Zu dieser besonderen Auszeichnung, der jahrzehntelange Arbeit insbesondere im Bereich der Hochwasserforschung vorhergehen, gratuliert auch Österreichs Wasserminister Norbert Totschnig:
„Ich gratuliere Prof. Günter Blöschl herzlich zur Verleihung des Stockholm Wasserpreises. Erst Ende Juni haben wir mit einer Ehrenauszeichnung des „Neptun Staatspreis für Wasser“ seine herausragenden Leistungen in der Hochwasserforschung gewürdigt. Mit dem Stockholm-Wasserpreis bekommt Herr Prof. Blöschl könnte man sagen, den „Nobelpreis für Wasser“, die international höchste Auszeichnung in der Wasserwirtschaft. Die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik ist entscheidend, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen. Mit seiner Forschung liefert Prof. Blöschl dafür unverzichtbare Grundlagen, von denen wir in Österreich und weit darüber hinaus profitieren. Ich bin stolz darauf, einen der führenden Köpfe der Hochwasserforschung in unseren Reihen zu haben.“
In Günter Blöschls “Wiener Schule der Hydrologie” verbindet er erfolgreich Themen, die anderswo getrennt betrachtet werden zu neuen Forschungsfeldern an der Schnittstelle von theoretischer Forschung, Computermodellierung und praktischer Ingenieursarbeit. Vor allem die “zwei Gruppen” der Hydrologie – die wissenschaftliche Hydrologie aus Geografie und Geowissenschaften gegenüber der Ingenieurhydrologie aus Fragen der Statistik, Dammbau und Hochwasserschutz – will er, gemeinsam mit seinem Team aus sowohl Praktikern und Theoretikern, kombinieren:
„In heutigen Lehrbüchern gibt es ein Kapitel über Grundwasser, und dann ein Kapitel über Verdunstung. Aber natürlich gehört das alles zusammen“, betont Blöschl. Er schlägt ein Lehrbuch auf, mit Diagrammen und Formeln: „Das ist alles wichtig – aber im ganzen Buch finden Sie kein Foto von Wasser. Der Praxisbezug fehlt.“ In diesem Sinne schlägt Blöschl vor: „Ich würde das als prozessbasierte Ingenieurhydrologie bezeichnen. Man muss Daten sammeln – aber um sie optimal nutzen zu können, müssen wir die dahinterliegenden Prozesse verstehen. Wir brauchen ein physikalisches Bild davon, wie die unterschiedlichen Prozesse der Hydrologie ineinandergreifen.“
Wie schon sein Doktorvater Prof. Dieter Gutknecht an ihn, gibt Prof. Blöschl seine ganzheitliche, fächerverbindende Sichtweise der Hydrologie an mittlerweile fast 80 Absolventinnen und Absolventen der “Wiener Schule der Hydrologie” weiter und begründet so im Laufe seiner Karriere im regen Austausch mit seinen Fachkolleginnen und Kollegen eine ganz neue Disziplin der Sozio-Hydrologie. Laut dieser existiert eine starke Wechselwirkung zwischen Menschen und Wasser, wobei sowohl Änderungen der Wasserkreisläufe Menschen zu verändertem Verhalten zwingen als auch menschliches Verhalten jene Wasserkreisläufe beeinflusst: „Man kann in den Formeln, die das Verhalten des Wassers beschreiben, direkt auch eine menschliche Komponente mit einbauen“, sagt Günter Blöschl. „Man kann in mathematischen Modellen Natur und Mensch als Einheit betrachten.“ Diese Idee der Sozio-Hydrologie startete im Jahr 2012 mit Blöschls Paper und entwickelt sich seither zu einem neuen Zweig der Wasserforschung, welcher international zu tausenden Publikation und Diskussionen führt, wie etwa im Juli 2025 bei der Sozio-Hydrologie-Konferenz in Tokio, wo Blöschl die Keynote hielt.
Günter Blöschl wurde bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter ein ERC Advanced Grant des European Research Council und die Horton-Medaille der American Geophysical Union. Er ist Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Mitglied der US National Academy of Engineering (NAE) und war Senator der Helmholtz-Gemeinschaft für den Forschungsbereich „Erde und Umwelt“.
Der Stockholm Water Prize ist für ihn etwas ganz Besonderes, betont Blöschl – ein Höhepunkt in seiner Laufbahn. Der Preis wird seit 1991 jährlich vergeben – für herausragende Leistungen, die mit Wasser zu tun haben. Zu den Laureatinnen und Laureaten zählen nicht nur Persönlichkeiten aus der Wissenschaft, sondern auch Leute, die sich im Bereich NGOs und Politik besonders für Bereitstellung, Reinhaltung und Schutz des Wassers eingesetzt haben.