Im Sommersemester 2017 lag der Fokus des TU-Visionsprozesses auf der Forschungsorientierung in Studium und Lehre, welcher besonders an einer technischen Universität große Bedeutung zukommt. Vor allem die frühzeitige Einbindung in den Forschungs- und Wissenschaftsbetrieb an der TU Wien ist sowohl im nationalen wie auch internationalen Kontext ein herausragendes Charakteristikum und Qualitätsmerkmal in der Ausbildung.

Der Semesterauftakt wurde Ende März mit der Veranstaltung „Masters in Research“ begangen, bei der einige der aktuell gelungensten Beispiele von forschungsorientierter Lehre an der TU Wien in Form von Diplomarbeitspräsentationen aus allen Fakultäten vorgestellt wurden, und so das breite Spektrum an Umsetzungsmöglichkeiten aufgezeigt werden konnte. Im Anschluss diskutierten Wolfgang Anzengruber (Vorstandsvorsitzender der Verbund AG), Manfred Haas (Leiter des Development Center Villach und stellvertretender CTO bei Infineon), Stefan Petsch (Leiter der Siemens Industrial Manufacturing Engineering and Application Division) und Stefan Poledna (Mitbegründer und Geschäftsführer von TTTech) über den Stellenwert forschungsorientierten Studierens aus Sicht der Wirtschaft und Industrie. Dabei wurde deutlich, wie wertvoll die Erfahrungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die die Studierenden durch die eigenständige Arbeit in der Wissenschaft erlangen, für potenzielle Arbeitgeber sind. Zudem wurde von allen Diskussionsteilnehmern die substanzielle Bedeutung der Grundlagenforschung an den Universitäten und deren Nutzung im Rahmen von nachfolgenden Forschungskooperationen betont.

Der Vortrag des Bildungswissenschafters Prof. Dr. Peter Tremp, Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung an der Pädagogischen Hochschule Zürich, zum Thema "Forschungsorientierung in Studium und Lehre - Die Universität als 'Großes Laboratorium'" illustrierte im Mai im Detail wie sich eine Intensivierung der Forschungsorientierung in der Lehre gestalten lässt. Dazu präsentierte er in einem ersten Schritt einen historischen Rückblick auf die Entwicklung der forschungsorientierten Lehre als Idealzustand an Universitäten, um in weiterer Folge die unterschiedlichen inhaltlichen sowie organisatorischen Grundbedürfnisse der einzelnen Fachrichtungen zu beschreiben. Aus diesen Grundgedanken entwickelte er eine Vorstellung davon, wie man ein für alle Beteiligten bereicherndes Gesamtkonzept unter Einbeziehung einer Umgestaltung von Lehrveranstaltungskonzepten entwickelt, welches auch fließende Übergänge zwischen Vorlesungen, Übungen, Seminaren oder Laboren zulässt. Hierbei ist der Weitblick der Führungsebene in Kombination mit dem praktischen Gestaltungswillen der Lehrenden ausschlaggebend, um sowohl zum nachhaltigen Vorteil für Studierende, als auch für die Universität selbst, ein forschungsorientiertes Studium bestmöglich umzusetzen.

Den Abschluss des Semesters bildete „Dinner and Discussion - Forschungsorientierte Lehre: Beispiele gelebter Praxis und Impulse von außen“, eine etwas ungewöhnlichere Art von Dinner Talk, bei dem externe Vortragende wie auch TUW-WissenschafterInnen in Impulsstatements vor, zwischen und nach den Gängen ihre Sichtweise und Erfahrungen mit den Gästen teilten und so zu intensiven Tischgesprächen anregten. So stellten der Bildungswissenschafter Rudolf Egger (Universität Graz), Gregor Weihs (FWF-Vizepräsident) und Gottfried Magerl (Senatsmitglied der Christian Doppler Forschungsgesellschaft) ihre „Außensicht“ auf die Relevanz von forschungsgeleiteter Lehre zur Diskussion, während die TU-Architekturtheoretikerin Vera Bühlmann gemeinsam mit ihren Kollegen Florian Libisch vom Institut für Theoretische Physik sowie der Bauingenieur Günter Blöschl Beispiele aus der täglichen Praxis in ihren sehr unterschiedlichen Fachrichtungen präsentierten.