News

VCÖ-Preis für Superblock-Forschung

Im Projekt „TuneOurBlock“ arbeitete die TU Wien mit anderen Forschungsinstitutionen zusammen, um das Superblock-Konzept voranzutreiben.

jubelnde Menschen

© Özelt / AIT

Das Team bei der Preisverleihung

Der Raum in der Stadt soll fairer aufgeteilt werden – das ist die Grundidee des Superblock-Konzeptes, das derzeit international viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der Verkehr auf stark befahrenen Durchzugsstraßen wird beruhigt, der Straßenraum – zumindest teilweise – umgeplant und anderen Nutzungsmöglichkeiten zugänglich gemacht.

Am Institut für Verkehrswissenschaften der TU Wien befasst man sich seit mehreren Jahren intensiv mit diesem Thema. Im internationalen Forschungsprojekt „TuneOurBlock“ wurde unter anderem mit dem Austrian Institute of Technology (AIT), der Stadt Wien, dem Planungsbüro LAUT und NGOs zusammengearbeitet, um herauszufinden, welche Strategien dazu geeignet sind, Superblock-Konzepte zur Zufriedenheit möglichst aller Beteiligten umzusetzen. Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) zeichnete dieses Projekt nun mit dem VCÖ-Mobilitätspreis in der Kategorie „Konzepte, Wissenschaft und Forschung“ aus.

Barcelona als Trendsetter

Ein großer Teil der Stadt Barcelona ist streng schachbrettartig geordnet: Quadratische Häuserblocks werden durch breite Straßen voneinander getrennt. Aber braucht man tatsächlich so viele Durchzugsstraßen – vor allem wenn der Autoverkehr zu starker Umweltbelastung führt? Aus dieser Überlegung heraus wurde das Konzept der „Superblocks“ geboren: Nur noch jede dritte Straße wird als Durchzugsstraße genutzt. Dadurch entstehen „Superblocks“ aus drei mal drei Häuserblocks. Innerhalb dieser Superblocks wird der Autoverkehr beruhigt, wodurch Platz für Begrünung und Freiraum geschaffen wird. Der Durchzugsverkehr darf nur noch die Straßen an der Grenze zwischen zwei benachbarten Superblocks nutzen.

Eine Stadt muss aber kein perfektes Schachbrettmuster haben, um dieses Konzept zu ermöglichen. Auch in Städten wie London, Berlin, Paris oder Zürich gibt es ähnliche Projekte. In Wien wird aktuell ein Superblock-Pilotprojekt als „Supergrätzl“ umgesetzt. Der Wiener Bürgermeister bezeichnet es als Erfolgsmodell, eine großräumige Ausrollung des Konzepts auf größere Stadtteile fehlt aber bislang.

Richtlinien und Erfahrungswerte

Die erfolgreiche Umsetzung von Superblock-Projekten ist für viele internationale Städte noch eine Neuheit. Eine umfassende Verkehrsberuhigung einfach von oben zu verordnen, kann auf Widerstand stoßen. Politik, Verwaltung, private Initiativen und die Zivilgesellschaft müssen also zusammenarbeiten. Die Bevölkerung muss früh eingebunden sein, um unterschiedliche Bedürfnisse berücksichtigen zu können. Richtlinien müssen neu erarbeitet und verwaltungstechnische Abläufe optimiert werden.

Genau hier setzt das Projekt TuneOurBlock an: Grundlagen werden erarbeitet, Erfahrungen werden gesammelt und ausgetauscht, Best-Practice-Beispiele werden diskutiert, wissenschaftliche Erkenntnisse werden aufgearbeitet.

Das Forschungsteam befragte internationale Expertinnen und Experten, um das Superblock-Konzept auf praxistaugliche Weise zu definieren. Man analysierte, nach welchen Kriterien am besten nach passenden Gebieten für Superblock-Projekte gesucht werden kann, um wie man dann die Auswirkungen quantifizieren kann. In „Urban Living Labs“ in Berlin und Wien testete man unterschiedliche Formate der Bürgerbeteiligung, der Visualisierung zukünftiger Superblocks und der konkreten Projektumsetzung. Außerdem wurde das „International Superblock Meeting“ etabliert – ein wiederkehrendes, internationales Treffen, bei dem PolitikerInnen, PlanerInnen, Verwaltungspersonal und Zivilgesellschaft unterschiedlicher Städte Erfahrungen, Ideen und Visionen austauschen.

Der VCÖ-Preis

Der VCÖ-Mobilitätspreis zeigt Jahr für Jahr mit vorbildlichen Projekten, dass eine ökologisch verträgliche und sozial gerechte Verkehrswende möglich ist. Sowohl bereits umgesetzte Projekte als auch noch nicht umgesetzte Konzepte und Pilotprojekte sowie Forschungsarbeiten für ein umweltverträgliches Verkehrssystem können teilnehmen. Dieses Jahr wurden insgesamt 383 Projekte und Konzepte eingereicht. Verliehen wurde der diesjährige Preis am 25. September.

 

Die Ergebnisse von TuneOurBlock sind auf der englischsprachigen Projekthomepage zu finden: www.tuneourblock.eu, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

Rückfragehinweis:

DI Ulrich Leth
Institut für Verkehrswissenschaften
Technische Universität Wien
+43 1 58801 23120
ulrich.leth@tuwien.ac.at