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Peter Skalicky – ein Nachruf

Die TU Wien als Gemeinschaft, die weit mehr als nur berufliche Heimat von Em.O.Univ.Prof. Senator h.c. Dipl.-Ing. Dr.techn. Dr.h.c.mult. Peter Skalicky war, trauert um eines ihrer herausragendsten Mitglieder: Altrektor Peter Skalicky starb am 3. November 2025. Wohl kaum jemand prägte unsere Universität mehr als er – als Rektor und als Mensch.

Porträtfoto von Altrektor Peter Skalicky in schwarz-weiß

© J. Zinner

Peter Skalicky 1941–2025

In Berlin im Jahr 1941 geboren, wuchs er in Wien auf, studierte Technische Physik an der Technischen Hochschule (heute TU) Wien, habilitierte sich für Kristallphysik, war 1975/76 Professeur Associé an der Université Pierre et Marie Curie (Paris VI) und wurde 1979 zum ordentlichen Universitätsprofessor der TU Wien berufen. 1991 wurde Peter Skalicky zum ersten Mal zum Rektor der TU Wien gewählt; dieser Wahl folgten fünf weitere, bis er sich nach 20 Jahren, in denen er an der Spitze der TU Wien stand und diese nachhaltig gestaltete, nicht mehr einer weiteren Wahl stellte. Inzwischen war er 2009 als O.Univ.Prof. emeritiert. Auch außerhalb der TU Wien war er hochschulpolitisch und in der Gesellschaft aktiv: im Vorsitz der österreichischen Rektorenkonferenz, als Mitglied des Rates für Wissenschaft und Forschung und nachfolgend im Vorsitz des Rates für Forschung und Technologieentwicklung. Die Montanuniversität Leoben konnte Skalicky für seine Mitgliedschaft im Universitätsrat gewinnen und auch dem Technischen Museum stellte er seine Expertise als Mitglied des Kuratoriums zur Verfügung. Weitere Mitgliedschaften in internationalen außeruniversitären Projektgruppen und Komitees, zumeist in Frankreich, runden die Liste seiner Aktivitäten ab.

Die mit dem Universitätsgesetz 2002 gewonnene Autonomie der Universitäten, die Peter Skalicky sehr begrüßte und an deren Zustandekommen er nicht unmaßgeblich mitwirkte, brachte es mit sich, dass oft genug sehr weitreichende Entscheidungen von der Universität selbst, letztlich vom Rektors-Team (Rektor mit Vizerektoren) getroffen werden mussten, besser ausgedrückt: eben endlich auch so getroffen werden konnten. Die innere Struktur der Universität wurde den aktuellen Erfordernissen entsprechend umgebaut, neue Studienrichtungen wurden eingeführt, nicht mehr aktuelle aufgelassen und weitere zukunftsorientiert modernisiert.

Guten Argumenten war Skalicky stets aufgeschlossen. In allem lag ihm die TU Wien nicht nur als Institution, sondern insbesondere auch als Gemeinschaft am Herzen. Skalicky stand zu „seinen Leuten“, zu den Forschenden, Lehrenden, den Menschen in der Administration, in den Rechenzentren und Werkstätten und erst recht zu den Studierenden. – Wo es erforderlich war, trat er mit Selbstverständlichkeit für sie ein.

Längst fällige Lösungen von Standortsfragen (insbesondere jene für die örtlich stark zersplitterte Maschinenbau-Fakultät) und der Gebäudemodernisierungen (man denke an den Lehartrakt) waren zu finden und umzusetzen. Die Ergebnisse der bisweilen zähen, doch – wie auch sonst – stets von gegenseitigem Respekt getragenen und in geradezu freundschaftlicher Art geführten Verhandlungen innerhalb des Rektors-Teams und schließlich die Verhandlungen mit den Behörden können sich sehen lassen: Das Projekt „TU Univercity 2015“ mit einem innerstädtischen Campus und das „Science Center“ mit Großlabors am Arsenalgelände.

