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Zero-Emission in der Luftfahrt

Gastkommentar und Insights von Hrn. Rouven Fraifer (Teilnehmer des MBA Mobility Transformation und Kapitän bei Austrian Airlines)

H2 Flugzeug

Innovation schreitet stets voran und macht auch vor der Luftfahrt nicht halt. Kürzlich erschienen die ersten Berichte über Forschungen, welche Verkehrsflugzeuge in Zukunft CO² neutraler oder sogar emissionsfrei gemacht werden sollen. (Anmerkung der Redaktion: Airbus hat beispielsweise im Dezember 2021 https://fly.airbus.com/3lN9M9x, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster veröffentlicht über Lösungen für die Speicherung von Wasserstoff für den emissionsfreien Flug, als eine der größten Herausforderungen in diesem Antriebsbereich.)

Es ist kein Geheimnis: Wasserstoff kann der umweltverträgliche Energieträger künftiger Linienflugzeuge sein. Wasserstoffmotoren sind grundsätzlich nichts Neues und in der Raumfahrt ist Wasserstoff längst nicht wegzudenken. 

Als Linienpilot begrüße ich jede Form der Innovation und kann mir durchaus vorstellen, eines Tages keinen klassischen “Kerosinverbrenner” mehr zu fliegen. Ich wünsche mir jedenfalls auch eine Komplexitätsreduktion des Flugzeugs, denn neue Technologien bringen oft eine erhöhte Informationsmenge mit sich und deren Aufbereitung ist nicht immer effizient oder stringent.

Selbstverständlich wird in der Luftfahrt das Thema Sicherheit immer an erster Stelle stehen und die großen Flugzeughersteller stehen hier beim Thema Wasserstoff vor einer großen Herausforderung. Ob man nun Elektromotoren über eine Brennstoffzelle betreibt oder den Wasserstoff direkt in den Motor speist: Unter Druck stehende, tiefgekühlte Wasserstofftanks bedingen ein neues Design der Flugzeuge.

Normalerweise befindet sich die größte Menge an Kerosin in den Tragflächen und somit in der Nähe des Schwerpunkts, nur dort wird er nicht mit Druck beaufschlagt. Wahrscheinlicher ist hier der Einsatz von Drucktanks im Rumpf. Dadurch verliert man jedoch Ladevolumen und der Verbrauch sorgt im Laufe des Fluges für einen sich verschiebenden Schwerpunkt welcher kompensiert werden muss und weitere aerodynamische Konsequenzen mit sich bringt.

Ein anderer Aspekt ist die Ökonomie rund um die Infrastruktur. Ein Flugzeug soll wirtschaftlich sein und das kann es am besten im Betrieb. Deshalb versuchen alle Airlines und allen voran sogenannte Low Cost Airlines die Standzeiten der Flugzeuge auf ein absolutes Minimum zu reduzieren.

Würde diese Standzeit nun mit zu langem Betanken der Flugzeuge verlängert werden, werden die Hersteller auf keine große Resonanz der Airlines hoffen dürfen.

Man merkt schnell: Es gibt viele Punkte zu beachten.

Wenn etwas sicher ist und funktioniert, ist es für mich als Pilot äußerst begrüßenswert. Effizienz ist im Flugbetrieb, nach der Sicherheit, einer der wichtigsten Aspekte und diese ist in meinen Augen im klassischen Motoren- und Turbinenbau bald ausgereizt. Kurzfristig wird der vermehrte Einsatz von synthetischen Kraftstoffen (SAF) helfen, die Luftfahrt nachhaltiger zu gestalten. Langfristig, so schätze ich, wird die Forschung und Entwicklung immer neue Ideen und Konzepte in die Realität umsetzen können.

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