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Über das Logische zum Schönen

Prof. Astrid Staufer und Prof. Thomas Hasler – ein Doppelportrait

Ein eingespieltes Team - im Architekturbüro wie auch an der Universität

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Ein eingespieltes Team - im Architekturbüro wie auch an der Universität

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Prof. Astrid Staufer

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Prof. Astrid Staufer

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Prof. Thomas Hasler

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Prof. Thomas Hasler

Prof. Thomas Hasler

„Wir schaffen keine Kunst, wir produzieren keine Technik – wir machen Architektur“ – so beschreiben Prof. Astrid Staufer und Prof. Thomas Hasler ihr Arbeitsgebiet. Gemeinsam traten sie Anfang 2011 die Professur für Baukonstruktion am Institut für Architektur und Entwerfen der TU Wien an. Sie teilen sich nicht nur eine Professur, sondern gleichzeitig auch ein Architekturbüro in der Schweiz. Abwechselnd pendeln sie also nun zwischen Zürich und Wien, um Forschung, Lehre und architektonische Praxis vereinen zu können.

Akademie und Praxis
„Von Anfang an war für uns klar: Wenn wir die Professur in Wien annehmen, dann nur gemeinsam – und nur, wenn wir unser Architekturbüro in der Schweiz weiterführen können“, erzählt Astrid Staufer. Praxis, Forschung und Lehre gehören für sie zusammen. „Würden wir jahrzehntelang nur unterrichten und keine konkreten Projekte mehr umsetzen, würde uns eine wichtige Grundlage für den Unterricht fehlen“, meint Thomas Hasler. Doch auch eine Beschränkung auf die praktische Arbeit im Architekturbüro wäre für die beiden nicht erfüllend – an der Universität können sie über spannende, neue Fragen nachdenken, die sich in der Praxis oft einfach nicht stellen. „Das akademische Umfeld ist höchst inspirierend – das bereichert auch die praktische Arbeit im Büro immer wieder enorm“, versichern Staufer und Hasler.

Ihre Vorstellung von Architektur bringen Astrid Staufer und Thomas Hasler nun sowohl in der Lehre als auch in ihrer praktischen Arbeit ein: Architektur muss technische Qualität, Nützlichkeit und Schönheit verbinden – da sind sich beide einig: „Gegen reine Dekorationsarchitektur wehren wir uns“, betont Astrid Staufer. „Simple, schlecht durchdachte Konstruktionen, die dann einfach den globalen Modetrends entsprechend verkleidet werden, sind für uns niemals gute Architektur.“ Ebenso hefig lehnen sie aber reinen Funktionalismus ab. „Gute Architekten – etwa Loos oder Le Corbusier – waren ja in Wirklichkeit niemals reine Funktionalisten, auch wenn sie manchmal so genannt werden“, betont Thomas Hasler. Im Zentrum der Arbeit steht für beide immer die schlüssige Konstruktion, die auch den Ausdruck des Bauwerks bestimmt:  „Vielleicht sogar mit einer kleinen ‚Erfindung’, die sich durch die Logik der Konstruktion ergibt“, wie Astrid Staufer hinzufügt. Und aus dieser Konstruktion soll sich gleichermaßen Nützlichkeit wie baukünstlerische Schönheit entwickeln.

Hobelbank und Pantheon
Thomas Hasler begann seine Berufslaufbahn nicht in der Architektur, sondern in einem benachbarten Gebiet: Er war ursprünglich Schreiner. „Auch in diesem Beruf hat man die Aufgabe, Schönheit und Konstruktion gut zu verbinden – aber die Handlungsmöglichkeiten sind natürlich beschränkt“, meint er. Hasler entschloss sich also doch zu einem Architekturstudium an der ETH Zürich und schrieb dort auch seine Doktorarbeit. Astrid Staufers Weg zur Architektur zeichnete sich hingegen schon in ihrer Schulzeit ab: „Auch wenn das jetzt etwas kitschig klingt: Ich fuhr mit meiner Lateinklasse nach Rom, besuchte dort das Pantheon, und durch die Deckenöffnung erfüllte das Licht den Raum. Damals habe ich beschlossen, Architektin zu werden.“ Auch sie studierte an der ETH Zürich, Thomas Hasler lernte sie allerdings erst später kennen, als sie beide im selben Architekturbüro angestellt waren. „Auch dort hatten wir zunächst nicht viel miteinander zu tun, doch eines Tages machte er den Vorschlag, doch gemeinsam an einem Architekturwettbewerb teilzunehmen – und wir hatten dann auch gleich das große Glück, ihn zu gewinnen.“

