Vor über 50 Jahren wurde das Studium der Wirtschaftsinformatik erstmals im deutschsprachigen Raum eingeführt, gemeinsam von der Universität Wien, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster und der TU Wien. Die Kombination aus technologischem Verständnis und wirtschaftlichem Know-how legte den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte, aus der Führungskräfte, erfolgreiche Startup-Gründer_innen und Universitätsrektoren hervorgegangen sind. Anlässlich dieses Meilensteins fand am 17. November an der TU Wien eine besondere Jubiläumsveranstaltung statt, die Alumni, Lehrende und Expert_innen aus der Wirtschaft zu einem Abend mit Panels, Vorträgen und Diskussionen zusammenbrachte.
Bei der Feier wurde nicht nur ein Blick auf die Geschichte und die Errungenschaften der Disziplin geworfen, sondern auch über die Zukunft der Wirtschaftsinformatik diskutiert. Das Programm umfasste Erfahrungsberichte aus erster Hand von jenen, die das Fach geprägt haben, sowie Einblicke von erfolgreichen Absolvent_innen und Unternehmer_innen. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Rektor Jens Schneider und der Dekanin der Fakultät für Informatik, Gerti Kappel. Durch den Abend führte Christian Huemer, Studiendekan der Wirtschaftsinformatik an der TU Wien.
Der Werdegang einer erfolgreichen Disziplin
Das erste Panel des Abends widmete sich den Anfängen der Wirtschaftsinformatik und brachte A Min Tjoa, Hannes Werthner und Hardy Hanappi auf die Bühne – alle drei emeritierte Professoren der TU Wien, die maßgeblich an der Etablierung des Fachs beteiligt waren. Sie reflektierten über die prägenden Merkmale der Disziplin: ihre Interdisziplinarität, die Fähigkeit, Wachstum ebenso wie Wachstumsgrenzen zu verstehen, sowie die Verantwortung, die gesellschaftlichen Konsequenzen der von uns entwickelten Technologien mitzudenken. Die Diskussion unterstrich zudem die Bedeutung der Wirtschaftsinformatik für die Automatisierung von Prozessen in Industrie und öffentlicher Verwaltung, die Notwendigkeit, gesellschaftliche Entwicklungen stets im Blick zu behalten, sowie Meilensteine der Wirtschaftsinformatik an der TU Wien wie die Einführung des englischsprachigen Masterstudiums und die Gründung des i²c.
Im Anschluss kamen erfolgreiche Alumni der Wirtschaftsinformatik zu Wort: Stefanie Braschel (Head of Strategy bei Hillroute Capital), Bernhard Hohenegger (Vorstandsmitglied bei Bank99), Stefan Koch (Rektor der Johannes Kepler Universität Linz), Andreas Tomek (Partner bei KPMG Österreich) und Christian Weiss (Managing Director bei Frequentis DFS Aerosense). Moderiert wurde das Panel von Lukas Bürstmayr (RISE). Alle Absolvent_innen betonten die Bedeutung eines fundierten technischen Wissens und die Rolle, die das Wirtschaftsinformatikstudium für sie gespielt hat, um komplexe Systeme zu verstehen, sich zu organisieren, anspruchsvolle Aufgaben zu strukturieren sowie Prozesse und Probleme kritisch zu analysieren. Diskutiert wurde auch die Notwendigkeit, Alumni-Netzwerke weiter zu stärken, um nachhaltige Beziehungen in Unternehmen, Wirtschaft und Verwaltung aufzubauen.
Das nächste Panel mit Philipp Liegl (ecosio), Sander van der Rijdt (PlanRadar), Bernhard Schandl (9am.health), Lisa Smith (Prewave) und Simon Tragatschnig (fiskaly) widmete sich den Realitäten des Unternehmertums. Die Gründer_innen diskutierten Österreich als Wirtschaftsstandort für Startups und betonten, dass Wien äußerst lebenswert ist, dass das Wachstum eines Unternehmens jedoch häufig den Blick über nationale Grenzen hinaus erfordert. Sie reflektierten darüber, dass sich Erstfinanzierungen und das Support-System für Startups in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich verbessert haben, zugleich unterstrichen sie aber, dass Unternehmertum anspruchsvoll und kein Karriereweg für alle Student_innen ist. Lernen aus Fehlern, das Verstehen von Kund_innen und Märkten sowie das Erkennen echter Bedürfnisse wurden als wesentliche Faktoren genannt, um starke technische Ideen in erfolgreiche Unternehmen zu umzusetzen.
Quo vadis, Wirtschaftsinformatik?
Im Anschluss hielt Martin Bichler, Professor an der Technischen Universität München, eine Keynote über die Schnittstelle von Algorithmen und Marktdynamiken, einen zentralen Bereich seiner Forschung. Er erläuterte, wie zahlreiche Märkte heute autonom funktionieren, und diskutierte die Frage, ob sie so modelliert und gestaltet werden können, dass sie effizient, fair und stabil bleiben. Er betonte, dass gerade dabei die Schnittstelle aus Wirtschaft und Informatik entscheidend ist: Durch das Zusammendenken von Daten, Algorithmen und wirtschaftlichem Verständnis können Marktdynamiken besser analysiert und Systeme entwickelt werden, die ausgewogene Märkte schaffen.
Die abschließende Diskussion des Abends widmete sich der Zukunft der Wirtschaftsinformatik und brachte Martin Bichler, Elmar Pichl (BMFWF), Ernst Ellmer (ehemaliger CEO von Zühlke Deutschland) und Ulrich Frank (Professor an der Universität Duisburg-Essen) zusammen. Die Diskussion drehte sich um die zentralen Themen, die die Disziplin der Wirtschaftsinformatik heute prägen: die Rolle der Wirtschaftsinformatik in der digitalen Ökonomie, ihre Entwicklung in Forschung und Praxis sowie ihr Anspruch, auch künftig für Qualität und Breite zu stehen. Besonders hervorgehoben wurde die Interdisziplinarität der Disziplin – zugleich Chance und Herausforderung –, die Kommunikation, Austausch und eine reflektierte Moderation erfordert. Zudem wurde diskutiert, wie KI Wirtschaft und universitäre Lehre verändern wird und bereits jetzt verändert. Dabei wurde betont, dass Studierende auch künftig ein Verständnis grundlegender Konzepte benötigen, um diesen Wandel erfolgreich zu meistern.
Die Veranstaltung endete mit einem Buffet, das den Teilnehmer_innen die Möglichkeit bot, sich auszutauschen, Ideen zu diskutieren und Kontakte zu Alumni, Forscher_innen und Fachleuten aus der Wirtschaft zu knüpfen.
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