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Kultur bewahren – Regeln verändern

Ein österreichisch-israelisches Forschungsprojekt wird untersuchen, wie der Schutz von historisch bedeutsamen Baudenkmälern am besten gelingt.

Blick auf die Donau mit Kirchturm und alten Bauwerken

Kulturerbe im Burgenland

Österreich und Israel arbeiten in der Forschung enger zusammen. Mit 1,3 Millionen Euro fördert Österreich nun eine Reihe von wissenschaftlichen Projekten, an denen sowohl österreichische als auch israelische Forschungsgruppen beteiligt sind. In einem dieser Projekte werden Karin Hiltgartner (Institut für Raumplanung, TU Wien) und Ulrike Herbig (Institut für Raumplanung bzw. Institut für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege, TU Wien) gemeinsam mit Nir Mualam (Israel Institute of Technology) untersuchen, wie das baukulturelle Erbe am besten erhalten werden kann.

Die UNESCO-Konvention ist nicht genug

Für jede Gesellschaft hat das baukulturelle Erbe eine ganz besondere emotionale Bedeutung. „Es ist Spiegelbild der gemeinsamen Geschichte sowie die physische Repräsentation des kollektiven Gedächtnisses einer Nation, eines Volkes“, sagt Ulrike Herbig. „Es erzeugt Bürgerstolz und ein Gefühl der Zugehörigkeit.“

Seit 1972 gibt es die UNESCO-Welterbekonvention, die einen Rahmen für den Schutz von außergewöhnlichen Baudenkmälern darstellt. Mit dem Eintrag einer Stätte auf der Welterbeliste verpflichtet sich eine Nation, diese Stätte besonders zu schützen. Doch nicht immer gelingt das optimal – das zeigen etwa die aktuellen Diskussionen um das Weltkulturerbe „Historisches Zentrum Wien“.

Widersprüchliche Anforderungen

„Zahlreiche Normen, Richtlinien, Anweisungen und Gesetze wurden in den letzten Jahrzehnten erlassen, um den Umgang mit Baudenkmälern zu regeln“, sagt Karin Hiltgartner, die den österreichischen Projektteil leitet. „Allerdings sind sie manchmal überlappend, manchmal widersprüchlich, und das erschwert die Umsetzung.“ Nur wenn denkmalpflegerische, rechtliche und verwaltungstechnische Aspekte aufeinander abgestimmt werden, kann der Schutz des kulturellen Erbes gelingen.

Genau um diese Abstimmung wird es nun im neuen Forschungsprojekt „Conflicts and Challenges of World Heritage Protection“ gehen. Die TU Wien und das Israel Institute of Technology werden gemeinsam einen methodischen Rahmen erarbeiten, der denkmalpflegerische, architektonische, raumplanungsrelevante und juristische Aspekte zusammenführt.

Dadurch sollen sich konkrete neue Ansätze ergeben, wie man bei ganz praktischen politischen Entscheidungen auf lokaler, nationaler oder internationaler Ebene mit den Herausforderungen des Denkmalschutzes umgehen soll. Das Projektteam möchte ein tieferes Verständnis der Wechselbeziehungen zwischen unterschiedlichen Interessengruppen entwickeln und neue Wege für interdisziplinäre Lösungen finden.