Die Geschichte des Dr. Ernst Fehrer-Preis

Innovation beansprucht meist eine Vielzahl an Ressourcen, die nicht immer von Beginn eines Forschungsvorhabens in vollem Ausmaß vorhanden sind. Um Ideen in die Realität umzusetzen zu können, erfordert es nicht nur Mut, sondern auch Zuspruch und Unterstützung von außen. Zeit seines Lebens konstituierte die Wissenschaft die Quintessenz des Wirkens von Dr. Ernst Fehrer. Das Vorhaben, junge, dynamische Wissenschaftler_innen der Technischen Universität Wien auf ihrem Forschungsweg zu unterstützen, war also ein logischer Schluss.

Der Dr. Ernst Fehrer-Preis wird seit 1982 an der Technischen Universität Wien für herausragende Forschungsleistungen auf den Gebieten

  • Bauingenieurwesen,
  • Chemie,
  • Elektrotechnik,
  • Maschinenbau und
  • Physik

vergeben. Gemäß den Richtlinien des Rektorats können „die Leistungen […] auf konstruktiven, versuchstechnischen oder theoretischen Gebieten liegen und müssen einen stärkeren Bezug auf die praktische Anwendbarkeit oder einen praktisch verwertbaren Nutzen besitzen. Bereits abgeschlossene Entwicklungen können nicht berücksichtigt werden.“ Seit 2012 wurde der Preis von Mag. Dr. Rosemarie Fehrer (1923–2019) gestiftet, die Familie Fehrer/Mauel/Kendler führt diese Tradition weiter.

Im Zeichen der Wissenschaft

I have to say that I don’t  invent for commercial reasons. It’s my passion. I see, I hear, I feel the need for an  invention in discussions with scientists and universities, our development department  or, for example, the chemical industry.

Die Erfindungen von Dr. Ernst  Fehrer erweckten nicht nur die Aufmerksamkeit der Wirtschaft sondern auch vieler  Ausbildungsstätten. Bis zum März 1999 wurden 80 Dissertationen und  Diplomarbeiten an weltweit 19 Universitäten und Fachhochschulen zu seinen  Erfindungen eingereicht. Beispiele dafür sind etwa die Dissertation von Chan Man  Pang (Hong Kong Polytechnic University) zum Thema „The physical properties of  DREF 3 friction spun yarn“ oder die Diplomarbeit von DI Vladimir Vykoukal (TU  Liberec) zum Thema „Unkonventionelle Spinnprozesse – DREF 2  Friktionsspinnverfahren“.

Die wissenschaftliche Bedeutung von Dr. Ernst Fehrers Erfindungen sowie seine wissenschaftlich-technischen Forschungstätigkeiten wurden  mehrfach international ausgezeichnet. 1980 erhielt er etwa die Wilhelm-Exner-  Medaille, 1981 wurde ihm der Titel Baurat h.c. durch Karl Sekanina verliehen. Im  selben Jahr erhielt Dr. Ernst Fehrer „in Würdigung seiner bahnbrechenden  Leistungen als Erfinder von Spinnverfahren und Spinnmaschinen sowie seiner  Erfolge bei ihrer Entwicklung bis zum Einsatz in der Produktion“ den Titel und die  Würde des Ehrendoktorats der Technischen Universität Wien. Die Laudatio zur  Auszeichnung wurde in Anwesenheit des Rektors O.Univ.Prof. Dr. Wilfried Nöbauer  von O.Univ.-Prof. DI Dr. Dr. h.c. Fritz Paschke gehalten. 1988 wurde Dr. Ernst Fehrer  der TAPPI Nonwovens Divions Award sowie der Mark Hollingsworth Prize  verliehen. 1989 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst  I. Klasse. Fünf Jahre später wurde er als Erster überhaupt mit dem „Lifetime  Achievement Award“ vom Magazin Textile World ausgezeichnet.

Zukunftsmusik, Patente und die Jagd

Intensive Forschung und Entwicklung markierten das Kernstück der Unternehmensphilosophie von Dr. Ernst Fehrer. Seine Aufmerksamkeit galt dabei vor allem Basisinnovationen durch die Entwicklung neuer technischer und technologischer Konzepte. Ebenso essenziell erschien ihm die innovative  Verbesserung bereits existierender Systeme. Als Grundvoraussetzung zur Erfüllung  beider Innovationsmodelle legte die Dr. Ernst Fehrer AG den Fokus auf  marktorientierte Forschung und Entwicklung. Dr. Ernst Fehrer begab sich dabei auf  die ständige Suche nach potenziellen Wachstumsmärkten, Trends und  Spezialgebieten, bei denen Technologie eine große Rolle spielte. Die praxisbezogene  Forschung und Entwicklung wurde durch eigene Laborräume, Konstruktionsbüros  und ein bewährtes Technikerteam ermöglicht.

Der unkonventionelle Weg

Um dem Unternehmen eine exzellente  Marktposition zu sichern, wählten Dr. Ernst Fehrer und seine Mitarbeiter_innen  einen eher unkonventionellen Weg: Erzeugt wurden ausschließlich Maschinen, die auf Patenten von Dr. Ernst Fehrer  beruhten. „Ich gehe davon aus, dass die subjektive Motivation jedes Erfinders in dem  Bestreben liegt, auf neuen Wegen Besseres zu finden; […] Der Patentschutz erfüllt  hierbei eine sehr wesentliche Funktion, denn er schafft die Voraussetzung dafür, dass  neue Ideen vor unsauberen Plagiaten geschützt werden“, betonte Dr. Ernst Fehrer in  seiner Festrede zur Feier (und als Inhaber) des 500.000 Patents in Österreich im  Dezember 1994. Sämtliche seiner Ideen wurden in mehr als 1.000 Patenten gesichert  und innerhalb des Unternehmens verwertet. Der hohe Diversitätsgrad der Fehrer-Patente spiegelt die Vielfältigkeit der von ihm erfundenen Maschinen wider.  Maschinen, die in den unterschiedlichsten Industrien bis heute weltweit ihren Einsatz finden.

Die Natur als Ideenreservoir

Aber woher kam der Ideenreichtum von Dr. Ernst Fehrer? Er war  passionierter Jäger, schwärmte von der Ruhe in den Wäldern und genoss die  Einsamkeit in seinem privaten Jagdrevier in Oberösterreich. Umgeben von nichts als  der Natur kamen ihm dort die meisten seiner Ideen – säuberlich vermerkt in  zahlreichen Notizbüchern.