Thilo Sauter sitzt im Publikum

Ao.Univ.Prof. DI Dr. Thilo Sauter

Anbindung von Feldbussen an IP-basierte Netzwerke

Eine der großen Herausforderungen in der Automatisierungstechnik ist die durchgängige Kommunikation zwischen Sensoren, Aktoren, Steuerungen und den vielen übergeordneten Systemen, die Produktionsdaten sammeln und analysieren. Das Ziel der Arbeit war daher, eine geeignete Schnittstelle zwischen den unterschiedlichen Kommunikationsnetzwerken in der Automatisierungstechnik und im Bürobereich – Feldbussen und Internet-Protokoll-basierten, lokalen Netzwerken (LANs) – zu definieren.

In der äußerst flexiblen Lösung wurde der Feldbus wie ein Teil des übergeordneten LAN behandelt und durch ein Gateway repräsentiert. Der Zugriff auf die einzelnen Daten erfolgte mit dem aus der Internet-Welt stammenden Simple Network Management Protocol. Im Gegensatz zu webbasierten Ansätzen bot dieses System Plattformunabhängigkeit und den entscheidenden Vorteil, auch große Datenmengen und eine Vielzahl von Datenpunkten gleichzeitig von einer einzigen Station aus verwalten und damit auch erstmals große komplexe Bereiche direkt an das Internet anbinden zu können.

Die grundlegende Idee wurde über mehrere Jahre weiter verfolgt, weiter ausgebaut und analysiert. Das Konzept fand Eingang in einschlägige Normen und ist heute Allgemeingut in der Automation. Letztlich sind die damals formulierten Ideen heute eine wesentliche technologische Grundlage moderner Schlagworte wie Internet der Dinge oder Industrie 4.0.

Lebenslauf

Ausbildung

  • 1985-1992: Studium der Elektrotechnik, Studienzweig Industrielle Elektronik und Regelungstechnik an der TU Wien
  • 1992-1998: Doktoratsstudium an der TU Wien
  • 1999: Promotion sub auspiciis praesidentis rei publicae

Beruflicher Werdegang

  • 1992-1996: Vertragsassistent am Institut für Allgemeine Elektrotechnik und Elektronik der TU Wien
  • 1996-2004: Universitätsassistent am Institut für Computer technik der TU Wien
  • 1998: Aufbau des weltweit ersten akkreditierten Profibus-Kompetenzzentrums
  • 2004-2013: Direktor des Instituts für Integrierte Sensorsysteme der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wiener Neustadt
  • 2007: Gastprofessor an der Technischen Universität Hefei (Volksrepublik China)
  • 2009: Gastprofessor an der Universität Brescia (Italien)
  • 2013-2015: Leiter des Zentrums für integrierte Sensorsysteme an der Donau-Universität Krems
  • 2014: Habilitation für Automatisierungstechnik an der TU Wien
  • 2014: Gastprofessor an der Universität der Balearen, Palma de Mallorca (Spanien)
  • Seit 2016: Professor am Institut für Computertechnik der TU Wien
  • Seit 2016: Forschungsgruppenleiter am Department für integrierte Sensorsysteme an der Donau-Universität Krems

Auszeichnungen

  • 1999: Würdigungspreis des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung
  • 2001: Dr. Ernst Fehrer-Preis der TU Wien
  • 2010: Niederösterreichischer Innovationspreis
  • 2011: Niederösterreichischer Innovationspreis
  • 2014: Ernennung zum Fellow des Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE)
  • 2016: Wissenschaftspreis des Landes Niederösterreich

Mitgliedschaften

  • Seit 1997: Mitglied des Technischen Subkomitees TSK MR65 „Industrielle Prozess-, Mess-, Regelungs- u. Steuerungstechnik“, Delegierter in CENELEC TC 65 CX
  • 2005-2015: Mitglied des Administrative Committee des IEEE Sensor Councils
  • 2006-2008: Vice Chair der IEEE Austria Section
  • Seit 2007: Chief Editor Automation and Control der e&i Mitglied des Administrative Committee der IEEE Industrial Electronics
  • Seit 2009: Treasurer der IEEE Austria Section
  • Seit 2013: Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des OVE
  • Seit 2016-2018: Editor-in-Chief des IEEE Industrial Electronics Magazine
  • 2020-2024: Vice President for Publications der IEEE Industrial Electronics Society

Zur Verleihung des Dr. Ernst Fehrer-Preises:

Ich freue mich nicht zuletzt deshalb, weil ich den Fehrer-Preis für eine bedeutsame und wichtige Einrichtung halte, gerade in Zeiten des Umbaus und der Reformen an den Universitäten.

Magnifizenz, Spektabilitäten, sehr geehrte Frau Mag. Fehrer, liebe Verwandte, Freunde und Kollegen!

Angesichts der liebevoll gehegten und gepflegten historischen Feindschaft, die die Bewohner der nördlichen und südlichen Landesteile von Baden- Württemberg miteinander verbindet, habe ich die Laudatio natürlich ganz besonders genossen. Ich weiß nämlich, wie schwer es für einen Badener ist (auf gut Schwäbisch Badenser oder Gelbfiassler), ein Loblied ausgerechnet auf einen Schwaben zu singen – umgekehrt verhielte es sich nicht anders. Daher, lieber Dietmar, danke für die schmeichelnden Worte. Ich freue mich sehr über die Verleihung dieser Auszeichnung und möchte allen danken, die mich nominiert und mir schließlich den Preis zuerkannt haben.

