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"Treibhausneutrale" Müllverbrennung

WissenschafterInnen an der Technischen Universität (TU) Wien entwickelten eine Methode zur verlässlichen Bestimmung des Stromanteils aus erneuerbaren Energieträgern bei der Müllverbrennung. Im Hinblick auf CO2-Emissionen und den Handel damit, haben diese Daten für die Betreiber von Müllverbrennungsanlagen eine immer größer werdende Bedeutung.

Johann Fellner

Johann Fellner

Wien (TU) - "Aus routinemäßigen Messungen an Müllverbrennungsanlagen gewinnen wir Datenmaterial und können damit die Zusammensetzung des Abfalls berechnen." Johann Fellner vom Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft entwickelte zusammen mit Oliver Cencic und Prof. Helmut Rechberger ein Gleichungssystem, das auf mehreren Bilanzengleichungen basiert. "Es wird gemessen wie viel Müll in die Anlage kommt, wie viel Asche und Schlacke zurückbleiben, wie sich die Abluft zusammensetzt und wie viel Dampf erzeugt wird", erklärt Fellner weiter. "Damit 'füttern' wir unsere Gleichungen und berechnen somit die Abfallzusammensetzung."

Die Müllverbrennungsanlage Wels gab in Kooperation mit der Energie AG Oberösterreich das Projekt Ende 2004 in Auftrag und kann die Daten nach Entwicklung eines speziellen Softwaretools seither selbständig auswerten. Der Müll, der dort verbrannt wird, besteht zu rund 60% aus biogenen Materialien (z.B. Papier, Küchenabfälle, Holz) und zu 23% aus Kunststoffen. Daraus ergibt sich ein Stromanteil aus erneuerbaren Quellen von rund 45%.

Mit Strom aus Biomasse erzielen die Betreiber im Hinblick auf die Ökostromvergütung unter Umständen höhere Einspeisetarife als mit fossilen Energieträgern. Gesetzliche Vorgaben verpflichten sie einen Nachweis über die eingesetzten Energieträger zu erbringen. Bisher bedurfte das aufwendiger und wenig verlässlicher Sortieranalysen, bei denen Stichproben Rückschluss auf den gesamten Müllinput geben sollten.

Die durchgeführten Berechnungen sind zukünftig auch für den CO2-Emissionshandel von Bedeutung, da im Rahmen des europäischen Emissionszertifikatshandels jene CO2 Emissionen auszuweisen sind, die aus fossilen Energieträgern stammen. Die bei der Verbrennung von Biomasse freigesetzten Emissionen werden als treibhausgasneutral angesehen. 2008 wird es eine neue Zuteilung der Emissionszertifikate geben. Eventuell müssen dann auch Müllverbrennungsanlagen ihre CO2 Emissionen aus fossilen Energieträgern bescheinigen und "besteuern".

Die TU Wien hat die Erfindung europaweit zum Patent angemeldet und führt die Bilanzen-Methode derzeit an drei österreichischen Müllverbrennungsanlagen (Wels, Arnoldstein, Dürnrohr) durch. Zuletzt gingen bereits Anfragen aus Irland, Holland und Belgien bei den ForscherInnen ein. Die Methode wurde auch für den Dr.-Wolfgang-Houska-Preis der B & C Privatstiftung eingereicht.

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Rückfragehinweis:
Univ.Ass. Dipl.-Ing. Dr. Johann Fellner
Technische Universität Wien Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft Karlsplatz 13/226, 1040 Wien
T +43/1/58801-22654
F +43/1/504 22 34
E <link>johann.fellner@tuwien.ac.at

Aussender:
Mag. Daniela Ausserhuber
TU Wien - PR und Kommunikation
Karlsplatz 13/E011, A-1040 Wien
T +43-1-58801-41027
F +43-1-58801-41093
E <link>daniela.ausserhuber@tuwien.ac.at