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Klimaschutz braucht mehr öffentliche Investitionen

Wie viel Geld sollte die öffentliche Hand investieren, um Österreich klimafit zu machen? Eine Studie der TU Wien, im Auftrag der Arbeiterkammer Wien, zeigt große Potenziale auf.

Diagramm mit zwei Geldstapeln

© AK Österreich

Wer ein Haus besitzt, weiß längst: Langfristig wird es sinnvoll sein, Investitionen zu tätigen, die das Haus klimafreundlicher machen. Vielleicht eine Wärmepumpe statt des Gaskessels? Vielleicht Photovoltaik am Dach? Vielleicht eine bessere Wärmedämmung? All das kostet Geld – kann sich langfristig aber nicht nur für das Klima, sondern auch finanziell rechnen.

Ganz ähnliche Rechnungen muss natürlich auch die öffentliche Hand anstellen: Welche Investitionen sind nötig, um Österreich klimafit zu machen – vom Schulgebäude bis zur Wasserversorgung? An der TU Wien wurde dazu nun im Auftrag der Arbeiterkammer Wien und in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt eine Studie durchgeführt: Auf 68 Milliarden Euro wird darin der Investitionsbedarf beziffert, der notwendig ist, um bestehenden öffentlichen Besitz auf klimafreundliche Weise umzurüsten. Will Österreich eine Vorreiterrolle übernehmen und zusätzlich klimafreundliche Infrastruktur aufbauen, werden bis 2030 weitere Investitionen in der Höhe von 50 Milliarden Euro nötig.

Viel Handlungsbedarf im öffentlichen Bereich

„Öffentliche Investitionen sind Grundvoraussetzung für einen dringend notwendigen sozial-ökologischen Umbau“, sagt Leonhard Plank vom Institut für Raumplanung der TU Wien, Mitautor der Studie. „Schulen und Spitäler, der staatliche Fuhrpark, Solaranlagen auf Amtsgebäuden, Wälder und vieles mehr können einen wesentlichen Beitrag zur Klimaneutralität leisten. So wichtig private Investitionen auch sind, sie können die öffentlichen Investitionen nicht ersetzen, die für eine weitgehende Dekarbonisierung des öffentlichen Kapitalstocks notwendig sind.“

In drei Bereichen ortete das Forschungsteam besonderen Investitionsbedarf: Im Energiesektor, bei Gebäuden und im Verkehr. Bereits jetzt sind rund 31 Milliarden Euro budgetiert, um in diesen Bereichen klimafreundliche Maßnahmen zu setzen. Dazu zählt etwa die Umrüstung öffentlicher Gebäude auf klimaneutrale Wärme- und Stromversorgung, die Umstellung des staatlichen Fuhrparks oder auch die Elektrifizierung der letzten Schienenstrecken, die heute noch immer mit Dieselloks befahren werden. Laut Studie reichen diese 31 Milliarden Euro allerdings nicht aus – das Volumen sollte bis 2030 auf rund 68 Milliarden Euro aufgestockt werden.

Das ambitionierte Szenario

Man könnte allerdings noch viel mehr tun: Das Forschungsteam berechnete noch ein zweites Szenario, in dem versucht wird, die bestehende Infrastruktur nicht nur zu klimafreundlich umzugestalten, sondern mit Blick auf nachhaltigen Klimaschutz auszubauen. Dazu zählt etwa der Ausbau erneuerbarer Energieanlagen, des Stromnetzes und der Energiespeicher. Auch das öffentliche Verkehrsnetz könnte erweitert werden, genau wie die Ladeinfrastruktur für Elektromobilität und das Schienennetz. Dieses Szenario würde bis 2030 zusätzliche Investitionen von 50 Milliarden Euro notwendig machen.

„Für eine glaubwürdige Klimaschutzpolitik ist es wichtig, dass die öffentliche Hand eine Vorreiterrolle einnimmt und im eigenen Wirkungsbereich vorlebt, wie die Klimaschutzziele eingehalten werden können“, sagt Leonhard Plank. Ein ambitioniertes Ausbauprogramm der öffentlichen Hand kann auch Auswirkungen auf den privaten Bereich haben: Es schafft planbare Nachfrage, erleichtert somit Unternehmen einen Kapazitätsausbau und befeuert somit auch private Investitionen. Das gilt nicht nur für den Staat, sondern in hohem Maß auch für Städte und Gemeinden.

Teuer aber rentabel

Die nötigen Investitionssummen sind zwar hoch, sie würden kurzfristig das gesamtstaatliche Defizit steigern. „Ein großer Teil dieser Investitionen ist aber betriebswirtschaftlich rentabel“, betont Leonhard Plank. „Man spart damit langfristig Energiekosten und spart auch Strafzahlungen, die bei Nichterreichen der CO2-Emmissionsziele fällig werden.“ Außerdem fließt das Geld in die Wirtschaft und fördert das Wachstum – die langfristigen Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte dürften daher unterm Strich positiv sein.

„Außerdem wird durch solche Investitionen öffentliches Vermögen für die Zukunft aufgebaut und gesichert“, sagt Plank. „Das kann große Vorteile haben, weit über den Klimaschutz hinaus: Gerade in letzter Zeit wurde uns allen bewusst: Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern aus dem Ausland große Probleme mit sich bringen kann.“

Nähere Information

Dr. Leonhard Plank
Institut für Raumplanung
Technische Universität Wien
Augasse 2-6, 1090 Wien
+43-1-58801-280319
leonhard.plank@tuwien.ac.at

Text: Florian Aigner