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Johanna Dohnal Förderpreis geht an TU-Forscherin Sophie Fröhlich

Die Auszeichnung wurde Sophie Fröhlich vom Institut für Chemische Technologien und Analytik am 12. Juni 2012 im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung im Bundeskanzleramt von Bundesministerin Gabriele Heinisch Hosek verliehen. Ihre Arbeit zu Hüftgelenks-Endoprothesen hat eine hochkarätige Fachjury überzeugt.

Sophie Fröhlich (Foto: privat)

Sophie Fröhlich (Foto: privat)

Sophie Fröhlich

Die Kernfragen von Sophie Fröhlichs Projekt behandeln keine soziokulturellen Genderfragen. Vielmehr stehen biologisch determinierte geschlechtsspezifische Unterschiede und ihre Auswirkungen auf medizinische Produkte und Anwendungen im Vordergrund. Sie befasste sich bislang hauptsächlich mit Methodenentwicklung und –optimierung für die Proteinidentifikation auf ultrahochmolekularem Polyethylen. Bildverarbeitung für Imaging MALDI-MS sowie automatisierte Mustererkennung und –korrelation von adsorbierten und diffundierten Biomolekülen bilden weitere Schwerpunkte für die gender-spezifische Evaluierung der Implantatschäden. Im Bereich medizinischer Anwendungen ist es von Relevanz biologische Gegebenheiten und Unterschiede zwischen Mann und Frau zu berücksichtigen. Im Falle der Endoprothesen ist das präzise Zusammenspiel aller Gelenksstrukturen wie z.B. Gleitflächen, Winkel, Rückhalt durch Bänder und Muskeln, entscheidend für die erfolgreiche Applikation in PatientInnen. Die Berücksichtigung von genderspezifischen Faktoren kann helfen, die Beanspruchung des Gelenksersatzes zu vermindern und damit die Lebensdauer zu erhöhen.

Die Leiterin der Koordinationsstelle für Frauenförderung und Gender Studies, Dr.in Brigitte Ratzer hob in ihrer Laudatio hervor, dass die Arbeit von Sophie Fröhlich zeigt, wie wichtig eine differenzierte Herangehensweise für Genderaspekte in der Forschung ist. So gibt es am Markt neben vielen anderen ein Hüftimplantat, das vermeintlich die im weiblichen Körper anderen anatomischen Voraussetzungen berücksichtigt. Relevant bei der Auswahl des richtigen Implantates ist jedenfalls die Abmessungen des Gelenks. Auch wenn Frauen statistisch gesehen im Durchschnitt kleiner sind als Männer, so wäre doch im Einzelfall das jeweils optimale Implantat zu suchen, und nicht eines mit durchschnittlichen Abmessungen für alle Frauen anzuwenden. Umgekehrt könnte dieses Implantat gerade für einen Mann die richtige Wahl sein, wird jedoch aufgrund der Zuschreibung "Frauenimplantat" nicht in Betracht gezogen. Das ergibt keinen Sinn. Hingegen ist die Erforschung, ob spezifisch weibliche oder männliche Stoffwechselvorgänge die Lebensdauer von Implantaten beeinflussen eine hoch relevante Fragestellung. Insofern zeigte sich Brigitte Ratzer besonders erfreut darüber, dass erstmals eine technische Facharbeit einen Genderpreis erhalten hat.

Johanna-Dohnal-Förderpreise werden vergeben an Studentinnen bzw. Absolventinnen von Hochschulen und Universitäten für Diplomarbeiten oder Dissertationen,

  • welche die Verwirklichung von Geschlechterdemokratie fördern
  • die eine Vorbildwirkung auf Mädchen und Frauen in Ausbildung und Studium haben.