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Univ.-Prof. Dr. Gerald Badurek (1948 – 2025): Ein Nachruf

Die TU Wien trauert um Alt-Dekan Gerald Badurek, der am 28. Juli 2025 verstorben ist.

Portraitfoto des verstorbenen Prof. Gerald Badurek - in schwarz-weiß

© Foto Wilke

Mit großer Trauer haben wir vom Tod unseres langjährigen Freundes, Kollegen und Weggefährten Univ.-Prof. Dr. Gerald Badurek erfahren, der in der Nacht auf den 28. Juli 2025 verstorben ist. Gerald war nicht nur ein herausragender Wissenschaftler und engagierter und motivierender Lehrer, sondern vor allem ein Mensch von großer Herzlichkeit, Humor und Integrität. Seine Freundlichkeit, sein feiner Witz, seine Unvoreingenommenheit und seine stets positive Ausstrahlung haben das Leben und Arbeiten vieler bereichert.

Gerald Badurek war über Jahrzehnte Professor am Atominstitut der TU Wien und eine prägende Persönlichkeit der österreichischen Physiklandschaft. Seine wissenschaftliche Arbeit war eng mit der Neutronen- und Quantenphysik verbunden, insbesondere mit der Entwicklung und Anwendung interferometrischer Methoden. In Zusammenarbeit mit Pionieren wie Helmut Rauch und Anton Zeilinger leistete er zentrale Beiträge zur experimentellen Quantenmechanik – darunter zu Polarisationsphänomenen, Spin-Superpositionen und kohärenten Quantenprozessen mit Neutronen.

Eines der bekanntesten Experimente, an dem Gerald Badurek maßgeblich beteiligt war, ist der Nachweis der 4π-Symmetrie von Spin-½-Teilchen – ein fundamentales Konzept der Quantenmechanik. Diese Eigenschaft, wonach sich die Wellenfunktion eines Fermions erst nach zwei vollständigen Drehungen (720°) in ihren Ursprungszustand zurückversetzt, veranschaulichte er eindrucksvoll mit seinem berühmten „Krawattentrick“. Mit Witz und Eleganz demonstrierte er diesen Effekt nicht nur in Vorlesungen, sondern auch auf Konferenzen vor internationalem Publikum – ein Beispiel für seine einzigartige Fähigkeit, selbst abstrakteste Konzepte anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln.

Auch technisch-experimentell setzte Gerald Badurek Maßstäbe: Er trieb die Entwicklung des sogenannten Neutronenresonators entscheidend voran – einer weltweit einzigartigen Methode, bei der stehende Wellen einzelner Neutronen zwischen reflektierenden Flächen erzeugt werden. Seine Experimente zeugen von profundem physikalischem Verständnis, gepaart mit außergewöhnlichem experimentellem Geschick.

Als langjähriger Dekan der Fakultät für Physik der TU Wien (2004-2016) prägte Gerald Badurek mit Weitblick, Umsicht und insbesondere Menschlichkeit die strukturelle und inhaltliche Entwicklung der Fakultät in entscheidender und nachhaltiger Weise. In seiner Amtszeit erfolgte unter anderem die Öffnung des Atominstituts zu einem international sichtbaren Zentrum für Quantenmechanik und Atomoptik. Auch die federführende Mitwirkung bei der Umsetzung des Projekts MedAustron, eines hochpräzisen Therapiezentrums für Krebsbehandlung mit Protonen und Kohlenstoffionen, fiel in seine Amtszeit.

Gerald Badurek war Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender des Fachhochschulrates, der für die Akkreditierung und Evaluierung von Fachhochschul-Studiengängen entschied und trug somit nachhaltig zur inhaltliche und wissenschaftlichen Neuaufstellung dieses Ausbildungsmodells mit. 

Viele Kolleginnen und Kollegen fanden durch ihn ihren Weg in die Fakultät und in ihm einen verständnisvollen Mentor. Insbesondere die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses war ihm ein wichtiges Anliegen, für das er sich in seiner Funktion stets vehement einsetzte. Hierarchisches Kuriendenken war ihm stets fremd – er lebte Kollegialität, Respekt und Handschlagqualität. Seine ruhige, präzise und stets fördernde Art hinterlässt bleibende Spuren in der wissenschaftlichen Gemeinschaft.

Wer Gerald kannte, erinnert sich nicht nur gerne an seine klugen Gedanken und originellen Experimente, sondern auch an sein herzliches Lachen, seine Bescheidenheit und seine tiefe Menschlichkeit. Er hinterlässt eine große Lücke – als Forscher, als Lehrer, als Kollege und als Mensch.

Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, insbesondere bei seiner Frau Gerlinde, der wir in diesen schweren Stunden unser tief empfundenes Mitgefühl aussprechen.

Lieber Gerald, du wirst uns sehr fehlen.

Im Namen aller Kolleginnen und Kollegen der Fakultät für Physik,
Andrei Pimenov, Dekan