Eine angenehme Wohnzimmer-Atmosphäre empfängt Besucher_innen, wenn sie den HTU-Vorsitz vor Ort am Campus Karlsplatz (Hof 1, Stiege 4) besuchen. Auch vom Baulärm vor ihrem Büro lassen sich Josef Fraczek, Paul Koo, Pia-Marie Graves und Godwin Biziyaremye ihre gute Laune nicht verderben, sind voller Tatendrang und geben mit viel Freude Einblick in ihren umfangreichen und vielfältigen Arbeitsalltag. Ihr Versprechen: „Am Ende kommt unsere ganze Arbeit uns TUW-Studierenden zu Gute.“
Was sind eure Aufgabenbereiche?
Paul: Da unsere Aufgabengebiete doch sehr unterschiedlich sind, ist es am besten, wenn jeder von uns seinen Bereich kurz vorstellt. (Paul blickt in die Runde, die anderen 3 Vorsitzenden nicken zustimmend).
Also, mein Aufgabenbereich erstreckt sich von Senatsangelegenheiten über Angelegenheiten der Universitätsvertretung zur bundesweiten ÖH-Vernetzung bis zum TU Ball. Zusammengefasst könnte man sagen, dass mein Fokus auf rechtlichen und formalen Angelegenheiten liegt.
Godwin: Ich kümmere mich um Finanzangelegenheiten, die Studierbarkeit an der TU Wien sowie um Soziales und das Thema Digitalisierung. Darunter fallen Aufgaben wie das HTU-Budget oder das Abfedern von sozio-ökonomischen Belastungen für Studierende. Auch das Thema Betreuungspflichten fällt in meinen Arbeitsbereich. Da bietet die HTU beispielsweise den Kindergarten TUKS, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster an.
Pia: Ich beschäftige mich mit den Themen Diversity und Gender sowie mit Nachhaltigkeit und kümmere mich außerdem um unsere Öffentlichkeitsarbeit und um Personalangelegenheiten. Dazu gehört viel Austausch mit unseren internen Netzwerken wie dem LGBTIQ*-ALLY-Netzwerk von dem ich Teil bin. In dieser Gruppe arbeiten wir zum Beispiel gerade an einem Plan, um die Abbildung des dritten Geschlechts in TISS anzugehen. Beim Thema Nachhaltigkeit plane ich einen Austausch mit den unterschiedlichen Fachschaften um Ideen und Strategien zu sammeln. So habe ich bereits erfahren, dass in der Fachschaft für Bau- und Umweltingenieurwesen den Studierenden der Kaffeesatz aus den Kaffeemaschinen kostenlos als Dünger zur Verfügung gestellt wird.
Ich finde, ich habe mir sozusagen die Rosinen aus all den Aufgaben herausgepickt (lacht). Aber ich denke, dass haben wir eigentlich alle getan, also ich meine, jeder von uns macht das, was uns Freude macht.
Paul: Das stimmt, wenn ich Godwin und seine Excellisten sehe, wird mir schwindlig, aber er behält den Überblick bei den tausend Excel-Zeilen und findet jede Zahl die, er braucht.
Godwin: Ich würde nicht tauschen wollen, wenn ich Paul oder Josef am Telefon diskutieren höre, bin ich froh, dass bei mir eher selten Anfragen per Telefon hereinkommen. (alle lachen)
Josef: Dann mache ich noch den Abschluss mit meiner Aufgabenliste. Ich bin für die Themen HTU-Vernetzung und Events, die Treffen mit Fachschaften und Referaten, das Thema Studium und Lehre sowie für die HTU-Verwaltung und Infrastruktur hauptverantwortlich. Warum betone ich hauptverantwortlich? So wie die drei anderen Vorsitzenden sind die eben aufgezählten Aufgaben, jene Dinge, mit denen ich mich jeden Tag beschäftige. Wenn aber jemand krank oder auf Urlaub ist, ist es selbstverständlich, dass wir uns die Arbeit im Team aufteilen. Es weiß also jeder von uns immer ganz grob, woran in den anderen Bereichen gearbeitet wird, dass wir einander relativ problemlos vertreten und unterstützen können. Außerdem ist es sehr wertvoll, wenn jemand mit einem ganz anderen Blickwinkel auf ein Projekt oder Problem schaut, gemeinsam fallen uns dann oft noch bessere Ideen oder Lösungswege ein.
