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Heilige Zeiten - Wiener Kirchenbau nach 1945 − Von Rudolf Schwarz bis Heinz Tesar

Die Ausstellung "Heilige Zeiten" im Architekturzentrum Wien ist in Kooperation mit der TU Wien entstanden und widmet sich dem Wiener Kirchenbau der Nachkriegszeit, der im internationalen Vergleich sowohl quantitativ als auch hinsichtlich seiner architektonischen Qualität einen herausragenden Stellenwert einnimmt.

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Ausstellungsdauer: 13. Dezember 2007 - 14. Jänner 2008
Öffnungszeiten: Täglich 10:00 - 19:00 Uhr
Ort: Architekturzentrum Wien - Halle F3 (7., Museumsplatz 1)
<link http: www.azw.at>

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Eintritt frei!

Bislang zu wenig gewürdigt und im Schatten der Sakralbauten der Vorkriegszeit von Otto Wagner, Jože Plečnik und Robert Kramreiter stehend, werden erstmals die wichtigsten Tendenzen der letzten fünf Jahrzehnte anhand charakteristischer Beispiele dargestellt. Im Zuge des innerkirchlichen Liturgiediskurses avancierte der christliche Sakralbau ab den 1950er Jahren zu einer zentralen Bauaufgabe, mit der sich erstrangige Architekten wie Le Corbusier, Oscar Niemeyer oder Egon Eiermann auseinandersetzten.

In Wien markierte der Wettbewerb für den Neubau der Matzleinsdorfer Pfarrkirche St. Florian 1957 eine künstlerische Weichenstellung: Während der realisierte Bau des Altmeisters Rudolf Schwarz noch eine Bezugnahme auf den traditionellen Bautypus der Basilika erkennen lässt, zeigen die Entwürfe der Arbeitsgruppe 4 (Wilhelm Holzbauer, Friedrich Kurrent und Johannes Spalt) bereits das in der Folge vorherrschende Konzept des Quadratraums mit zentral positioniertem Altar. Dieser wird auf Grundlage des Gemeindegedankens in den 1960er Jahren durch Ottokar Uhl, Josef Lackner, Johann Georg Gsteu und Johannes Spalt in vielfältiger Weise dekliniert. Die Entwicklung geht weg von einer architektonisch inszenierten Sakralität hin zu sachlicheren, „profanen“ Raumhüllen, die eine aktive Gestaltung des Gottesdienstes fordern und fördern. Charakteristisch sind modularer Aufbau, pure Materialität, gleichmäßige Ausleuchtung sowie zum Teil die Verwendung vorfabrizierter Elemente. Insbesondere die architektonische und theoretische Auseinandersetzung Ottokar Uhls mit Volksaltar und translozierbaren Kirchen zeigt einerseits das vielfältige Interesse junger Architekten an experimentellen Lösungen und andererseits die Offenheit des Bauherrn „Kirche“, neue Wege zu beschreiten.

Während schon Fritz Wotrubas Kirche „Zur Heiligsten Dreifaltigkeit“ (1974-76) eine radikale Abkehr vom „Wiener Kanon“ bedeutete, etablierte sich mit dem Aufkommen der Postmoderne ein räumlich-architektonischer Pluralismus: Häuselmayers Kirchen (1992-96) weisen mit Kirchturm, Tonnendach, Jocheinteilung und Apsis Elemente des traditionellen Sakralbaus auf und sind zudem durch die exzentrische Positionierung des Altars hierarchisiert. Tesars Kirche „Christus Hoffnung der Welt“ (1997-2000) schließlich ist der Versuch,  Sakralität mittels Lichtführung und christlicher Symbolik zu erzeugen.Die Ausstellung ist das Ergebnis eines Studierendenprojektes an der TU Wien, das in Kooperation zwischen den Abteilungen Kunstgeschichte und Modellbau durchgeführt wurde. Konzipiert und geleitet von Ann Katrin Bäumler und Andreas Zeese in Zusammenarbeit mit Fridolin Welte werden acht charakteristische Wiener Kirchenbauten der Nachkriegszeit u.a. als Modellrekonstruktionen im Maßstab 1:50 vorgestellt. Ergänzt wird die Präsentation durch Dokumentationen in Text und Bild sowie Fotografien von Margherita Spiluttini.