Jürgen Dreyer studierte von 1960 bis 1965 Physik an der Universität Jena. Anschließend trat er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung für Bauphysik an der Universität Weimar bei, wo er 1971 den akademischen Grad Dr. rer. nat. erlangte.

Danach wirkte er als wissenschaftlicher Lehrer und außerordentlicher Professor an der Universität in Cottbus. Seine Hauptforschungsgebiete in dieser Zeit umfassten die Berechnung mehrdimensionaler Temperaturfelder unter dem Einfluss von Wärmeleitung und Konvektion sowie die Entwicklung diagnostischer Messmethoden für thermische und hygrische Materialeigenschaften.

1988 nahm er eine Professur an der Technischen Hochschule Wismar an, wo er sich weiter in der Bauphysik und auf die Sanierung von Gebäuden spezialisierte.

1995 folgte der Ruf an die Technische Universität Wien als ordentlicher Professor für Bauphysik. Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2007 leitete er an der Fakultät für Bauingenieurwesen am Institut für Baustofflehre, Bauphysik und Brandschutz die Abteilung Bauphysik und nach der Organisationsreform 2004 am Institut für Hochbau und Technologie das Zentrum für Bauphysik und Bauakustik.

Seine gesamte Arbeit war geprägt von einem klaren Ziel: gesunde und behagliche Innenraumzustände, hohe Dauerhaftigkeit und schadensfreie Baukonstruktionen zu schaffen sowie die Umwelt zu erhalten und den Ressourcenverbrauch zu minimieren. Die internationale Zusammenarbeit mit Forschungsgruppen aus allen Ländern war ihm stets ein besonderes Anliegen.

Um wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis zu überführen, engagierte er sich im „Wissenschaftlich-Technischen Arbeitskreis für Denkmalpflege und Bauwerksanierung“ (WTA-International) sowie in verschiedenen Gremien des Österreichischen Normungsinstituts (heute Austrian Standards).

Seine wissenschaftlichen Projekte befassten sich unter anderem mit der Modellierung und Simulation von Wärme- und Stofftransport als Bewertungsmethode für nachhaltige Sanierungsmethoden, der experimentellen Bauzustandsanalyse und der Entwicklung geeigneter Verfahren und Baustoffe für die Gebäudesanierung.

Jürgen Dreyer war ein Mensch mit einem stets offenen Ohr für die Anliegen und Sorgen seiner Mitmenschen. Sein besonderes Talent bestand darin, Menschen zusammenzubringen und einen Raum für kreatives Miteinander zu schaffen. Ihm lag das Wohl der Gemeinschaft am Herzen, und er setzte sich unermüdlich für den Austausch von Ideen und ein respektvolles Miteinander ein.

Bis zu seinem plötzlichen Tod blieb er ein aufmerksamer Zuhörer und wusste stets, wann ein guter Rat gefragt war. Mit seiner einfühlsamen Art und klugen Sichtweise war er vielen eine wertvolle Stütze.

Wir werden ihn schmerzlich vermissen. Zu seinem Andenken widmen wir ihm die BauSIM2024.

Univ.Prof. Thomas Bednar
Forschungsbereichsleiter Bauphysik
Institut für Werkstofftechnologie, Bauphysik und Bauökologie