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Prof. Harald Ogris (1933–2025): Ein Nachruf

Die TU Wien, die Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwesen und das Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie trauern um em.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Harald Ogris.

schwarz-weißes Portraitfoto von Prof. Harald Ogris (1933–2025)

© privat

Prof. Harald Ogris (1933–2025)

Prof. Harald Ogris wurde am 17. November 1933 in Wien als jüngstes von fünf Kindern von Dr.Ing. Herbert Ogris und Mathilde Ogris, geborene Rech v. Feleky, geboren. Er war seit 25. Juni 1963 mit OStR. Mag. Dkfm. Minna Ogris, geborene Kolibal, verheiratet und Vater von drei Töchtern.

Nach der Volksschule in Wien besuchte er für zwei Jahre die NPEA Traiskirchen und danach das BRG 7 in Wien, wo er 1951 mit Auszeichnung maturierte. Noch im selben Jahr inskribierte er an der TU Wien das Studium Bauingenieurwesen, welches er 1956 erfolgreich mit dem Titel Diplomingenieur abschloss. Im Anschluss daran begann er seine berufliche Laufbahn als Assistent unter Prof. Anton Grzywienski am damaligen Institut für Wasserkraftanlagen an der TU Wien. 1960 promovierte er dort zum Doktor der technischen Wissenschaften. Nach einem Auslandsaufenthalt 1962 an der Queens University in Belfast, UK, kam er als Assistent an das Institut für Konstruktiven Wasserbau der TU Wien zurück, wo er 1968 habilitierte und 1972 zum außerordentlichen Professor ernannt wurde. 1983 wurde er zum ordentlichen Universitätsprofessor für Experimentalhydraulik am Institut für Konstruktiven Wasser der Technischen Universität Wien berufen, welches er in den Jahren 1993 bis 1998 auch als Institutsvorstand leitete.

Ab 1968 war Prof. Ogris neben seiner Tätigkeit an der TU Wien auch freiberuflich als Ingenieurkonsulent für Bauwesen tätig und betreute so bekannte Projekte wie die Neue Donau in Wien, die Hauptkläranlage Simmering, den rechten Hauptsammelkanal Wien, den Wientalsammler-Entlastungskanal oder die Flussmorphologische Studie Salzach in Salzburg.

1990 wurde das Wasserbaulabor der TU Wien, das im Donaupark im 22. Wiener Gemeindebezirk in ehemaligen Hallen der WIG64 situiert war, anlässlich der geplanten Weltausstellung EXPO2000 geschliffen. Dank dem großen und unermüdlichen Einsatz von Prof. Ogris bekam die TUW auf den Aspanggründen in Wien 3 eine alte, bis dahin von einer Stahlbaufirma genutzte Halle zugewiesen. Diese wurde unter der Aufsicht von Prof. Ogris zu einem neuen und florierenden großen Wasserbaulabor der TU Wien saniert und umgebaut. 

Parallel zu seiner Arbeit im Ingenieurbüro und an der TU Wien war Prof. Harald Ogris auch politisch sehr aktiv. So bekleidete er unter anderem von 1975 bis 1982 das Amt des Obmanns der Vereinigung der Sozialdemokratischen HochschullehrerInnen, war von 1982 bis 1989 geschäftsführender Präsident des BSA (Bund Sozialdemokratischer AkademikerInnen) und 1982 Mitglied des akademischen Rates der österreichischen Bundesregierung.  Er war von 1983 bis 1991 sozialdemokratisches Mitglied des Bundesrates, 1984 Mitglied der österreichischen Nationalparkkommission, 1985 Mitglied und Arbeitskreisvorsitzender der Ökologiekommission der österreichischen Bundesregierung und von 1988 bis 1991 Mitglied des wissenschaftlichen Beirats „Nationalpark Donau-Auen“.

Unter den zahlreichen Auszeichnungen und Preisen, die Prof. Ogris verliehen wurden, sind vor allem das Große Silberne Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik Österreich (1991), das Goldene Ehrenzeichen für die Verdienste um das Land Wien (1992), der Konrad Lorenz-Staatspreis für den „Einsatz für das Unwiederbringliche in der Natur und in der Umwelt“ (1994) und die Bayerische Naturschutzmedaille für besondere Verdienste um den Natur- und Umweltschutz (1995) hervorzuheben.

Abgesehen von den zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen sind vor allem zwei Veröffentlichungen besonders erwähnenswert. So veröffentlichte Prof. Ogris bereits im Jahr 1954 im österreichischen Bundesverlag ein Jugendbuch mit dem Titel „Der verlorene Herbert“ und war von 1983 bis 1988 Herausgeber der Zeitschrift „Akzente“.

Am Institut für Konstruktiven Wasserbau war der sehr ruhige, oft in Gedanken versunkene und daher auf manche etwas abwesend wirkende Professor bei seinen Mitarbeiter_innen sehr beliebt. Geschätzt wurde er aufgrund seiner immer vorhandenen Gesprächs- und Diskussionsbereitschaft, seiner weit über den Wasserbau hinausgehenden Interessen (so war er z.B. in Jugendjahren ein Balletttänzer), seines umfangreichen Allgemeinwissens und seines trockenen Humors. Unvergessen wird allen Beteiligten eine mehrwöchige Exkursion zu den Wasserbaulabors in den USA im Jahre 2003 bleiben, welche Prof. Ogris initiierte und auch leitete.

Nach seiner Emeritierung im Jahr 2002 hatte Prof. Ogris endlich mehr Zeit für sich und seine Familie, die er in seinem Haus auf Teneriffa und für vielfältige Studien abseits der Hydraulik, z.B. der Astrophysik, verbringen konnte. Während der letzten Jahre war Prof. Ogris leider aufgrund fortschreitender Krankheit nur mehr selten an der TU Wien. 

Lieber Herr Prof. Ogris, lieber Harald, es war uns eine Freude, Ehre und große Bereicherung dich kennen und einen Teil deines so erfolgreichen Weges mit dir gehen zu dürfen. Danke für alles, was wir von dir lernen durften – du wirst uns fehlen!

Die Mitarbeiter_innen des Institutes für Wasserbau und Ingenieurhydrologie der TU Wien.