Werdegang
Markus Haider entschloss sich 1982 an der TU Wien Maschinenbau zu studieren. Zu den Gründen, die ihn bei seiner Studienwahl leiteten, zählt er das wissenschaftliche Interesse an chemischen und verfahrenstechnischen Prozessen in Industrieanlagen. Die Entscheidung für die Energie- und Umwelttechnik habe Haider nie bereut. „Ich komme aus der ‚Ökogeneration’ und wurde geprägt durch Hainburg und Zwentendorf. Von da her hat mich diese Branche immer interessiert und es ist mir wichtig mich mit Problemstellungen, die die Zukunft der Gesellschaft behandeln, zu befassen.“ Nach seiner Dissertation ging er 1993 zur französischen Firma CNIM, einem führenden Anlagenbauer am Wirbelschichtsektor. Haider promovierte zu diesem Thema. Im Anschluss blieb er zweieinhalb Jahre in Südfrankreich.
Danach folgten Tätigkeiten zum Thema "Clean Coal" (saubere Kohle) bei einem Unternehmen in San Diego, USA. Haider: "Vor circa 12 Jahren war dieses Thema sehr zukunftsträchtig. Seit die CO2-Problematik aufgetaucht ist, wird vermehrt an einer CO2-Abscheidung bei Kohle geforscht. Es gilt einen hohen Wirkungsgrad bei geringen Emissionen zu erreichen.“ Nach dieser Tätigkeit arbeitete er sechs Jahre als technischer Leiter bei der CNIM-Gruppe in Paris. Im Zuge einer Ausbildung zum Executive MBA entdeckte Markus Haider auch sein wirtschaftliches Interesse. "Eine zeitlang versuchte ich mich im ‚contracting’ und habe zwischen Technik und Geschäftsführung geschwankt." Bei seiner letzten Tätigkeit war er in leitender Position für die Projektierung von großen Gaskraftwerken (Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerke) in Europa verantwortlich. Zahlreiche Kontakte führten ihn auch zu Anlagenbauern nach Deutschland und Österreich. Im Dezember 2006 erfolgte der Ruf an die TU Wien als Professor für Thermodynamik und Energiewandlung.
Forschungsschwerpunkt CO2-Problematik
Der neuberufene TU-Professor möchte die Stärken seines Instituts im Namen seines Vorgängers Professor Wladimir Linzer weiterführen und darauf aufbauen. Ein Forschungsschwerpunkt konzentriert sich laut Haider auf die instationäre Simulation von Strömungs- oder Wärmeübergangsprozessen in Großkraftwerken. Hierbei soll im Voraus berechnet werden, was beim Anfahren eines Kraftwerkes beziehungsweise bei einem Störfall passiert. Im Bereich reaktive Gas- und Feststoffströmungen möchte sich Haider mit Verbrennungs- und Vergasungstechnologien beschäftigen. Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Energieumsetzung, die bei der Vergasung oder Verbrennung passiert. Ein neuer Forschungsschwerpunkt betrifft Solarthermische Stromerzeugung. Fragestellungen ergeben sich sehr oft auch aus der Zusammenarbeit mit Unternehmen. In der Vergangenheit arbeitete man zum Beispiel mit der VÖEST und mit Austrian Energy im Rahmen von Drittmittelprojekten zusammen. Wichtig sei es für Haider in Zukunft auch an EU- und FFG-Projekte heranzukommen. "Es hat zwei oder dreimal Fehlschläge bei FFG oder EU-Projekten gegeben. Die Anträge konnten leider nicht umgesetzt werden. Seit fünf oder sechs Jahren gab es kein solches Projekt mehr. Es ist eines meiner großen Ziele hier rasch Projekte zu definieren und hoffentlich auch zu akquirieren," so Haider. An der TU Wien besteht eine Kooperation mit dem Institut für Verfahrenstechnik.
Maschinenbau an der TU Wien
Am Studienbetrieb an der Fakultät für Maschinenbau merkte Haider an, dass sich das Verhältnis zwischen Studierenden und Lehrenden seiner Meinung nach verbessert habe. "Der Student wird mittlerweile viel mehr als Partner oder Kunde angesehen als dies früher der Fall war. Ich sehe, dass mit den Diplomanden und in den Lehrveranstaltungen alles in einem sehr guten Klima abläuft." Als bedenklich bezeichnete Haider die Studierendenzahlen. "Die Firmen überhäufen uns mit Diplomarbeiten und Jobangeboten. Wir könnten hier die drei oder vierfache Menge verarbeiten." Mit der Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge verfolge man einen internationalen Trend, so Haider. Alles habe Vor- und Nachteile. "Mir persönlich hat es extrem genützt, dass das Maschinenbaustudium sehr anwendungsorientiert ist. Man beherrscht hinterher die Grundlagen auf allen Fachgebieten und hat einen super Einstieg in das Berufsleben. Momentan geht man davon eher weg und will methodenorientierter unterrichten. Man findet also jetzt mehr mathematisch orientierte Ingenieure, die sich im Studium nicht mehr unbedingt mit der gesamten Technik, die man im Anlagenbau und in der Wirtschaft vorfindet, beschäftigen. Während meines Studiums habe ich oft gehört: ‚Das braucht man eh nicht alles im Job’. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass ich bereits nach einem halben Jahr im Beruf fast alles Gelernte in der Praxis gebraucht habe. Im Gegensatz zu meinen französischen oder amerikanischen Kollegen war ich diesbezüglich immer im Vorteil. Letztere haben im Studium die Grundlagen vermittelt bekommen. Im Beruf haben sie dann circa eineinhalb Jahre gebraucht um sich einen Überblick zu verschaffen", erläutert Haider.
Private Seite und Ausblick
Als zukunftsträchtiges Forschungsfeld schätzt Professor Haider den Energiesektor ein. Es gilt hier vor allem die Wirkungsgrade bestimmter längerfristig verfügbarer Primärenergieträger entscheidend zu erhöhen. "Wir setzen jetzt stark auf Vergasung, weil man dadurch eine optimale Kombination zwischen Wirkungsgrad, Flexibilität und Umweltfreundlichkeit erzielen kann. Die CO2-Problematik ist ein extrem aktives Forschungsgebiet. Man möchte fossile Energieträger wie Kohle nützen können ohne das Klima negativ zu beeinflussen. Die Nutzung der Sonnenergie hat bei der regenerativen Energie-Erzeugung das höchste Potential und gewinnt aufgrund der Klima-Problematik rapide an Bedeutung. Momentan wird intensiv am klimaneutralen Kraftwerk geforscht," erklärt Haider.
In seiner Freizeit beschäftigt sich Markus Haider mit Sport, Sprachen und dem Reisen. Bei seinen zahlreichen Auslandsaufenthalten, nutzte er die Gelegenheit gleich mehrere Fremdsprachen zu erlernen. "Das Sprachen lernen hat mich immer angezogen, da es mir sehr am Herzen liegt mit anderen Leuten in deren Muttersprache kommunizieren zu können." Sportlich interessiert sich der gebürtige Oberösterreicher aus Steyregg für Tennis, Golf und Laufen.