Die Umstellung auf eine klimaneutrale Gesellschaft ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Der Ausbau erneuerbarer Energieträger ist dabei an soziologische, technische und ökonomische Rahmenbedingungen geknüpft. Die Energiewende ist keinesfalls gleichzusetzen mit einer Erhöhung der Energieproduktion.

Vielmehr geht es um Effizienzsteigerung und die Implementierung nachhaltiger Energieformen. Effektive Speichertechnologien stellen hier eine wichtige Stellschraube für die Energiewende dar. Auch ein struktureller Wandel weg von großen Energielieferanten und langen Transportwegen hinzu partizipativen, dezentralen Energiedienstleistern und regionaler Erzeugung erscheint notwendig. 

Um diesen globalen Herausforderungen begegnen zu können, sind lokale Schwerpunktbildung und Koordination in Wissenschaft und Forschung erforderlich. Die TU Wien hat deshalb im Rahmen ihres Forschungsfeldes „Klimaneutrale Energieerzeugung, -speicherung und -verteilung“ das Know-how von Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus unterschiedlichen Fachrichtungen gebündelt mit dem Ziel, einen substanziellen Beitrag zur Umstellung auf eine low carbon society zu leisten.

Regenerative Energiequellen

Im Bereich der Energieerzeugung konzentrieren sich die Forscher und Forscherinnen der TU Wien primär auf die optimierte Nutzung regenerativer Energiequellen. Einer der Schwerpunkte ist die Verwertung von Biomasse, sei es für die Umwandlung in Biotreibstoffe, Biogas und Wasserstoff oder die direkte Verfeuerung in Kraftwerken. Neben verfahrenstechnischer und biochemischer Grundlagenforschung für die dafür notwendigen Prozesse begleiten die Expert und Expertinnen der TU Wien bereits bestehende und in Betrieb genommene Biomasseanlagen mit ihrer wissenschaftlichen Expertise. Diese enge Kooperation mit industriellen Partnern setzt sich auf dem Gebiet der Wasserkraft fort, wo hydraulische und physikalische Methoden für die Betriebsoptimierung von Kraftwerken und die Weiterentwicklung von mechanischen Systemen wie Turbinen und Generatoren genutzt werden. Auch bei der Solarenergie gibt es neben der Grundlagenforschung insbesondere zur Effizienzsteigerung von Photovoltaik und Solarthermie eine enge Zusammenarbeit mit diversen Unternehmen, die die fachliche Kompetenz der TU Forscher und Forscherinnen zu schätzen wissen. Weitere Forschungsgruppen befassen sich zudem mit der Nutzbarmachung der Geothermie sowie mit technologischen Aspekten von Windkraftanlagen, sowie mit der effizienten Einbindung von regenerativen Energiequellen in das Energiesystem unter Beachtung energieträgerübergreifender Aspekte.
Besonders grundlagenorientiert gestaltet sich die Forschung bezüglich der Kernfusion, bei der Plasmauntersuchungen und Materialentwicklung für zukünftige Reaktoren - wie etwa dem internationalen Großprojekt ITER - im Mittelpunkt stehen.

Optimierung konventioneller Technologien und Entwicklung innovativer Prozesse

Da ein vollständiger Umstieg auf regenerative Energiequellen kurzfristig nicht möglich sein wird, widmen sich die Forscher und Forscherinnen der TU Wien der Verbesserung konventioneller Technologien. So entwickeln sie etwa innovative Prozesse für die CO2-Abscheidung bei Kohle-, Öl- und Gaskraftwerken, Konzepte für Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen mit besonders hohem Wirkungsgrad, Methoden hocheffizienter Wirbelschichtvergasung sowie Ansätze für eine optimierte Steuerung und Regelung von Müllverbrennungsanlagen. Im Bereich der Kernspaltung beschäftigen sich die TU Expert und Expertinnen besonders mit sicherheitsrelevanten Aspekten wie etwa der Entwicklung von Technologien zur Kontrolle des nuklearen Brennstoffkreislaufs.