Lassen Sie mich meine Gedanken dazu anhand eines Aphorismus von Goethe näher ausführen, den mir der Präsident der Akademie der Wissenschaften, Werner Welzig, in seinem Vortrag auf dem heurigen Wissenschaftstag dankenswerterweise wieder in Erinnerung gerufen hat. Goethe schreibt in seinem Alterswerk Wilhelm Meisters Wanderjahre:

„Es ist nicht genug, zu wissen, man muss auch anwenden.“

Dankesrede von Ao.Univ.Prof. DI Dr. Thilo Sauter zur Verleihung des Dr. Ernst Fehrer-Preises: Nun ist dieses Zitat wie jedes andere auch natürlich sehr vielseitig deut- und anwendbar. Trotzdem stelle ich die These auf, dass es ganz besonders gut in diesen Rahmen passt und den Geist des Fehrer-Preises verdeutlicht. Zuallererst nämlich ist dieser Spruch ein starkes Votum für die angewandte Forschung, und Praxisnähe ist auch expressis verbis eine der beiden Säulen des Fehrer-Preises.

Dabei darf jedoch nicht übersehen werden, dass der Stifter und Namensgeber dieses Preises nicht nur ein großer und überaus erfolgreicher Erfinder, also ein Mann der Praxis war, sondern auch ein gelernter theoretischer Physiker. Und wenn ich so bedenke, wie sehr sich manche Grundlagenforscher heute für das Zentrum der Wissenschaft und des Wissens halten und wie despektierlich sie bisweilen den Ingenieurwissenschaften begegnen, dann ist das Beispiel Ernst Fehrers umso bemerkenswerter und leuchtender.

Die zweite Säule, auf der der Fehrer-Preis ruht, ist die der Unkonventionalität, der Neuheit und Innovation abseits jener ausgetretenen Pfade, die den Stand von Wissenschaft und Technik markieren. Das bringt mich zurück zu Goethe, zum zweiten Teil des Zitats, den ich Ihnen vorhin unterschlagen habe, und der da lautet:

„Es ist nicht genug, zu wollen, man muss auch tun.“

Die innovativste, unkonventionellste Idee ist nämlich wertlos, wenn sie nicht in die Tat umgesetzt wird. Gerade das ist aber das Problem, denn völlig neue Ansätze sind oft nicht leicht zu realisieren. Es bedarf dazu einer Menge Hartnäckigkeit und manchmal auch Sturheit:

Gegenüber den Vorgesetzten, die vielleicht eine andere Vorstellung von den Arbeitsschwerpunkten des Instituts haben.

Gegenüber den Peers, die in vielen Belangen heute das Maß aller Dinge sind, und die doch nicht immer Zeit und Lust haben, sich unvoreingenommen in Ideen hineinzudenken, die nicht ihren Auffassungen entsprechen, und solche Ideen dann vorschnell mit manchmal skurrilen Kommentaren ablehnen.

Gegenüber den Kollegen, die man erst für die Idee begeistern muss, speziell wenn die Umsetzung Teamarbeit verlangt, was heute mehr die Regel denn die Ausnahme ist – gerade auch auf meinem Gebiet.

Und bisweilen auch gegenüber sich selbst, um angesichts von Ignoranz und Unverständnis nicht entnervt das Handtuch zu werfen.

Aber auch mit der nötigen Sturheit braucht man eine Umgebung, die die Umsetzung neuer Ideen unterstützt oder sie zumindest nicht prinzipiell unterdrückt. Ich kann mich diesbezüglich nicht beklagen, ich hatte stets die Freiheit, auch abseits der jeweiligen Schwerpunkte zu arbeiten, oder ich konnte mir diese Freiheit zumindest nehmen. Dafür bin ich sehr dankbar, und ich wünsche mir, dass es auch in Zukunft so bleibt. Denn bei aller Schwerpunktbildung, Effizienzsteigerung, Studienzeitverkürzung und Outputmaximierung, so sinnvoll und notwendig sie auch sein mögen, sollte man nicht vergessen, Freiräume zu belassen, in denen neue, unkonventionelle und kreative Ideen gedeihen können. Und das gilt letztlich quer durch alle Instanzen. Es gilt für die Universität als solche, für uns Wissenschaftler, aber es gilt auch für unsere Studenten.

Auch ihnen muss die Möglichkeit gegeben werden, eigenverantwortlich und mit dem nötigen Engagement individuelle Ideen zu entwickeln, wenn sie das wollen, auch wenn es vielleicht Umwege bedeutet und der Statistik abträglich ist. Andernfalls sehe ich die Gefahr, dass die Universität langfristig zu einer reinen Schule verkommt. Unter diesem Blickwinkel ist der Grundgedanke des Dr. Ernst Fehrer-Preises nach 20 Jahren aktueller denn je.

Vielen Dank!