Diese Seite beleuchtet Geschlechterverhältnisse aus Perspektive von Frauen und stellt ihre Lebensrealitäten in verschiedenen Bereichen dar.
Ein grundlegendes Organisationsprinzip unserer Gesellschaft ist Ungleichheit. Ungleichheit bei Löhnen und Einkommen, Ungleichheit bei Bildungschancen, Ungleichheit zwischen den Geschlechtern.
Österreich zählt im Vergleich zu den anderen EU-Mitgliedsstaaten zu jenen Ländern mit sehr großen geschlechtsspezifischen Verdienstunterschieden. Insbesondere Frauen stehen weiterhin vor der Herausforderung, Beruf und Familie zu vereinbaren. Das berufliche Engagement von Männern ist hingegen von der Geburt eines Kindes kaum beeinflusst.
Eine sehr wichtige Voraussetzung für eine gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsmarkt wie auch für kulturelle und gesellschaftliche Partizipation ist Bildung. Frauen haben im Zuge der Bildungsexpansion Männer bei höheren Ausbildungen deutlich überholt. Es ist aber nicht nur wichtig, Frauen gleichwertige Bildungslaufbahnen und in weiterer Folge berufliche Wege zu ermöglichen, sondern auch notwendig, fachspezifische Unterschiede in der Bildungswahl abzubauen, um die frauenspezifische Qualifikationsstruktur zu überwinden.
Die Erwerbstätigkeit von Frauen hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Die Zunahme der Frauenerwerbstätigkeit ist in erster Linie auf einen Anstieg der Teilzeitarbeit zurückzuführen. Frauen sind in Führungspositionen in Wirtschaft, Politik und dem öffentlichen Leben im Vergleich zu Männern stark unterrepräsentiert und verdienen viel weniger als Männer.
Bereiche, in denen Problemfelder von Frauen sichtbar werden:
Um die geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede auch EU-weit vergleichen zu können, steht der Indikator Gender Pay Gap zur Verfügung. Dieser wird in der gesamten EU einheitlich für alle Mitgliedstaaten berechnet und bezieht sich gemäß der Definition von Eurostat auf die durchschnittlichen Bruttostundenverdienste von Frauen und Männern. Die Verwendung der Stundenverdienste hat im Vergleich zu Jahresverdiensten den Vorteil, dass Voll- und Teilzeitbeschäftigte unabhängig von der jeweiligen Arbeitszeit miteinander verglichen werden können. Nachteil: es werden nicht die tatsächlich erhaltenen Einkommen abgebildet, sondern eben nur die Stundenlöhne verglichen.
Quelle: Eurostat, abrufbar unter Statistik Austria, Gender-Statistik, Einkommen

Quelle: Eurostat. Geschlechtsspezifischer Lohnunterschied (ohne Anpassungen). Erstellt am 1.3.2020. - Unterschied zwischen den durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten von Frauen und Männern in Unternehmen mit zehn und mehr Beschäftigten in der Privatwirtschaft. EU-Werte: 2008-2009 EU-27; ab 2010 EU-28 - *) provisorisch. - Grafik: STATISTIK AUSTRIA.
Gender Pay Gap in den EU-Mitgliedsstaaten 2018

Detaillierte Analysen zu geschlechtsspezifischen Lohnunterschieden und Informationen zu unterschiedlichen Berechnungsmöglichkeiten sind zu finden unter: Gender Pay Gap_Berechnungsmöglichkeiten, öffnet eine Datei in einem neuen Fenster

Es bestehen weiterhin große geschlechtsspezifische Unterschiede hinsichtlich der Fächerwahl. Bei Studienabschlüssen ist der Frauenanteil in den Fachrichtungen Technik und Montanistik am niedrigsten. Bei berufsbildenden Schulen sind Mädchen bei technisch gewerblichen Schulen deutlich unterrepräsentiert. Auch bei Lehrberufen ist die geschlechtsspezifische Ungleichverteilung sehr deutlich.


Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Schulstatistik 2018/19. Erstellt am 30.01.2020. - 1) Inkl. sonstige berufsbildende Statutschulen.

Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Schulstatistik 2017/18. Erstellt am 30.01.2020.
Im europäischen Vergleich zählt Österreich zu den Ländern, die sowohl eine hohe Erwerbsbeteiligung der Frauen als auch eine hohe Teilzeitquote aufweisen.
Quelle: Eurostat, abgerufen auf Statistik Austria


Zwar gibt es einen Anstieg der Erwerbsbeteiligung der Frauen, dieser ist allerdings fast ausschließlich eine Folge der Zunahme von Teilzeitarbeit. Teilzeitarbeit und geringfügige Beschäftigung prägen die Erwerbsbeteiligung vieler Frauen, vor allem jener mit betreuungspflichtigen Kindern.
Der Trend zur Teilzeitarbeit betrifft allerdings nicht nur Frauen mit betreuungspflichtigen Kindern. Zwischen 1998 und 2018 wurden auch bei Frauen und Männern ohne Kinder ein Anstieg der Teilzeitquoten beobachtet.
Quelle: Statistik Austria, Genderstatistik: Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Aktive Teilzeitquote der 25- bis 49-Jährigen

Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung 1998-2018. Erstellt am 27.05.2019.
Die Erwerbstätigkeit von Frauen ist ein entscheidendes Mittel, um sich und ihren Familien ein Einkommen über der Armutsgefährdungsschwelle zu ermöglichen. In allen betrachteten Haushaltsformen, mit Ausnahme der Ein-Eltern-Haushalte und Mehrpersonenhaushalte mit mindestens drei Kindern, liegt das Armutsrisiko deutlich unter dem Bevölkerungsdurchschnitt, wenn die Frauen erwerbstätig sind.
Quelle: Statistik Austria, Gender-Statistik, Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung
Erwerbstätigkeit von Frauen und Armutsgefährdung

Alleinerziehende leisten generell täglich mehr und haben trotzdem weniger davon, wie Zeitverwendungsstudien und Armutsstatistik aufzeigen.
Mit 47% sind Alleinerziehende nach wie vor überdurchschnittlich von Armut und Ausgrenzungsgefährdung betroffen, arbeiten aber mit
- 15 Stunden täglich (davon 9 Stunden unbezahlt)
- um 1 Stunde länger als Mütter in Paarfamilien mit 14,25 Stunden (davon 9,5 Stunden unbezahlt) und
- 1,25 Stunden pro Tag mehr als Väter in Paarfamilien mit 13,75 Stunden (davon 6,75 Stunden unbezahlt).
Quelle: https://www.alleinerziehende.org/images/Aktuelles/Presseaussendungen/PAEqualPayDay.pdf, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster am 05.02.2021
Bei der Zeitverwendungserhebung 2008/09 – aktuellere Erhebungen wurden bis heute nicht durchgeführt - wurden rund 8.200 Personen ab zehn Jahren ersucht, einen Tag lang ein Tagebuch zu führen, in welches sie alle Tätigkeiten eingetragen sollten, die länger als 15 Minuten dauern.

Quelle: Statistik Austria, Zeitverwendungserhebung 2008/09
Innerhalb der EU sind Frauen als Führungskräfte stark unterrepräsentiert. Je höher die Positionen, desto weniger Frauen. In Österreich liegt der Frauenanteil an Führungspositionen im EU-Vergleich im unteren Bereich. Beim Anteil weiblicher Aufsichtsratsmitglieder in den größten börsennotierten Unternehmen befindet sich Österreich leicht über dem EU-Durchschnitt, hier greift die seit Jahren geltende Quote. Generell zeigt sich auch in anderen europäischen Ländern: durch verpflichtende Frauenquoten verbessert sich der Frauenanteil in sehr kurzer Zeit.




Die Wirkung der Frauenquote ist in den folgenden Grafiken ersichtlich:

Quelle: Arbeiterkammer

Quelle: Arbeiterkammer
Ausführliche Informationen zu diesem Thema sind zu finden im FRAUEN.MANAGEMENT.REPORT.2020, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster. Die Aufsichtsratsquote wirkt – was jetzt! zu finden.
Frauenanteil im Nationalrat
Regierung 2020: Von den 183 Abgeordneten des Nationalrats sind derzeit 72 Frauen (39,34%)

Quelle: www.parlament.gv.at, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, (am 24.07.2020)
Entwicklung bei Bürgermeisterinnenzahl
In den letzten 20 Jahren hat sich die Zahl der Bürgermeisterinnen fast vervierfacht, liegt aber immer noch unter zehn Prozent.


Quelle: Gemeindebund
- Statistik Austria -> Genderstatistik
- Eurostat -> Gender Equality
- European Institue for Gender Equality (EIGE)