Gibt es Schwerpunktthemen oder bestimmte Vorhaben, die ihr in eurer zweijährigen Amtszeit als Vorsitz umsetzen möchtet?
Pia: Mein erstes großes Projekt ist die Gründung eines neuen Referats, das Referat für Antirassistische Arbeit. Es wird darum gehen, Studierende die rassistische Diskriminierung erfahren zu unterstützen und zu beraten.
Josef: Ein ganz anderes Projekt, das wir bis zum Sommersemester 2024 umsetzen wollen, ist die Anschaffung von 2 E-Lastenfahrrädern, die Studierende ausleihen können. Diese sollen im Hof 1 stehen, inklusive Lade- und Reparatursäule. Derzeit steckt das Projekt noch mitten in der Planungsphase, aber die Idee wäre die Flotte an Rädern stetig zu erhöhen.
Paul: Die Vielfalt unserer Aufgabenbereiche spiegelt sich auch bei unseren Projekten wider. Was ich in den nächsten Monaten angehen möchte, ist die Vereinheitlichung der recht unterschiedlichen Prüfungsmodalitäten sowie mehr Flexibilität und mehr Wiederholungstermine bei Prüfungen an der TU Wien. Ein weiteres wichtiges Thema, das auch schon unsere Vorgänger beschäftigt hat, ist die Unifinanzierung. Gemeinsam mit den Hochschülerschaften anderer Universitäten wollen wir daran arbeiten, öffentlichkeitswirksam auf die prekäre finanzielle Lage der Universitäten aufmerksam zu machen.
Warum habt ihr das Amt des Vorsitzes übernommen? Was interessiert euch daran und was macht eurer Meinung nach ein gutes Vorsitz-Team aus?
Godwin: Da hat jeder von uns seine eigene Geschichte dazu, denke ich.
Pia: Das stimmt. Bei mir war es so, dass ich zunächst in der Fachschaft Physik engagiert war. Als ich erfahren habe, dass Paul und Josef recht wahrscheinlich den Vorsitz machen werden, bin ich an die beiden herangetreten, mit der Bitte, welche Anliegen mir wichtig wären, und habe sie gebeten, dass sie diese in der bevorstehenden Amtsperiode umsetzen. Sie haben gefragt, ob ich nicht Lust hätte, selbst im Vorsitz aktiv mitzugestalten, wenn ich schon so konkrete Vorstellungen habe. Ich habe mir das dann noch ein bisschen durch den Kopf gehen lassen und mich schließlich dafür entschieden mitzumachen, und ich bereue es keinen einzigen Tag. Es ist wichtige Arbeit, die wir jeden Tag machen, sie liegt uns am Herzen und es macht Freude, wenn kleine Erfolge den Studierenden viel bringen.
Godwin: Ähnlich wie Pia war auch ich in einer Fachschaft aktiv, nämlich in der Fachschaft Mathematik, später dann auch als Sachbearbeiter im Referat für Sozialpolitik. Das Studium ist ein ganz neuer Lebensabschnitt, ein eigenes Lebensgefühl, dass mit tollen und spannenden Erfahrungen in Erinnerung bleiben soll. Dass das so für die Studierenden bleibt, dafür ist unter anderem der HTU-Vorsitz zuständig. Den ehemaligen Vorsitz habe ich gekannt und als Josef mich schließlich eingeladen hat, mitzumachen, da konnte ich nicht nein sagen. Und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte (lacht).
