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Zsigmondy-Medaille für Prof. Karlheinz Schwarz

Die Zsigmondy-Medaille für besondere Verdienste um die Fakultät für Technische Chemie wurde an Prof. Karlheinz Schwarz verliehen.

Prof. Karlheinz Schwarz

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Prof. Karlheinz Schwarz entwickelte gemeinsam mit Prof. Peter Blaha die Computersoftware WIEN2k, mit der man in atomare Dimensionen der Materialforschung vordringen kann. Chemische Bindungen können mit diesem Programm simuliert werden. Für die moderne Materialwissenschaft ist das von großer Bedeutung. Weltweit wird das Programm von über 2.700 Gruppen verwendet. Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde Karlheinz Schwarz nun von der Fakultät für Technische Chemie der TU Wien mit der Zsigmondy-Medaille ausgezeichnet.

Sensoren, Solarzellen, Computerspeicher
Für die Entwicklung moderner Materialien, wie sie in Sensoren, in der Photovoltaik und in Katalysatoren verwendet werden, sind Quanten-Computersimulationen unverzichtbar geworden. Auch magnetische und optische Speichermedien, wie sie in jeder Digicam oder jedem PC eingesetzt werden, lassen sich nur durch quantenphysikalische Computersimulationen verstehen. Die chemische Bindung wird durch den Zustand der Elektronen bestimmt – und die lassen sich durch die klassische Mechanik nicht beschreiben.

Materialeigenschaften berechnen
Was Walter Kohn, der in Wien geboren ist, 1998 zum Nobelpreis für Chemie verhalf, nämlich seine Dichtefunktionaltheorie, wurde von zwei Wissenschaftlern an der TU Wien noch weiter vorangetrieben. Sie haben mit WIEN2k ein Computerprogramm entwickelt, mit dem man die Eigenschaften eines Kristalls aus seiner atomaren Zusammensetzung berechnen kann. Ob ein Kristall ein Leiter oder Nichtleiter, weich oder hart, oder magnetisch ist, lässt sich am Computer herausfinden, wenn man weiß, aus welchen Atomen der Kristall besteht.

WIEN2k wurde während der letzten 35 Jahre von einer Forschergruppe rund um Peter Blaha und Karlheinz Schwarz am Institut für Materialchemie der TU Wien entwickelt. Es wurde nach der Stadt benannt, in der das Programm entstand, und nach dem für die IT-Branche heiklen Jahr 2000 (2k). Mit Walter Kohn war Karlheinz Schwarz stets in regem Austausch und arbeitete viel mit ihm zusammen.

Ein Leben ohne Chemie? Undenkbar!
Karlheinz Schwarz ist - wenn auch formal im Ruhestand, so doch weiterhin höchst aktiv - Professor für Theoretische Chemie am Institut für Materialchemie an der TU Wien. Vielseitigkeit und Interdisziplinarität zeichnen – zusätzlich zur hohen Qualität – sein wissenschaftliches Wirken aus.

Karlheinz Schwarz wurde 1941 in Wien geboren, studierte Chemie an der Universität Wien (daneben auch Physik und Mathematik). Seine Dissertation beschäftigte sich mit quantenchemischen Berechnungen an Festkörpern. 1968 promovierte er an der Universität Wien zum Dr.phil., wirkte im Rahmen seines PostDoc (1969-1971) bei Prof. J.C Slater, einem Pionier der Quantenmechanik, am Quantum Theory Project an der University of Florida (in Gainesville) mit. Schwarz entwickelte die „Augmented Plane Wave Method“ (APW-Methode) in seiner Dissertation weiter - die Basis für das weltweit eingesetzte Programmsystem WIEN2k. Schwarz war lange international wissenschaftlich tätig, aber seit 1972 hatte er an der TU Wien seinen Schwerpunkt. 1974 habilitierte er sich in Quantenchemie, seit 1976 ist er Professor.

Über 300 Publikationen in international referierten Zeitschriften, Auszeichnungen wie 1972 der SANDOZ‑Preis (heute Novartis), zahlreiche Auslandsaufenthalte, Mitgliedschaften bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, The Royal Society of Sciences at Uppsala, Präsident des Vereins österr. Fulbright Stipendiaten (1999-2016), das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (2007) oder der Wiener Ingenieurpreis (2012) zählen zu den vielseitigen Engagements des Preisträgers.

Im Gedenken an Richard Zsigmondy
Benannt ist die Auszeichnung der Fakultät für Technische Chemie nach dem Nobelpreisträger Richard Zsigmondy, der von 1883 bis 1885 an der TU Wien (damals "k.k. Technische Hochschule") studierte. Zsigmondy entwickelte ein Ultramikroskop und forschte an Kolloiden – winzigen Partikeln, die in einem Medium fein verteilt sind. Milch ist ein Beispiel für ein Kolloidsystem: Ihre weiße Farbe kommt dadurch zustande, dass das Licht an den winzigen Fetttröpfchen im Wasser gestreut wird. Zsigmondy  war somit einer der ersten "Nanotechnologen". Mithilfe seiner Erkenntnisse konnte er beispielsweise  neuartige Sorten gefärbter Gläser erzeugen. 1925 erhielt er für seine Kolloid-Forschung den Chemie-Nobelpreis.