Am 12. März 2016 ist Prof. Helmut Veith nach kurzer schwerer Krankheit unter tragischen Umständen verstorben. Infolge von Komplikationen nach einer geplanten Operation war er ins Koma gefallen und verstarb ohne das Bewusstsein wieder zu erlangen.
Ausbildung
Helmut Veith wurde am 5. Februar 1971 geboren und begann nach der Matura am BG/BRG Tulln im Jahr 1989 das Studium der computationalen Logik an der TU Wien, das er im Jahr 1994 abschloss; im Jahre 1998 erfolgte seine Promotion sub auspiciis praesidentis zum Doktor der technischen Wissenschaften. Seine berufliche Laufbahn begann Helmut Veith am Institut für Informationssysteme, an dem er 1995 eine Stelle als Universitätsassistent in der Abteilung Datenbanken und Expertensysteme antrat. Im Jahr 2001 folgte die Habilitation, mit der Helmut Veith die Lehrbefugnis für das Fach Angewandte und Theoretische Informatik erwarb. Kurz danach folgte er einem Ruf auf eine Professur (C3) an die TU München, die er von 2003 bis 2007 inne hatte. Eine Zwischenstation war die TU Darmstadt, an der anschließend von 2008 bis 2009 eine Professur (W3) bekleidete und mit dem Aufbau einer größeren Arbeitsgruppe begann. Im Jahr 2010 schließlich folgte sein Wechsel an die TU Wien auf die neu geschaffene Professur für Computer Aided Verification.
Das Interesse von Helmut Veith am Gebiet der Verifikation wurde in den späten 1990er Jahren durch eine Gastvorlesung zum Thema Model Checking an der TU Wien geweckt. Dieses Interesse wurde durch einen Aufenthalt als Gastforscher in der Gruppe von Prof. Edmund M. Clarke, dem Turing-Preisträger 2007, an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh (Pennsylvania) im Rahmen eines Maxe-Kade Fellowship von 1999-2000 verstärkt und wurde richtungsweisend für Helmut Veiths weiteres Hauptarbeitsgebiet in der Forschung. Mit Prof. Clarke hat Helmut Veith eine nachhaltige und fruchtbare Forschungskooperation etabliert; im Jahr 2005 wurde er an der Carnegie Mellon University zum Adjunct Full Professor ernannt.
Auszeichnungen und Mitgliedschaften
Helmut Veith war ein international führender Wissenschaftler im Gebiet der computer-unterstützten Verifikation, zu dem er eine Vielzahl von wichtigen Beiträgen geleistet hat. Er hat sich insbesonders mit Model Checking für Software und Hardware beschäftigt, mit Abstraktionstechniken, mit parametrischen Fragestellungen im Model Checking, mit Analyse und Testen von Computerprogrammen, und mit Temporallogik in diesem Kontext. Beispielhaft seien hier zwei Beiträge genannt. Der erste ist seine bahnbrechende, herausragende Arbeit im Jahr 2000 zur Verifikation von Systemen mittels verfeinerter Abstraktion, die im Fachgebiet als counterexample-guided abstraction and refinement (CEGAR) Methode allgemein bekannt ist und über die Fachgrenzen hinaus in anderen Gebieten Anwendung findet. Diese Arbeit wurde mit dem CAV Award 2015 ausgezeichnet. Dieser Preis ist für Arbeiten vorgesehen, die für das Gebiet der Verifikation von fundamentaler Bedeutung sind. Der zweite Beitrag ist eine Arbeit zur Verifikation modularer Software, die mit dem ACM Distinguished Paper Award 2004 ausgezeichnet wurde.
Die Forschungsinteressen von Helmut Veith beschränkten sich aber nicht nur auf Verifikation, sondern waren vielfältig. Dazu gehörten unter anderem auch Computer-Sicherheit und eingebettete Systeme, mathematische Logik (hier vor allem Fuzzy-Logik), Datenbanktheorie, Endliche Modelltheorie und Komplexitätstheorie. In all diesen Gebieten hat Helmut Veith wesentliche Beiträge geleistet. Seine Forschungsresultate sind in einer Vielzahl von Publikationen in den angesehensten Zeitschriften und Konferenz-Proceedings erschienen. Sein interdisziplinäres Forschungsverständnis und sein von Neugier und Anwendungen getriebener Ansatz haben dazu geführt, dass Helmut Veith in verschiedenen Bereichen Bekanntheit erlangte und hoch geschätzt wurde. Dies spiegelt sich in der Mitgliedschaft in vielen diversen Programmkomitees und Steering Committees wider. In seinem Hauptforschungsgebiet war Helmut Veith Mitherausgeber des Handbuchs für Model Checking, dessen letzter Band dieses Jahr erscheint, Program Co-Chair der CAV Konferenz im Jahr 2013 sowie der FMCAD Konferenz in diesem Jahr.