Josef: Ich habe in meiner Studienzeit selbst so viele tolle Tipps und so viel Unterstützung von den diversen Fachschaften bekommen, da wollte ich schon lange etwas zurückgeben. Als ich mit Paul gemeinsam bei einem Seminar war, hat sich die Idee, den HTU-Vorsitz zu machen, immer mehr konkretisiert. Und ich dachte mir, wenn ich jetzt nicht mitmache, dann tue ich es wahrscheinlich nie und deswegen sitze ich heute da. Und so wie Pia gerade gesagt hat, bereue ich meine Entscheidung auch überhaupt nicht.
Paul: Ich war immer schon politisch interessiert und habe mich recht bald im Referat für Bildung und Politik eingebracht. Dort habe ich laufend Studierende beraten. Ich habe auch den Kontakt zu meinem Vorgänger gepflegt, der mir immer mehr Aufgaben übertragen hat. Und als es dann darum ging, dass es einen neuen HTU-Vorsitz geben soll, war das ein logischer Schritt für mich, mich als Vorsitz noch intensiver mit den Themen zu beschäftigen.
Josef: Schon bei der Übergabe vom ehemaligen HTU-Vorsitz und in den ersten Wochen der Zusammenarbeit haben wir gemerkt, dass wir ein tolles Team sind. Wir können viel voneinander lernen und haben viel Spaß daran, neue Ideen und Projekte umzusetzen.
Godwin: Genau, jeder von uns bringt eigene Stärken und Ideen ins Team ein, wir ergänzen einander perfekt und jeder macht genau das, was ihm Spaß macht.
Pia: Ich finde, genau wie ein Studium an der TU Wien, ist auch der HTU-Vorsitz ein Teamsport. Wir vertrauen einander, können sachlich und konstruktiv diskutieren. Durch unsere unterschiedlichen Herangehensweisen beleuchten wir Fragen und Probleme von verschiedenen Seiten und kommen so schneller zu einer Lösung.
Paul: Und Spaß haben wir dabei auch. Den braucht es unbedingt, denn wir verbringen jeder viele Stunden hier im Büro.
Pia: Ja, je nach Projekt kann das zwischen 20 und 30 Stunden pro Woche betragen.
Paul: Bei mir verschwimmt oft die Arbeit und die Freizeit, also wenn Meetings schon später angesetzt sind und wir dazu gleich etwas Trinken und Essen.
Josef: Wenn man sieht, dass man bei einer Sache gut vorankommt, dann macht es Spaß weiterzumachen. In den nächsten beiden Jahren wird das Studium den zweiten Rang haben. Glücklicherweise bekommen wir Toleranzsemester zur Studienzeit dazu. Und wir gewinnen viel Erfahrung in unterschiedlichen Bereichen, die wir durch unser Regelstudium nicht bekommen würden, aber auf unserem weiteren Berufsweg sicher noch gut brauchen werden können.
Mit welchen Anliegen können sich Studierende an euch wenden?
Paul: Studierende sind mit allen Anliegen bei uns willkommen, egal, um welche Fragen oder Probleme es geht, wir beraten und helfen gerne weiter. Genauso freuen wir uns, wenn Studierende bei uns mitarbeiten wollen, aktiv oder auch nur Ideen und Vorschläge einbringen.
Godwin: Auch wenn Studierende finanzielle Unterstützung brauchen, können wir weiterhelfen. Es gibt zahlreiche Rabatte und Aktionen wie beispielsweise die u:boook-Aktion für Studierende. Es gibt aber auch Fonds wie den Härtefonds oder den Kinderfonds für Studierende, wo Betroffene Hilfe bekommen.
Josef: Es lohnt sich auf jeden Fall bei uns vorbeizuschauen und das Gespräch zu suchen.
Pia: Daraus entstehen vielleicht Ideen für neue Projekte oder Anregungen, was wir noch für die TUW-Studierenden verbessern können.