Rad, Eisenbahn, Buchdruck, Schießpulver, Dampfmaschine, aber auch Einwegwindel, Kühlschrank und Waschmaschine. Erfindungen verändern und bewegen die Welt. Die TU Wien hat mit Erfindungen und Patenten seit Anbeginn zu tun, denn das damalige polytechnische Institut war jener Ort, an dem alle eingereichten Erfindungspatente der k.k. Monarchie (genannt „Privilegien“) begutachtet wurden. Bis heute ist die TU Wien ein Ort der Erfindungen, aber auch einer, wo die Patentierung und der Weg zur Marktreife unterstützt wird.
Im Jahr 2022 wurden in Österreich mehr als 2.200 Erfindungen angemeldet. Aus der TU Wien kamen davon 83. Eine Reihe erfolgreicher Spin-offs setzt diese um. Dafür braucht es aber viel Unterstützung: Tanja Sovic ist Leiterin des Bereichs Patent- und Lizenzmanagements, öffnet in einem neuen Fenster der TU Wien und weiß daher aus Erfahrung, dass die Anmeldung von Patenten ein komplizierter Prozess ist. Das Patent‐ und Lizenzmanagement (Teil des TUW-Forschungs- und Transfersupports) hilft dabei, die oft noch nahe an der Grundlagenforschung liegenden Ergebnisse in ein tatsächliches Produkt umzuwandeln. Zudem sichert es die Forschungsergebnisse und die Rechte der TU Wien und der Erfinder_innen. Tanja Sovic sagt: Das Schwierigste ist, den geeigneten Partner für die Technologie zu finden. Das Ziel besteht darin, eine synergetische Beziehung aufzubauen, in der beide Seiten voneinander profitieren und gemeinsam erfolgreich sind.
Erfindungen an der TUW für Mensch und Umwelt
An der TU Wien entstehen die Grundlagen für große Innovationen – sei es bei Forschungen, mit denen wir den Herausforderungen des Klimawandels begegnen, im Baubereich, im Bereich Mobilität, Gesundheit, in der Informatik etc. Tanja Sovic unterscheidet im wesentlichen drei Bereiche, aus denen erfolgreiche und herausragenden Erfindungen kommen:
- „Green Technologies“, also Technologien, die sich etwa auf saubere Energieerzeugung, Energiespeicherung und ähnliches fokussieren
- „Social Innovation“, Technologien, die einen positiven Einfluss auf die Bewältigung sozialer Herausforderungen haben – dazu gehören etwa neuartige Rollstühle oder etwa Blindenschriftdisplays
- „Disruptive Technologies“, ersetzen bzw. verdrängen den Erfolg von bereits bestehenden Technologien. Beispiele sind Digitalkameras oder Smartphones
Erfindungen vor den Vorhang: Der Staatspreis Patent
Der „Staatspreis Patent, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster“ ist die höchste staatliche Auszeichnung für innovative Erfindungen und Marken aus Österreich. Für die TU Wien stellt der Staatspreis eine Erfolgsgeschichte dar, denn von Beginn an und zum vierten Mal in Folge wurde er an TUW-Forscher_innen vergeben aus den Bereichen der „Green Technologies“ und der „Social Innovations“:
2023: Grüner Wasserstoff
Wasserstoff aus Gas mit einem besonders hohen Reinheitsgrad herauszufiltern, gelang dem Team rund um Michael Harasek vom Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und technische Biowissenschaften der TU Wien. Der wiedergewonnene Wasserstoff kann z.B. für Brennstoffzellen verwendet werden, die den Wasserstoff in Strom und Wärme umwandeln, oder für viele Industrieanwendungen. Grüner Wasserstoff ist gegenwärtig besonders interessant, weil er einen wesentlichen Beitrag zur klimaneutralen Energieversorgung leisten kann. (hier, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster weiterleisen)
2020: umweltfreundliche Kunststoffe
Ebenfalls in den Bereich „Green Technologies“ fällt die Innovation von Miriam Unterlass und ihrer Forschungsgruppe „Organische Hochleistungsmaterialien“. Unterlass und ihre Mitarbeiterin Bettina Baumgartner wurden für die Entwicklung eines neuartigen Verfahrens ausgezeichnet, mit dem man auf viel umweltfreundlichere Weise als bisher spezielle Hochleistungskunststoffe herstellen kann – mit heißem Wasser, statt mit giftigen Lösungsmitteln. (hier, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster weiterlesen)
2018: Braille-Displays als Ring