Großer Erfolg mit großen Projekten
Seither sind Thomas Hasler und Astrid Staufer ein erfolgreiches Team. Gemeinsam bauten sie ein Architekturbüro auf, in dem sie mittlerweile 45 Angestellte beschäftigen. „Ein neues Büro bekommt natürlich noch nicht so viele direkte Aufträge, wir mussten uns daher über öffentliche Ausschreibungen und Architekturwettbewerbe profilieren“, erzählt Thomas Hasler. Durch gewonnene Wettbewerbe gelang es, viele schöne und oft auch größere Projekte auf den Zeichnungstisch zu bekommen. Staufer und Hasler errichteten Schulen, Kinos, Wohnhäuser, Gerichtsgebäude, Spitäler und sogar Regierungsbauten. „In der Schweiz gibt es ein sehr faires, offenes Wettbewerbswesen – das hat uns diese Vielseitigkeit ermöglicht “, betonen beide.

Doppelt plant besser

Parallel zum Wachsen ihres Architekturbüros machten Astrid Staufer und Thomas Hasler auch wissenschaftlich Karriere: Erst durch Unterrichtsassistenzen und individuelle Lehraufträge, dann durch eine Gastprofessur an der ETH Zürich und später in Form einer Professur an der ETH Lausanne  sammelten sie beide Erfahrung in Forschung und Lehre. „In Lausanne und Zürich teilten wir uns eine Doppelprofessur, genau wie heute in Wien. Für uns ist das eine sehr sinnvolle Lösung“, findet Astrid Staufer. In der Schweiz sind solche Doppelprofessuren in der Architektur längst nichts Ungewöhnliches mehr, in Wien gab es dieses Konzept bisher noch nicht. Auch wenn Staufer und Hasler nicht ständig an den selben Projekten arbeiten und viele Aufgaben doch klar zugeteilt sind – beiden ist es sehr wichtig, sich immer wieder Feedback holen zu können. „Wir betreuen unterschiedliche Lehrveranstaltungen, doch über die Grundideen dazu einigen wir uns vorher“, sagt Thomas Hasler. „Im Büro ist es genauso: Wir planen an unterschiedlichen Bauprojekten, doch zumindest einmal in der Woche setzen wir uns zusammen, um uns gegenseitig unsere Gedanken zu präsentieren und sie zu diskutieren.“

Wien als Herausforderung

Ihre Arbeit an der ETH Lausanne haben Astrid Staufer und Thomas Hasler sehr genossen. „Wir hatten dort eine fixe Professur, wunderbare Bedingungen und ausgezeichnete Studierende“, sagt Thomas Hasler. Und trotzdem zog es beide an die TU Wien. „Jahrzehntelang unter zwar komfortablen, aber doch fest vorgegebenen Rahmenbedingungen an der ETH weiterzuarbeiten, hätte irgendwann seinen Reiz verloren“, vermutet Astrid Staufer. „Hier in Wien können wir etwas aufbauen, etwas verändern. Wir haben immer schon die Herausforderung gesucht.“ Beide haben Freunde und Familienumfeld in der Schweiz und pendeln nach Wien. „Der Flug dauert nicht länger als die Bahnfahrt an die ETH Lausanne - und und auch die Reise im Nachtzug ist recht komfortabel“, meint Thomas Hasler. Auch den  Zeitaufwand durch die Doppelbelastung an der Universität und im Büro sehen beide nicht tragisch: Andere haben zeitaufwändige Hobbys, Staufer und Hasler haben stattdessen eben zwei Berufe. Haben sie jemals daran gedacht, aufgrund der vielen Arbeit die akademische Laufbahn aufzugeben? Wieder sind sich die beiden völlig einig: „Nicht ernsthaft. Es würde sonst etwas Wichtiges fehlen.“