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„Mythos Nachwuchsförderung?“

Nachwuchswissenschafter_innen diskutierten ihre Erfahrungen und zeigten unterschiedliche Modelle der Förderungsmöglichkeiten an der TU Wien auf.

Es wird in einer Couchrunde diskutiert.

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Es wird in einer Couchrunde diskutiert.

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Sprecher am Pult, links im Vordergrund die Rückseite des Fragestellers aus dem Publikum

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Die Forum TU Vision 2025+ Veranstaltung „Mythos Nachwuchsförderung? Perspektiven junger Wissenschafter_innen“ übergab das Podium an junge Forscherinnen und Forscher, die an unterschiedlichen Punkten ihrer wissenschaftlichen Laufbahn stehen.

Paul Mayrhofer, Studiendekan der Fakultät für Maschinenbau und Betriebswissenschaften, gab zu Beginn eine kurze Einführung in die Thematik. Er zeigte dabei die Nach-, aber auch bestimmte Vorteile befristeter Verträge auf, die Barrieren für Wechsel ins Ausland herabsetzen können. Gleichzeitig seien Laufbahnstellen als wichtige Errungenschaft für die TU Wien anzusehen, die eine mittelfristigere Planbarkeit ermöglichen. Abseits dieser stets präsenten Themen der Personalpolitik in der Debatte sieht er die Weitergabe und den Ausbau eines Forschungsnetzwerks als eine besonders wichtige Aufgabe der Betreuer_innen von Nachwuchswissenschafter_innen, da dieses Netzwerk die Grundlage für die weitere und nachhaltige Etablierung junger Forscher_innen bildet.

Diskussion

Das folgende Panel bestand neben Paul Mayrhofer aus Helga Gartner (Leiterin des WINA+ Programms), Christoph Fröhlich von der Fachschaft Doktorat, Sabine Knierbein (Associate Professor an der Fakultät für Architektur und Raumplanung) und Roman Ganhör (Senior Lecturer an der Fakultät für Informatik).

Großes Diskussionsthema war dabei die Verteilung der Lehr- und Projektaufgaben versus die Möglichkeit zur eigenen Forschung, mit der auch eine – nicht immer – zeitgerechte Fertigstellung der Dissertation oder wissenschaftlicher Papers verbunden ist. Die Belastung junger Forscher_innen mit Ausgaben jenseits ihres eigentlichen Forschungsbereichs ist dabei zwischen unterschiedlichen Fakultäten und teils auch Instituten oftmals ungleich. Spannend ist in diesem Zusammenhang, dass rund die Hälfte aller Doktorand_innen vorzeitig abbrechen oder ohne Dissertation ihre Prae-Doc-Stelle nach Ablauf der Vertragszeit beenden müssen – und das faktisch unabhängig von der Fakultät. Gründe dafür können unter anderem in einer nicht ausreichenden bzw. nicht über Fakultätsgrenzen hinweg einheitlichen Vorbereitung auf die Anforderungen eines Doktorats gesucht werden. So gibt es an manchen Fakultäten nach einiger Zeit eine „Efficiency Evaluation“, bei der die Dissertant_innen frühzeitig im Forschungsprozess ein Exposé verfassen und einen Fachvortrag über ihr Vorhaben halten müssen, um dadurch ehestmöglich professionelles Feedback zu erhalten und gegebenenfalls die Forschungsziele oder -methoden anzupassen. Auch die vermehrte Teilnahme an Kolloquien im Vorfeld bzw. gleich zu Beginn der Forschungstätigkeit ist eine Möglichkeit die Erwartungshaltung an reale Bedingungen anzupassen. Der frühzeitige Abschluss einer Dissertationsvereinbarung kann ebenfalls ein steuerndes Element sein, in dem einerseits klare Wege vorgegeben sind, anderseits auch Doktorand_innen vor einseitigen Änderungen oder Neuanforderungen kurz vor Abschluss geschützt werden können.

Generell gilt es eine Kultur des offenen Austausches herzustellen und so den Nachwuchwissenschafter_innen zur Seite zu stehen. Dazu gehört auch klare Information im Vorfeld über den jeweiligen Arbeitsaufwand in der Lehre, in Projekten und ausreichend Zeit und Unterstützung für die eigentlichen wissenschaftlichen Arbeiten, um eine Fertigstellung dieser im Rahmen des Anstellungszeitraums zu ermöglichen.

Gemeinsame Ziele

Eine faire Aufteilung der Lehrbelastung, die Förderung von Forschungsnetzwerken, der Austausch der Nachwuchswissenschafter_innen untereinander, die frühe Einbindung in die wissenschaftliche Arbeit, eine verantwortungsbewusste Betreuung und auch die Möglichkeiten Forschungs- und Abschlussarbeiten um Projekttätigkeiten zu strukturieren waren die Ziele, auf die sich das Panel einigen konnte.

Es gab bereits einige Fortschritte in vielen dieser Bereiche, jedoch ungleich auf Fakultäten und Institute verteilt. Eine gestärkte Wahrnehmung der bestehenden Missverhältnisse, gepaart mit entsprechenden Struktur- und Kulturanpassungen, können hier nachhaltige Erfolge nicht nur für die betroffenen Wissenschafter_innen, sondern die gesamte Universität und Forschungslandschaft mit sich bringen.