Das TUW Spin-Off Tetragon, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster wurde für ein völlig neues Konzept für Braille-Displays ausgezeichnet. Es besteht aus einem Ring, an dessen Innenseite Buchstaben in Braille-Schrift angezeigt und ertastet werden können. Technisch verhältnismäßig einfach, passt er in jede Jackentasche und soll deutlich preisgünstiger als bisher verfügbare Produkte sein. Eine soziale Innovation zur Unterstützung blinder und sehschwacher Personen. (hier, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster weiterlesen)
2016: Wedeln auf besserem und umweltfreundlicherem Kunstschnee
Im ersten Jahr des Staatspreises Patent, wurde ein Gemeinschaftsprojekt von TU Wien und BOKU, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster ausgezeichnet, bei dem es darum ging, die Produktion von Kunstschnee zu revolutionieren: Die Prozesse ähneln den Vorgängen in natürlichen Wolken, in der künstlichen Wolke können sie allerdings gesteuert werden. Ergebnis: höhere Schneequalität bei weniger Wasser und Energieaufwand. Zum Erfinderteam gehören Meinhard Breiling, Michael Bacher, Sergey Sokratov und Frederick George Best. (hier, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster weiterlesen)
3-D-Druck – Innovationen aus Wien
Der Staatspreis Patent gibt einen Eindruck über den Forscher_innengeist aus der TU Wien. Viele Innovator_innen können an dieser Stelle aus Platzgründen nicht genannt werden. Entwicklungenim Bereich 3D-Druck sollen aber einen weiteren Einblick geben; Forschende aus diesem Bereich setzen wiederholt Standards, die sich mit anderen internationalen Entwicklungshubs aus dem Silicon Valley oder Tel Aviv messen können:
Implantate in Minutenschnelle
Das TUW-Spin-OffLithoz, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster hat sich auf 3-D-Druck mit Keramik spezialisiert und bietet z.B. überzeugende Lösungen im Bereich Medizin – etwa Implantate, die in innerhalb von zwei Minuten in hoher Qualität gedruckt werden. Mit dem neuen Verfahren werden Beschränkungen der älteren Stereolithographie überwunden.
Optimierte Harze
Das Spin-offCubicure, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster stellt optimierte Harze herz und punktet mit hoher geometrischer Präzision und guter Oberflächenbeschaffenheit – etwa bei der Herstellung von Prototypen.
Bioprinting – 3-Druck mit lebenden Zellen
Der 3D-Druck mit lebenden Zellen und ihrer Verbindung mit Polymaterial ist das Gebiet von UpNano, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, einem Unternehmen, das ein Verfahren für hochauflösendes Bioprinting in einer bisher unübertroffenen Geschwindigkeit entwickelt hat. Mit ihrem Verfahren kann UpNano Kunststoffmikrobauteilen mit Strukturdetails kleiner als 0,01 mm herstellen.
3-D-Diadem
Metall ist das Material, auf das sich das Unternehmen incus, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster mit seiner Lithographie-basierten Metallfertigung spezialisiert hat, das zudem ästhetisch anspruchsvolle Lösungen für Medizin, Schmuck und in der Elektronik anbietet.
Diese bemerkenswerten Entwicklungen sind nur einige wenige Beispiele aus dem Pool an Innovationen, die an der TU Wien entwickelt werden. Sie hervorzubringen fordert nicht nur die Forschungsleistung der beteiligten Wissenschaftler_innen, sie zu patentieren und zur Marktreife zu bringen ist eine weitere Herausforderung, der sich Erfinder_innen stellen müssen. Die TU Wien unterstützt sie dabei und hat dafür Stellen eingerichtet, die weitreichende Hilfe anbieten:
- Der TUW-Forschungs- und Transfersupport unterstützt Forscher_nnen und Forschungsgruppen der TU Wien bei Forschungs- und Verwertungsaktivitäten. Link
- Das i2c Innovation Incubation Center der TU Wien unterstützt vielversprechende Forschung bei Mittelbeschaffung, durch Schulungen, Mentoring, einem Advisor-in-Residence-Programm, Arbeits- und Tagungsräume und ihrem Netzwerk. Link
Der Tag der Erfinder_innen soll Forscher_innen dazu anregen, mit der eigenen Erfindung, mit der eigenen Forschung den Weg zur Patentierung und damit zur Ausgründung zu gehen. Wir wünschen viel Erfolg dabei!