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Wissenschaftspreis für die Erforschung der Erdgeschoßzone

Der Wissenschaftspreis des Universitätsfonds der Wirtschaftskammer Wien geht heuer an Angelika Psenner. Sie plant eine Bestandsaufnahme der Wiener Gründerzeit-Erdgeschoßzone.

Dr. Angelika Psenner

Dr. Angelika Psenner

Dr. Angelika Psenner

Wirtschaft und technologische Forschung gehören zusammen. Der Universitätsfonds der Wirtschaftskammer Wien vergab daher auch heuer wieder einen Wissenschaftspreis. Wiener Universitäten wird eine Summe zur Verfügung gestellt, die wichtige wirtschaftsrelevante Forschungsprojekte möglich machen sollen. An der TU Wien geht dieser Preis an Angelika Psenner, die ein Forschungsprojekt über die Erdgeschoßzone in Wien durchführen wird.

Gründerzeit-Stadtviertel: Nicht viel los im Erdgeschoß

Seit eineinhalb Jahrhunderten werden sie nun bewohnt, die gründerzeitlichen Stadtgebiete von Wien. Auch wenn Wien und seine Bevölkerung sich in dieser Zeit immer wieder gewandelt haben – die Bausubstanz der Gründerzeit gibt es noch immer, sie hat sich bewährt. Allerdings sind Wiens Gründerzeitviertel heute zunehmend von Leerstand und Unternutzung der Erdgeschoße betroffen. Wenn Wohn- und Lebensqualität in einem Viertel durch unattraktive Ausgestaltung und Nutzung von Erdgeschoßen verloren gehen, wirkt sich dies nachteilig auf die wirtschaftliche Situation der Stadtgegend aus.

Zusammenhängende Bestandsaufnahme
Voraussetzung für den Erfolg von Maßnahmen, durch die man die Erdgeschoßzone attraktiver gestalten kann, ist ein fundiertes und detailliertes Wissen um die bauliche Struktur und über die Nutzungs- und Belegungssituation. Psenner möchte daher ein Aufnahmetool entwickeln, mit dem man die Leerstandssituation von Straßenzügen zusammenhängend dokumentieren und auf ihren lokalen ökonomischen und sozialen Hintergrund hin untersuchen kann. „Ein zusammenhängender Grundrissplan der Erdgeschoßzone soll entstehen, den man dann für Verbesserungen nutzen kann,“ erklärt Psenner. In anderen Städten (etwa in Zürich, Genua oder Rom) gibt es solche zusammenhängende Grundrissaufnahmen bereits, in denen die aktuelle und historische Nutzung der Erdgeschoßzone aufgearbeitet ist.

Die Erdgeschoßzone ist ein eifrig beforschtes Thema – gerade auch an der TU Wien. „Viele wichtige Vorarbeiten wurden bereits geleistet. Ich denke, was wir hier nun planen, ist genau das, was noch gefehlt hat“, sagt Psenner. Ein wichtiger Teil der Forschungsarbeit wird es sein, die rechtlich-organisatorischen Möglichkeiten einer solchen zusammenhängenden Grundrissaufnahme auszuloten.

Wirtschaft profitiert
Die gründerzeitliche Stadt ist nicht nur ein Lebensraum für die Menschen der Stadt – Gründerzeitbauten fassen auch heute noch rund ein Viertel aller Wohnungen Wiens. Sie trägt außerdem wesentlich zur charakteristischen Identitätsstiftung der Metropole bei. Wien-Tourismus und das City-Marketing im Allgemeinen bauen auf diesem Image auf und vermarkten es. „Um den positiv besetzten Charakter der historischen Stadtviertel zu bewahren, bedarf es keiner formalen, von lebendiger Nutzung befreiten Erhaltung von ‚ansehnlichen‘ Fassaden“, meint Angelika Psenner. Statt bloßer Behübschung braucht man kreative Adaption und Weiterentwicklung von vorhandener Bausubstanz.

Angelika Psenner
Angelika Psenner studierte Architektur an der TU Wien und der Ecole La Villette (Paris). An der TU Wien und dem IHS-Wien arbeitete sie an Themen zwischen Städtebau und Soziologie. Derzeit ist Psenner Forschungsassistentin im Fachbereich Städtebau  an der TU Wien und Principal Investigator für die Forschungstranche "Die Genealogie der gründerzeitlichen Baustruktur in Wien", finanziert durch ZIT. Seit 2011 ist sie Mitglied der „Plattform EG-Zonen“, einer Aktion der Stadt Wien (MA 18) und des IFOER (Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung). Der Wissenschaftspreis der WKO ist nicht die erste Auszeichnung für Psenner: Sie hat zahlreiche Stipendien und Preise gewonnen, unter ihnen den Theodor-Körner-Förderungspreis, das Wissenschaftsstipendium der Stadt Wien und das Marietta Blau Stipendium der TU Wien.