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TU-Studie: Europäischer Kernenergie-Ausstieg bis 2030 ist möglich

Durch Energieeffizienzsteigerung und den Ausbau erneuerbarer Energien könnte Europa bis 2030 unter Einhaltung der Klimaziele aus der Kernenergie aussteigen, sagt eine Studie der TU Wien, im Auftrag von Global 2000.

Wind und Sonne statt Kernenergie: Für Europa möglich

Wind und Sonne statt Kernenergie: Für Europa möglich

Wind und Sonne statt Kernenergie: Für Europa möglich

Ein atomstromfreies Europa 2030 ist möglich. Notwendig dafür sind eine Erhöhung der Energieeffizienz, der Ausbau der erneuerbaren Energien sowie zahlreiche politische Maßnahmen, wie die Verkürzung der Dauer von Genehmigungsverfahren, die Ermöglichung von Netzzugängen für erneuerbare Energieträger, sowie CO2-Preissignale. Eine Studie zur möglichen Zukunft der Kernenergie in Europa wurde von der Energy Economics Group der TU Wien auf Auftrag von Global 2000 erstellt und am 5. März von Global 2000, dem Lebensministerium und Wien Energie öffentlich präsentiert.

Erneuerbare Energie statt Kernkraftwerke
Die Zukunft der Kernenergie in Europa ist derzeit schwer abzusehen: Deutschland will bis 2022 gänzlich aus der Kernenergie aussteigen, doch gleichzeitig werden neue Atomkraftwerke geplant und – was sicherheitstechnisch deutlich bedenklicher ist – die Laufzeiten bestehender Kraftwerke werden verlängert. Schon bisher gab es Studien, die aufzeigen, wie eine Reduktion des Kernenergie-Anteils auf 2.2% des europäischen Strombedarfs bis 2030, sowie ein völliger Ausstieg bis 2035 möglich wäre. Nun wurde der Frage nachgegangen, ob ein Ausstieg aus der Kernenergie auch schneller möglich ist.
Die Studie der TU Wien zeigt, dass ein vollständiger Ausstieg bereits bis 2030 möglich ist – und das unter Einhaltung der Klimaziele. Die Reduktion des Kernenergie-Anteils an der europäischen Stromversorgung soll durch den Ausbau erneuerbarer Energien, nicht durch die verstärkte Nutzung fossiler Energieträger erreicht werden. Gleichzeitig, so sagt die Studie, ist eine rasche Steigerung der Energieeffizienz nötig. Dadurch soll es möglich sein, dass der Gesamtstrombedarf Europas bis 2030 nur unwesentlich steigt.

Gesamteuropäisch denken
Die Ausgangspositionen der europäischen Staaten für einen Kernenergie-Ausstieg sind freilich sehr unterschiedlich: Während etwa in Österreich schon jetzt kein Atomstrom produziert wird, müsste Frankreich auf eine Menge an Atomenergie verzichten, die nach den errechneten Szenarien durch erneuerbare Energie nicht ausgeglichen werden könnte. Für manche Länder ist ein Kernenergie-Ausstieg also von der Kooperation mit anderen EU-Ländern abhängig.

Kurz- bis mittelfristig würde der forcierte Ausbau erneuerbarer Energie Mehrkosten verursachen, doch langfristig würde ein Energiesystem entstehen, in dem die Importabhängigkeit drastisch zurückgehen würde. Wichtig für das Gelingen eines solchen Projektes wäre Aufklärung und gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende.

Politische Voraussetzungen schaffen

Die Studie zeigt eine Reihe konkreter politischer Voraussetzungen auf, die erfüllt werden müssen, um die Vision von einem Kernkraftausstieg Europas Wirklichkeit werden zu lassen: Verbindliche Ziele für die Steigerung der Energieeffizienz und der Ausbau erneuerbarer Energie sind unerlässlich. Fördermodelle für erneuerbare Energie sollen europaweit angewendet werden, die das Investitionsrisiko gering halten, aber die Marktintegration gewährleisten. Verbesserungen der Marktregeln sollen dafür sorgen, dass es europaweit ausreichende Back-Up-Kapazitäten gibt, und dass ein effizienter grenzübergreifender Netzbetrieb auch bei Ausbau erneuerbarer Energie erhalten bleibt. Wichtig ist auch ein etablierter CO2-Preis, um gleichzeitig zum Kernenergie-Ausstieg auch die Klimaziele einhalten zu können.

Auch nichtökonomische Barrieren zum Ausbau erneuerbarer Energie müssen abgebaut werden: etwa lange, mühsame Genehmigungswege oder die Verhinderung von Netzzugängen aus rechtlichen Gründen. Wichtig ist auch eine klare Koordination von Klimazielen, Energieeffizienz-Bestrebungen und dem Ausbau erneuerbarer Energie. Diese Themen gehören fest zusammen und müssen auch zusammen angepackt werden.