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Prof. Günter Allmaier (1956–2022): Ein Nachruf

Die TU Wien und das Institut für Chemische Technologien und Analytik trauern um Univ.Prof.i.R. Mag.pharm. Dr.rer.nat. Günter Allmaier, der nach schwerer Krankheit viel zu früh von uns gegangen ist.

Schwarz-weiß-Porträt (Brustbild) von Prof. Allmaier.

© Thomas Blazina

Prof. Günter Allmaier

Mit Günter Allmaier verlieren das Institut für Chemische Technologien und Analytik, öffnet in einem neuen Fenster und die Technische Universität Wien einen Menschen, dessen Seele für die Wissenschaft und die akademische Lehre brannte.

Günter Allmaierhat an der Universität Wien, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster studiert und seinen Abschluss 1983 in analytischer und pharmazeutischer Chemie erhalten. Danach ist er dem universitären Bereich treu geblieben und hat sich der analytischen Chemie verschrieben. Diese Leidenschaft prägte auch sein Wirken innerhalb der Österreichischen Gesellschaft für Analytische Chemie, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, der er nach fünfjähriger Vizepräsidentschaft von 2018 bis zu seiner Erkrankung im Jahr 2019 als Präsident vorstand.

In Günters frühen Jahren prägten wissenschaftliche Aufenthalte bei herausragenden Massenspektrometrikern seine Interessen. Seine PostDoc Zeit von 1985 bis 1986 am Massachusetts Institute of Technology, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster bei dem Österreicher Klaus Biemann, einem der Väter der organischen Massenspektrometrie, führte ihn an die Strukturaufklärung heran. Dieser Aufenthalt vertiefte sein besonderes Interesse an der Massenspektrometrie, welche er auf seinem weiteren wissenschaftlichen Weg besonders im Zusammenhang mit biologischen Fragestellungen einsetzte. 1985 heiratete Günter Allmaier auch Kasia, mit der er zwei Kinder hatte, auf die er sehr stolz war. Gerne hat Günter von seiner Zeit mit seiner Frau am MIT berichtet.

Seine Forschungsaufenthalte in den Jahren 1987, 1990 und 1991 bei Pieter Roeppsdorf in Odense, Dänemark, einem Pionier der modernen Proteinanalytik, heute als Proteomics bekannt, führten dazu, dass er sich besonders diesem Zweig der Massenspektrometrie widmete. So schrieb er bereits 1988 den Artikel „Massenspektrometrie – ihre wachsende Bedeutung in der Molekularbiologie“ für die Österreichische Chemie-Zeitschrift, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster. Zum damaligen Zeitpunkt war die Massenspektrometrie in Österreich stark auf organische Moleküle und weniger auf Proteine fokussiert. Dieser Artikel zeigt seine stets vorhandene Offenheit für neue Trends in der Analytischen Chemie. 1993, 1994 und 1996 folgten noch Gastprofessuren in Madrid, Spanien, an der Universidad Autonoma De Madrid, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, und letztendlich 2017 ein wohlverdientes Sabbatical an der Queensland University of Technology in Brisbane, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, Australien.

Günter war maßgeblich an der Etablierung von Proteomics in Österreich beteiligt. Sein grundlegendes Verständnis für massenspektrometrie-basierte Proteinanalytik stärkten die Vernetzung der wenigen damals in Österreich tätigen Proteomiker. Sein Wirken als Gründungsmitglied und seine Präsidentschaft von 2007–2011 in der Austrian Proteomics Association (AuPA; Gründung 2006), heute als Austrian Proteomics & Metabolomics Association, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster (APMA) bekannt, wurden 2016 mit dem Award für Life Time Achievements gewürdigt. So ist unter anderem das von Günter Allmaier und seiner Forschungsgruppe im Jahr 2003 an der TU Wien ins Leben gerufene „Österreichische Proteomforschungssymposium“ 2007 zur jährlichen Veranstaltung der Gesellschaft geworden und wird auch heute noch weiter als APMRS gepflegt. 

Günter Allmaier war in seiner gesamten wissenschaftlichen Karriere immer ein Wissenschaftler mit Herz und Seele. Zahlreiche Publikationen (>300) und drei Patente zeugen davon. Er festigte den Beitrag Österreichs in der Massenspektrometrie auch auf internationaler Ebene. Hohe internationale Sichtbarkeit ist auch heute noch durch seine Beiträge gegeben. Der Beynon Preis im Jahr 2007, ein Preis, der für die wichtigste Publikation der letzten drei Jahre durch das Journal of Rapid Communications in Mass Spectrometry vergeben wird, weist dies mehr als deutlich aus.

Dementsprechend wurden seine Aktivitäten auch in Österreich von einem frühen Zeitpunkt an gewürdigt – der Fritz Feigl Preis der Österreichischen Gesellschaft für Analytische Chemie wurde bereits 1996 an ihn vergeben und der Heribert Michl Preis der GÖCH im Jahr 2002. Die Relevanz seiner Forschung für die Gesellschaft wurde 2007 auch mit dem Wolfgang Houska Preis, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster gewürdigt, dem größten und höchst dotierte Preis für anwendungsorientierte, industrienahe Forschung an Universitäten in Österreich.

Günter Allmaier hat sein Herz aber auch in die Lehre gesteckt. So etablierte er die Bioanalytik an der Fakultät für Technische Chemie und hat damit maßgeblich dazu beigetragen dem Studium „Technische Chemie“ den heute für alle sichtbaren Stempel „Bio“ aufzuprägen, das Studium Biomedical Engineering zu gestalten und somit die Kompetenz der TU auch in diesem Bereich sichtbarer zu machen.

Dem allen nicht genug, hat sich Günter Allmaier auch für die Belange der Fakultät für Technische Chemie engagiert. Er hat bei der Planung und Umsetzung der Bauvorhaben am Getreidemarkt wesentlich mitgewirkt und hat sieben Jahre lang das Institut für Chemische Technologien und Analytik als Institutsvorstand geleitet (2011–2019), war somit für über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich. Günter hat diese Aufgabe sehr ernst genommen und schweren Herzens die Wissenschaft den Bedürfnissen des Instituts hintangestellt. Er war in dieser Zeit auch ein wertvolles und motiviertes Mitglied der Fakultätsleitung und hat zur strategischen Ausrichtung der Fakultät wesentliche Inhalte beigetragen.

Günter Allmaier verschied am 16.09.2022 nach langer, mit bewundernswerter Stärke ertragenen Krankheit.

Er war für viele ein Vorbild, immer eine Bereicherung bei Diskussionen und ein Mensch mit Visionen; seine Verbindlichkeit machte ihn für manchen zum väterlichen Freund. Wir werden unseren Lehrer, Kollegen und Mentor stets in lebendiger Erinnerung behalten.

 

Martina Marchetti-Deschmann
Leiterin des Fachbereichs Mature Tissue, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster