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Mathematik UND Musik – Persönliche Ansichten zu einer schwierigen Beziehung

Spannender Vortrag zum 7. Geburtstag von TUForMath

Collage

© A. Yoshida und W. Woess (oben v.l.); C. Koutschan (unten)

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großer Bilderrahmen, Mann in dunklem Pullover beugt sich hinein, im Hintergrund Wasser und Häuser

© Atsuro Yoshida

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Mann in graumen Pullover mit blauem Lanyard und Head-Mikro, linke Hand erhoben, Zeigefinger ausgestreckt

© Christoph Koutschan

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Mann am Klavier von hinten, Gesicht im Klavier gespiegelt

© Christoph Koutschan

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Seit bald sieben Jahren begeistert das TU Forum Mathematik, besser bekannt unter seinem Kurznamen TUForMath, die breite Öffentlichkeit mit spannenden öffentlichen Vorträgen zum Thema Mathematik. Am 16. Juni findet der diesjährige Festvortrag zu diesem Jubiläum statt. Wittgenstein Preisträger Professor Christian Krattenthaler, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster von der Universität Wien, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster beleuchtet darin den Zusammenhang von Mathematik und Musik. In einem kurzen Gespräch gibt er Einblick in diesen Vortrag und erklärt, was er an Mathematik so spannend findet.

Was macht Mathematik Ihrer Meinung nach zu einem spannenden Forschungsgebiet?
Christian Krattenthaler: Das kann ich nicht wirklich erklären. Wie bei allem, kann man es nur erfühlen, wenn man es selber macht. Und ich räume auch ein, dass es auch immer Menschen gibt und geben wird, denen die Faszination der Mathematik verschlossen bleiben wird, so, wie es auch immer Menschen gibt und geben wird, denen die Faszination der Musik verschlossen bleiben wird. Für mich hat Mathematik eine magische Komponente, die unerklärbar bleiben wird und muss. 

Was mich an der Mathematik fasziniert, ist zum einen die Herausforderung, offene Probleme, wie sie laufend aus der Physik, der Informatik, oder auch der Mathematik selbst kommen, zu „knacken“. Weiters fasziniert es mich natürlich, verborgene Strukturen und Zusammenhänge, die sich hinter den Problemen und deren Lösungen verbergen, aufzudecken. Andererseits spielt für mich klarweise die ästhetische Komponente der Mathematik eine große Rolle.

Was ist Ihr Lieblingsfachgebiet in der Mathematik und warum?
Christian Krattenthaler: Generell interessiere ich mich für viele Gebiete und find auch viele Gebiete attraktiv. In jungen Jahren (während meiner Zeit bei der Mathe-Olympiade) war mein Lieblingsgebiet einmal die Zahlentheorie, wie das vermutlich bei fast allen jungen Mathematikinteressierten ist. Während meines Studiums entwickelte sich dann die Kombinatorik zu meinem Lieblingsgebiet. Ein großer Teil meiner Publikationen ist unzweifelhaft der Kombinatorik zuzurechnen. Es gibt aber auch Publikationen mit algebraischen Bezügen, mit analytischen Bezügen, solche, die die Wahrscheinlichkeitstheorie berühren, und, ja, gar nicht so wenige in der Zahlentheorie.

Der Titel Ihres Vortrags lautet „Mathematik UND Musik? Persönliche Ansichten zu einer schwierigen Beziehung.“ Was macht die Beziehung zwischen diesen beiden Forschungsfeldern schwierig, gibt es auch Bereiche, in denen sich diese beiden Fächer ergänzen?
Christian Krattenthaler: Ich zitiere aus meinem Vortrag: „Oft werde ich in einem Gespräch mit der Bemerkung konfrontiert: ,Mathematik und Musik, das liegt ja ganz nahe beieinander!’ Ich pflege darauf zu antworten: ,Ist das wirklich so?’ “ Aus diesem Ausgangspunkt entwickelt sich der weitere Vortrag.

Sind Mathematiker_innen die besseren Musiker_innen?
Christian Krattenthaler: Sicherlich nicht, das lässt sich ja auch durch nichts belegen. Woran ich aber schon glaube, ist, dass profunde Musikinterpretationen nicht nur emotionale Tiefe benötigen, sondern auch eine gründliche Analyse und einen überzeugenden Plan. 

Übrigens, zu diesem Thema gibt es eine amüsante Anekdote: In der Dokumentation „Set the Piano Stool on Fire“ (2011) über Kit Armstrong (ein hervorragender Pianist und Komponist, der damals 18 Jahre alt war) und Alfred Brendel (einer der bedeutendsten Pianisten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der im übrigen sowohl emotional als auch intellektuell überragend war) erfährt man an einer Stelle, dass Kit Armstrong neben dem Unterricht bei Alfred Brendel in London daneben in Paris an der Université Pierre-et-Marie-Curie Mathematik studiert. Dann sagt Brendel in die Kamera: „Now he finished his degree. Thank God!“ Und er setzt dazu sein unnachahmliches sarkastisches Lächeln auf.

Danke für das Gespräch

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TUForMath-Vortrag „Mathematik UND Musik? Persönliche Ansichten zu einer schwierigen Beziehung“ von Christian Krattenthaler
Montag 16.06.2025
18:00 Uhr bis ca.19:15 Uhr
Festsaal der TU Wien, Karlsplatz 13, Hauptgebäude
Nach dem Vortrag lädt TUForMath zu Diskussion und einem Festbuffet.

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Interview: Sonja Haberl