Alle News an der TU Wien

„State of the Climate“-Report mit Erkenntnissen von TU Wien-Forscher_innen veröffentlicht

Soeben ist der „State of the Climate“-Report erschienen. Forscher_innen der CLIMERS-Gruppe an der TU Wien haben in dieser Bilanz des globalen Klimasystems Beiträge zu Bodenfeuchtigkeit und Vegetation Optical Depth (VOD) veröffentlicht und tragen damit zu einem differenzierten Bild der Folgen des Klimawandels bei.

Johanna Lems und Ruxandra-Maria Zotta von der CLIMERS-Gruppe vor einem Screen mit einem von ihnen erstellten Klimabild. Beide lächeln.

© TUW

1 von 2 Bildern oder Videos

Johanna Lems und Ruxandra-Maria Zotta von der CLIMERS-Gruppe vor einem Bild, das weltweite Veränderungen des Klimas zeigt.

Weltkarte, die Anomalien der Bodenfeuchte zeigt. In den Farben Weiß, Grün, Braun.

1 von 2 Bildern oder Videos

VOD Veränderungen von 2023 bis 2024

Soeben ist der aktuelle „State of the Climate“-Report* erschienen, einer weltweit beachteten Bestandsaufnahme des globalen Klimasystems. Beigetragen haben auch Forscher_innen der CLIMERS-Gruppe am Department für Geodäsie und Geoinformation der TU Wien. Johanna Lems' Analyse zur globalen Entwicklung der Bodenfeuchtigkeit und Ruxandra-Maria Zottas Beitrag zur Vegetation Optical Depth (VOD) verdeutlichen, wie unterschiedlich die regionalen Folgen des Klimawandels ausfallen und welche Risiken sich daraus für Mensch und Umwelt ergeben. Beide Forschungsfelder sind eng mit Fragen der Wasserverfügbarkeit, Vegetationsresilienz und landwirtschaftlichen Produktivität verknüpft. Diese Veröffentlichungen verdeutlichen den wichtigen Beitrag der geodätischen Fernerkundung zur internationalen Klimaforschung. 

Extreme Abweichungen der Feuchtigkeit im Boden weltweit

Die Analyse von Johanna Lems zeigt: Das Jahr 2024 war weltweit feuchter als der Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020. Allerdings zeigen sich deutliche regionale Unterschiede. Während Nordamerika, Südafrika, Nordeuropa und große Teile Asiens unter starker Trockenheit litten, wurden in Ostasien, Nordaustralien, Ostafrika und der Sahelzone ungewöhnlich hohe Bodenfeuchten registriert.

Solche Abweichungen treten immer häufiger auf und äußern sich zunehmend in Form von extremen Dürren und Überschwemmungen. So kam es beispielsweise 2024 in der Ukraine zu einer extremen Dürre, während im Sahel großflächige Überschwemmungen auftraten. Die Bodenfeuchte ist ein wichtiger Umweltparameter: Sie beeinflusst Hitzewellen, Waldbrandrisiken, Ernteerträge und das Risiko von Überschwemmungen und ist daher für die Entwicklung von Frühwarnsystemen und Anpassungsstrategien von entscheidender Bedeutung.

Vegetationsveränderungen zwischen Stabilität und Rückgang

Ruxandra-Maria Zottas Beitrag befasst sich mit Vegetation Optical Depth (VOD), einem satellitengestützten Parameter, der die Abschwächung von Mikrowellenstrahlung durch Pflanzen erfasst. Der VOD dient als Indikator für den Wassergehalt und die Dichte der Vegetation. 2024 zeigt er ein klares Nord-Süd-Gefälle: Während die VOD-Werte in der nördlichen Hemisphäre weitgehend stabil blieben, wurden im globalen Süden Rückgänge beobachtet. Besonders sticht dabei Südafrika hervor, vermutlich infolge des El-Niño-Phänomens. Starke Regenfälle wirkten sich hingegen in Australien, der Sahelzone und Teilen der USA positiv auf die Vegetation aus.

Auch langfristige Entwicklungen werden sichtbar: etwa Aufforstungsprogramme in China, zunehmende landwirtschaftliche Intensivierung in Indien sowie fortschreitende Entwaldung in Südamerika, der Mongolei und im südlichen Afrika. Grundlage für diese Auswertungen ist das VODCA v2-Datenset (Zotta et al., 2024), das mehr als 35 Jahre globaler Vegetationsbeobachtung vereint.

Langfristige Daten für globales Klimaverständnis

Die Beiträge aus Wien zeigen, dass langfristige Satellitendaten, offene Wissenschaft und internationale Zusammenarbeit unverzichtbar sind, um klimatische Veränderungen verlässlich zu erfassen. Die Fernerkundung macht Umweltprozesse auf kontinentaler Skala sichtbar und schafft eine solide Grundlage für fundierte Entscheidungen in Forschung, Politik und Gesellschaft. 

*Der jährlich veröffentlichte State of the Climate-Report gilt als eine der zentralen wissenschaftlichen Quellen zur globalen Klimaentwicklung. Basierend auf Satellitendaten, Klimamodellen und bodengestützten Messungen dokumentiert er weltweite Veränderungen mit hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung. Herausgegeben wird er von der US-Klimabehörde NOAA, die unter der Trump-Administration politisch und finanziell unter Druck geraten ist, ihre wissenschaftliche Arbeit aber dennoch fortsetzt. 

Bulletin of the American Meteorological Society (BAMS), öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

Rückfragehinweise

Johanna Lems
Research Group Climate and Environmental Remote Sensing
Department für Geodäsie und Geoinformation
Technische Universität Wien
johanna.lems@geo.tuwien.ac.at


Ruxandra-Maria Zotta
Research Group Climate and Environmental Remote Sensing
Department für Geodäsie und Geoinformation
Technische Universität Wien
ruxandra-maria.zotta@geo.tuwien.ac.at