Tactical Urbanism Projekts im Rahmen des Wahlmoduls Stadt und Landschaft

Team: menschen in weißen T-Shirts stehend und sitzend, rechts hinten großer roter Sonnenschirm

© TU Wien / Lina Martin

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Das Team von A Huus für d'Lüt.

Pavillion alt

© TU Wien / Katrin Hagen

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Der alte Pavillon (März 2025 – Virglar Hoschtat)

Pavillon neu

© TU Wien / Katrin Hagen

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Das neu gestaltete A Huus für d'Lüt (Juni 2025)

Pavillon neu 2

© TU Wien / Katrin Hagen

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Das neu gestaltete A Huus für d'Lüt (Juni 2025)

Jugendliche geraten in der öffentlichen Stadtstruktur immer mehr an den Rand. Doch was brauchen sie, um sich im öffentlichen Raum willkommen und wohl zu fühlen? Wie kann es gelingen, sie wieder stärker in das Zentrum zu holen - Verdrängung in ein Miteinander zu verwandeln? 

Genau diese Fragen beschäftigten die Marktgemeinde Lustenau in Vorarlberg. Nach einer im Vorfeld stattgefundenen Sozialraumanalyse mit 150 Lustenauer Jugendlichen bzw. Schüler_innen durch Jan Gartner von Raumpioniere – Agentur für StadtmacherInnen, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, beauftragte die Marktgemeinde Lustenau ihn gemeinsam mit der Fakultät für Architektur und Raumplanung der TU Wien, einen entsprechenden Prozess zu starten. 

Vorausgegangen waren zwei temporäre Projekte im Sinne des Tactical Urbanism, die bereits in enger Kooperation mit Raumpioniere und den Forschungsbereichen Örtliche Raumplanung und Landscape im Rahmen von Lehrveranstaltungen stattgefunden haben: die Umgestaltungen eines ehemaligen Schulvorplatzes in Hard (Hard verbunden, 2023) und einer Wohnstraße in Wien (TikTak Galilei, 2024). „Mit ein bisschen Mut, vielen Gesprächen – und Menschen, die sich einbringen, wird aus einer Idee ein Ort zum Verweilen, zum Mitreden, zum einfach Da-Sein.“, erklärt Corinna Ebner-Trenker, MA, Jugendabteilung Gemeinde Lustenau

Ein Ort für Begegnungen

Unter dem Titel “A Huus für d’Lüt” („Ein Haus für die Leute”) sollte im Rahmen eines co-kreativen Planungsprozesses ein neuer lebendiger Treffpunkt für Lustenau entstehen. Aufgabe war der Entwurf eines inklusiven Ortes auf der zentrumsnahen Wiese der Virglar Hoschtat, der vor allem als Ort der Begegnung für Jugendliche dienen soll, aber gleichzeitig auch als Treffpunkt für Menschen aller Altersgruppen und Hintergründe offensteht und für verschiedene Nutzungen Platz schaffen soll. Ziel des Projekts war es außerdem durch kreative, flexible und partizipative Ansätze einen Ort zu gestalten, der sich an den Bedürfnissen der lokalen Gemeinschaft orientiert und langfristig positive Veränderungen bewirkt. Transparenz, Modularität, Variabilität und das Spiel zwischen Innen und Außen standen daher im Vordergrund. 

Ausgangslage und Umsetzung

Vor Ort gab es einen Pavillon, der 2015 als künstlerische Intervention in Form einer Gewächshausstruktur auf der Wiese aufgestellt worden war. In ersten Gesprächen stellte sich bald heraus, dass die künstlerische Intervention für die Bürger_innen bzw. angedachten Nutzer_innen nur sehr schwer erkennbar war und daher kaum genutzt wurde. Es war auch nicht klar ersichtlich, ob es sich um einen privaten oder öffentlichen Raum handelt, auch dieses Problem galt es zu lösen.

An diesen Pavillon sollten die TUW-Studierenden der Lehrveranstaltung A Huus für d‘Lüt ihren Entwurf andocken. Durch die Bereitstellung eines Baustellen-Containers vonseiten der Marktgemeinde Lustenau konnte ein räumliches Grundkonzept entwickelt werden, auf dem der detaillierte Entwurf aufbaute. Die beiden einzelnen Strukturen wurden durch eine großzügige Holzterrasse zu einem Ensemble zusammengefasst. Das Dach des Containers wurde als eine zweite Ebene in Form einer Sitzlandschaft aus Holz mit Begrünung ausgestaltet. Rote Treppenstufen leiten auf das Dach und werden als roter Faden über die Terrasse und Sonnenschutz bis zum Pavillon geführt, wo er sich in Form von Textilien zu Raumteilern und Leinwand wandelt. Der ursprüngliche Tisch im Pavillon wurde mit mobilen Holzelementen zur Bühne erweitert, die flexibel auch als einzelne Elemente zum Sitzen oder als Tische verwendet werden können. Der Container selbst wurde als verschließbarer Raum nach den Bedürfnissen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OK-JA) ausgestaltet, die eng in den Prozess eingebunden war und den Ort zukünftig regelmäßig bespielen wird.

Lena Hohenkamp und Katrin Hagen, die beiden Leiterinnen der Lehrveranstaltung, sind sich einig: „Jedes 1:1-Entwerfen ist ein neues Experiment mit ganz eigenen Herausforderungen – es verlangt Teamgeist, Kreativität und Flexibilität. Dabei erfahren die Studierenden unmittelbar, wie sich ihre Ideen in der gebauten Realität umsetzen lassen – ein Lernprozess, der weit über das Planen am Schreibtisch hinausgeht.“

Ein neues Tactical Urbanism Projekt

Wie die vorangegangenen Projekte wurde auch „A Huus für’d Lüt“ im Sinne des Tactical Urbanism umgesetzt. Dieser Ansatz verfolgt eine kurzfristige, temporäre, günstige und schnelle Umsetzung einer stadtgestalterischen Idee, die als Impuls für eine langfristige Weiterentwicklung und Verstetigung wirkt. Dazu ist es wichtig, Anwohner_innen, lokale Akteur_innen und die Gemeinden frühzeitig in den Prozess einzubinden, um so das Bewusstsein und die Akzeptanz für Veränderungen zu stärken und anzuregen. 

Im Fall des Projektes in Lustenau organisierten die Studierenden im Vorfeld verschiedene Beteiligungsformate mit Jugendlichen vor Ort, um ihre Sorgen und Ideen abzufragen. Die Bevölkerung wurde über den Stand des Projektes laufend informiert und hatte die Gelegenheit, im Rahmen der Bauwerkstatt an unterschiedlichen Aktionen wie After-Work-Abenden, Baustellenführung und Kinoabend teilzunehmen und dabei Ort und Studierende kennenzulernen. 

Die Bauwerkstatt der Studierenden wurde von zahlreichen engagierten Einzelpersonen und Unternehmen vor Ort unterstützt, darunter auch ein Schlosser, dessen Leitspruch ‚Geht nicht, gibt’s nicht‘ von den Studierenden kurzerhand zum Motto des Projekts erklärt wurde.

Am 20. Juni 2025 lud schließlich die Marktgemeinde Lustenau zur feierlichen Eröffnung. 

Weitere Informationen zum Projekt bei der Gemeinde Lustenau, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster oder auf Instagram, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

Kontakt

Katrin Hagen

Forschungsbereich Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung (Landscape)

katrin.hagen@tuwien.ac.at 

Lena Hohenkamp

Forschungsbereich Örtliche Raumplanung (IFOER)

lena.hohenkamp@tuwien.ac.at