Verteilung und Speicherung

Die oftmals dezentrale und je nach Wetterbedingungen und Tageszeit schwankende Verfügbarkeit von alternativen Energiequellen stellt ganz neue Anforderungen an die Gestaltung der elektrischen Verteilernetze. Nur ein auf diese ständigen Änderungen flexibel reagierendes Smart Grid, das intelligent die Informationen sämtlicher Verbraucher und Erzeuger integriert und koordiniert, wird auch in Zukunft in der Lage sein, die nötige Netzstabilität zu garantieren. Um genau dies zu ermöglichen, arbeiten Forscher und Forscherinnen aus den Fachgebieten Elektrotechnik, Informationstechnologie und Energietechnik an zahlreichen teils interdisziplinären Projekten.

Auch bei der Energiespeicherung werden innovative Wege beschritten. Neben der fortlaufenden Verbesserung bereits etablierter Technologien wie etwa Akkumulatoren und Brennstoffzellen entwickeln die Forschungsgruppen der TU Wien auch neuartige Ansätze wie beispielsweise thermochemische Systeme, Druckluftspeicher oder Schwungräder.

Energiewirtschaft und -politik

Damit die Energiewende tatsächlich stattfinden kann, müssen sich neue Technologien zunächst am Markt durchsetzen. Dafür braucht es gerade in der anfänglichen Übergangsphase die entsprechenden politischen Rahmenbedingungen und Förderinstrumente. Durch das Erstellen von Potenzial- und Risikoanalysen, der Evaluierung politischer Strategien und der Ausarbeitung von Szenarien und Empfehlungen unterstützen die Forscher und Forscherinnen der TU Wien Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft dabei, sinnvolle Maßnahmen für eine nachhaltige Entwicklung des Energiesektors zu treffen.

Der Übergang zu einer klimaneutralen Energieerzeugung stellt eines der dringlichsten Probleme dar, mit denen sich die Menschheit am Anfang des 21. Jahrhunderts konfrontiert sieht. Die Expert und Expertinnen der TU Wien begegnen dieser Herausforderung mit höchster Fachkompetenz und großer wissenschaftlicher Leidenschaft und Kreativität, damit der Energiehunger der Menschheit auch morgen noch gestillt werden kann, ohne dafür die Folgen eines unkontrollierten Klimawandels in Kauf nehmen zu müssen.

Regenerative Energiesysteme

  • Wasserkraft
  • Solarenergie
  • Geothermie
  • Biomasse
  • Windkraft
  • Kernfusion

Kraftwerksoptimierung

  • konventionelle Energiegewinnung
  • innovative Prozesse
  • Komponenten und Konstruktion

Intelligente Netze

  • Netzintegration erneuerbare Energieträger
  • Supply Side, Demand Side und Storage Management

Speichersysteme

  • Thermische Speicher (Mehrphasensysteme, etc.)
  • Chemische Speicher (Brennstoffzellen, etc.)
  • Mechanische Speicher (Magnetlager, etc.)
  • Hydraulische Speicher (Pumpspeicher, etc.)

Energiewirtschaft und -politik

  • Potenzial- und Risikoanalysen
  • politische Strategien und Rahmenbedingungen
  • Umweltökonomie

Mit diesem Forschungsfeld beschäftigen sich vor allem die Forschungsgruppen der Fakultäten "Elektrotechnik und Informationstechnik", "Technische Chemie", "Maschinenwesen und Betriebswissenschaften" sowie "Physik". Hierbei forschen Forschungsgruppen aus 26 Instituten an innovativen Technologien und Konzepten für die klimaneutrale Erzeugung, Speicherung und Verteilung von Energie. 

Die Forschungsaktivitäten liegen überwiegend in der angewandten Forschung mit Konnex zur Grundlagenforschung. In rund 108 Projekten jährlich werden etwa 5,2 Millionen € pro Jahr verforscht. Beim wissenschaftlichen Output konnte in den letzten Jahren generell ein signifikanter Anstieg beobachtet werden – besonders bei SCI-Publikationen.

Alle angegeben Daten und Informationen beziehen sich auf die Forschungsperiode 2016-2018 (in Anlehnung an die Periode der Leistungsvereinbarung).