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Studie zeigt: Bisher noch wenig Erfolg für soziale Roboter

Sind Roboter die sozialen Gefährten der Zukunft? Geräte, die mit diesem Anspruch vermarktet werden, enttäuschen bisher, zeigt eine Studie der TU Wien.

Kombination aus zwei Bildern: Links Astrid Weiss, rechts ein kleiner kubischer Roboter auf einem Tisch

Astrid Weiss (Foto: Luiza Puiu) und ein kleiner "sozialer Roboter" (Foto: Anna Pillinger)

Roboter erfüllen ganz unterschiedliche Aufgaben – vom Produktionsroboter in Fabriken bis zum Staubsauger-Roboter zu Hause. Könnten Roboter dann nicht vielleicht auch als soziale Gefährten dienen – als Hilfsroboter, aber auch als Freund, als Gefährte, gewissermaßen als elektronisches Haustier?

Der Gedanke ist nicht neu, und es gibt kommerzielle Roboter, die mit diesem Anspruch vermarktet werden. Doch Studien der TU Wien zeigen: Der Erfolg ist gering. Am Anfang mag ein solches Gerät interessant wirken, aber schon nach einigen Wochen wird der Roboter von den meisten Menschen kaum noch verwendet. Selbst die Isolation in der ersten Phase der COVID-Pandemie konnte daran nichts ändern.

Anfangs interessant, bald aber langweilig

„Es gibt heute eine ganze Reihe von Firmen, die soziale Roboter verkaufen“, sagt Prof. Astrid Weiss vom Forschungsbereich für Human-Computer-Interaction der TU Wien. „Sie können gesprochene Befehle verstehen, sie können antworten, sie können einfache Handlungen ausführen.“ Sieben Monate lang untersuchte Astrid Weiss mit ihrem Team (Chrsitiana Tsiourti, Anna Pillinger und Glenda Hannibal) acht unterschiedliche Haushalte, die einen sozialen Roboter zur Verfügung gestellt bekamen. Die Haushalte hatten unterschiedliche soziale Hintergründe, waren aber grundsätzlich technologieaffin. Man wollte herausfinden, wie sich die Interaktion zwischen Menschen und Robotern im Lauf der Zeit verändert.

Die Resultate waren eindeutig – und für Roboterhersteller ernüchternd: Am Anfang hatten die Roboter einen gewissen Unterhaltungswert, sie wurden ausprobiert und vorgezeigt, doch schon nach wenigen Wochen klang diese Begeisterung ab und die meisten Roboter wurden nicht mehr verwendet. „In diesem Punkt unterscheiden sich soziale Roboter ganz eindeutig von Geräten wie Staubsauger-Robotern“, berichtet Astrid Weiss. „Roboter mit einem klaren Einsatzzweck werden langfristig gerne verwendet – doch für soziale Roboter fehlt der subjektiv empfundene praktische Nutzen.“

Kein COVID-Effekt

Der Untersuchungszeitraum fiel teilweise in die Phase des ersten COVID-Lockdowns 2020. „Für uns war es natürlich besonders spannend zu untersuchen, ob die Isolation zu Hause einen Einfluss auf die Interaktion mit Robotern hat“, sagt Astrid Weiss. „Wir erwarteten, dass die Leute mehr Zeit haben, mehr Bedürfnis nach Unterhaltung und Ansprache, und dass daher die Interaktion mit den Robotern zunimmt. Das war aber nicht der Fall.“

Manche Leute fanden spezifische Einsatzmöglichkeiten für ihren Roboter – etwa als Küchenwecker. Doch zum echten sozialen Gefährten wurden die Roboter nicht. „Unsere Untersuchung ergab: Es liegt nicht an einer speziellen Scheu, sich mit dem Roboter zu beschäftigen. Das Phänomen hat nichts mit Technologiefeindlichkeit zu tun. Aber es fehlt einfach der konkrete alltagstaugliche Einsatzzweck“, sagt Astrid Weiss.

Erst der Nutzen, dann soziale Komponenten

Künftige Generationen von Haushalts-Robotern sollten also einen ganz klar definierten Zweck erfüllen. Auf dieser Basis können dann soziale Interaktionsmöglichkeiten hinzugefügt werden. Doch einen Roboter so zu designen, dass er mit "sozialen Schlüsselreizen" ausgestattet ist, reicht nicht aus, um zu gewährleisten, dass er langfristig genutzt wird - auch dann nicht, wenn die Technologie als sehr „lebendig“, „niedlich“ und „unterhaltsam“ wahrgenommen wird.

Die Forschungsarbeit wurde vom FWF im Rahmen des Elise-Richter-Programms finanziert.

Text: Florian Aigner