Skalicky verstand Universität in erster Linie als Forschungsstätte. Sein Ziel, die TU Wien zu einer international angesehenen Forschungsuniversität zu machen, hat er erreicht. Obgleich er selbst nicht viel von Evaluierungen und Rankings hielt, freute er sich doch, als die TU München hinter der TU Wien rangierte. Sein Konzept, die Lehre müsse forschungsgebunden sein, wurde zum in Universitätskreisen weit verbreiteten Schlagwort „forschungsorientierte Lehre“ („Der Muskelzug formt den Knochen“ war einer seiner diesbezüglichen Aussprüche.)

Internationalität war ihm wichtig. Das zeigen auch die vielen, in seiner Ära geschlossenen und gepflegten Universitätspartnerschaften. Eine besondere Vorliebe hatte er in vielerlei Hinsicht für Frankreich. Die französischen Grandes Ecoles haben es ihm angetan und seine Gattin Claude, mit der er sichtlich glücklich war, kommt schließlich auch aus Frankreich.

Jene, die Peter Skalicky näher kannten, wissen es: Herzliche Liebenswürdigkeit, nicht Protz charakterisieren ihn. Natürlich wusste er um die Bedeutung seines Amtes als Rektor der größten Forschungs- und Bildungseinrichtung im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich unseres Landes und er entsprach dieser Stellung in hervorragender Weise, aber er war nie „abgehoben“. (Auf dem Weg zu einem Festessen, sagte er einmal unter vorgehaltener Hand: „Viel lieber ginge ich zwei Gassen weiter, da kenne ich ein kleines Wirtshaus, wo es köstliche Grammelknödel gibt …“)

Peter Skalicky konnte vorzüglich erzählen, zumeist in humorvoller Art, auch wenn es um ernsthafte Dinge ging. Das Besondere an seinen humorvollen Erzählungen war, dass sie 1) wirklich lustig waren, ohne zu verletzen oder abzugleiten, 2) gekonnt lustig vorgetragen wurden und 3) nicht nur die Zuhörer, sondern auch ihn selbst belustigten; er konnte herzlich lachen.

In welchem Ausmaß Prof. Skalicky auf die zahlreichen Auszeichnungen und Ehrungen, die ihm zukamen, großen Wert gelegt hat, ist nicht bekannt; verdient hat er sie jedenfalls. Einige dieser Ehrungen seien hier genannt: Der Staat ehrte ihn mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, mehrere ausländische Universitäten verliehen ihm Ehrendoktorate bzw. Ehrenprofessuren, die Stadt Wien und das Land Niederösterreich verliehen ihm hohe Auszeichnungen, und sein deutlicher Bezug zu Frankreich ist auch durch die ihm verliehenen Ehrenbezeichnungen Chevallier de l’Ordre des Palmes Academiques sowie Officier de l’Ordre National du Mérite, Republique Francaise bestätigt.

Prof. Peter Skalicky hat die TU Wien und wohl auch das Leben vieler von uns entscheidend mitgeprägt. Der Blick auf seinen Einsatz für die Academia, sein wohlwollendes Zugehen auf die Menschen, seine Großherzigkeit erfüllen uns mit Dankbarkeit dafür, dass wir ihn gehabt haben. So dürfen wir ihm wünschen und für ihn erbitten, dass er nun die eigentliche Fülle des Lebens, das nie endet, erreicht hat. Das möge auch Trost und Hoffnung für seine Claude und seine Angehörigen sein.

Em.Univ.Prof. Franz G. Rammerstorfer
Vizerektor für Forschung in P. Skalickys Rektorsperioden Nr.4 und Nr.5

 

**Kondolenzbuch

Für alle Kolleginnen und Kollegen und Wegbegleiter, die ihre Anteilnahme oder persönliche Erinnerungen an den Verstorbenen ausdrücken möchten, liegt ein Kondolenzbuch vom 10. – 20. November 2025, zwischen 9 – 15 Uhr, im Büro des Rektors (4., Karlsplatz 13) auf.