Nach seiner Rückkehr an die TU Wien hat Helmut Veith es als Aufgabe angesehen, das vorhandene große Potential an unserer Universität in den logik-affinen Bereichen Datenbanken, Artificial Intelligence, Wissensbasierte Systeme und Automatische Deduktion mit Verifikation zu komplementieren und integrierend in einem Bereich Logik in der Informatik zusammenzuführen sowie Wien und darüber hinaus Österreich zu einem Hotspot im Bereich Logik und Verifikation zu machen. Dabei hat er sich analog integrativ um ein österreichweites Forschungsnetz im Bereich der Computer-Aided Verification verdient gemacht, das unter dem Namen "Rigorous Systems Engineering (RiSE)" vom FWF beginnend im Jahre 2011 finanziert worden ist und dessen stellvertretender Sprecher er war. An der TU Wien hat Helmut Veith 2010 ein Doktoratskolleg für mathematische Logik in der Informatik mitinitiiert, das nach erfolgreichem Abschluss in ein vom FWF gefördertes Doktoratskolleg "Logical Methods in Computer Science" mündete, das von ihm geleitet wurde und 2014 den Betrieb aufgenommen hat. Dieses Doktoratskolleg hat wesentlich zu einem strukturbildenden Prozess in der Doktoratsausbildung an der Fakultät für Informatik beigetragen. Weitere von Helmut Veith angeregte Projekte waren das Vienna Center of Logic and Algorithms (VCLA), das eine Plattform für die Förderung der internationalen Forschung und Zusammenarbeit im Bereich von Logik und Algorithmen ist, und der Vienna Summer of Logic, die größte Konferenz in der Geschichte der Logik. In dieser beispiellosen Konferenz, die im Juli 2014 an der TU Wien stattgefunden hat, wurden eine Vielzahl der wichtigsten Konferenzen auf den Gebieten mathematische Logik, Logik in der Informatik und Logik in der Artificial Intelligence vereint, wodurch ein umfassender Austausch von Forschungsergebnissen ermöglicht wurde. Diese Konferenz, an deren Gestaltung Helmut Veith als Co-Vorsitzender maßgeblich beteiligt war, wurde von der Scientific Community enthusiastisch aufgenommen und beurteilt.
Helmut Veith zeichnete sich jedoch nicht nur durch wissenschaftliche Exzellenz und Außenwirkung aus, sondern hat sich stets für die Fakultät und deren Anliegen engagiert. Er war dabei im Zentrum und hat durch seine Mitarbeit in unzähligen Gremien und Kommissionen einen großen Beitrag zur Entwicklung und Gestaltung der Fakultät geleistet, wobei seine unerschöpfliche Kreativität und seine Ideen neue Wege aufgezeigt haben. Bereits als Studierender hat er diese durch die Konzeption des Studium irregulare "Computationale Logik" unter Beweis gestellt. Helmut Veith war ein herausragender Vertreter der Grundlagenforschung, aber er verstand auch die Bedeutung von Innovation und Anwendung. Zudem hatte er immer ein offenes Ohr für die Kooperation mit anderen Disziplinen; ein dieser Tage startendes, vom FWF im Rahmen des PEEK Programms gefördertes interdisziplinäres Projekt mit der Fakultät für Architektur, das Helmut Veith mitkonzipiert hat und in dem er seine Expertise im Bereich Informationsdesign einbringen wollte, belegt seinen weiten Horizont der Interdisziplinarität.
Förderer von Nachwuchs
Insbesonders waren Helmut Veith auch die Lehre und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ein großes Anliegen. Er hat bei der Gestaltung von Master- und Doktoratsstudien mitgewirkt und eine Vielzahl von Diplomarbeiten und Dissertationen betreut, von denen etliche mit Preisen ausgezeichnet wurden. Weiters hat er eine Reihe von PostDocs betreut und sie in einem erfolgsversprechenden Karriereverlauf unterstützt. Sein Mentoring wusste eine Reihe von jungen Forschern und Forscherinnen zu schätzen, die von diesem für die Zuerkennung von prestigeträchtigen Forschungspreisen profitierten.
Mit Helmut Veith verlieren nicht nur die Fakultät für Informatik und die TU Wien einen ihrer führenden und innovativen Köpfe, der mit Leib und Seele Forscher und Lehrer war, sondern auch die österreichische Wissenschaft und die internationale Informatikforschung einen höchst angesehenen Wissenschaftler, der sehr viel bewegt hat. Helmut Veith war zudem vielseitig begabt und interessierte sich beispielsweise sehr für Literatur und das Theater.
Helmut Veith war uns ein offener hilfsbereiter Kollege und ein sehr guter Freund. Er wird uns fehlen und hinterlässt eine Lücke, die nicht geschlossen werden kann. Es ist unfassbar, dass er in der Blüte seiner Jahre aus dem Leben gerissen wurde. Vieles hatte er bereits geschaffen, aber es gab noch viel schönere Hoffnungen; sein Wirken ist uns Auftrag und Ansporn.
Die Fakultät für Informatik wird Helmut Veith immer ein ehrendes Andenken bewahren. Unser besonderes Mitgefühl gilt an dieser Stelle seiner Familie.
Nachruf: Helmut Veith
Die TU Wien und die Fakultät für Informatik trauern um Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Helmut Veith, der am 12. März 2016 nach kurzer schwerer Krankheit im 46. Lebensjahr verstorben ist.