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Heinz Zemaneks Mailüfterl

Ein wichtiges Stück Computergeschichte entstand an der TU Wien: Das Mailüfterl war einer der weltweit ersten Computer, die mit Hilfe von Transistoren funktionierten.

Kontrollpult des Mailüfterl

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Kontrollpult des Mailüfterl

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Das Mailüfterl (Foto: F. Staudacher)

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Das Mailüfterl (Foto: F. Staudacher)

Das Mailüfterl (Foto: F. Staudacher)

Imposante Namen wie „Whirlwind“ oder „Taifun“ hatten die Computer, die in den 1950er Jahren in den USA gebaut wurden. An die Benennung des österreichischen Gegenstücks ging man mit etwas entspannterem Wiener Charme heran: „Mailüfterl“ wurde der Rechner genannt, der 1956 bis 1958 von Prof. Heinz Zemanek und seinem Team an der TU Wien gebaut wurde. Als einer der ersten Computer weltweit arbeitete das Mailüfterl nicht mit Elektronenröhren, sondern mit Transistoren. Heinz Zemanek verstarb am 16. Juli 2014 in Wien.

Transistoren statt Röhren
„Elektronenröhren durch Transistoren zu ersetzen war ein wesentlicher Schritt der Miniaturisierung der Elektronik“, sagt Prof. Richard Eier, der damals als Student im Team von Heinz Zemanek arbeitete. „Diese Miniaturisierung hat sich dann bis heute fortgesetzt und ermöglicht die Computerleistung, die wir heute täglich nutzen.“

Das transistorbasierte Mailüfterl war nicht nur kleiner als die damaligen Röhrenrechner, es benötigte auch viel weniger Strom und kam daher ohne Klimaanlage aus. Transistoren in ausreichender Anzahl für den Bau eines frei programmierbaren Computers zu einem erschwinglichen Preis zu bekommen, war damals gar nicht einfach. Die notwendigen 3000 Transistoren erhielt das Team der TU Wien von der Firma Philips als Geschenk. Eigentlich war dieser Transistortyp für Hörgeräte gedacht – doch auch für elektronische Schaltungen waren sie bestens geeignet.

Für Universitäten war es damals durchaus ungewöhnlich, sich derart praxisnah mit Computertechnologie zu beschäftigen, Computer wurden eher von privaten Firmen entwickelt. So ist es auch nicht überraschend, dass IBM rasch auf das Mailüfterl aufmerksam wurde: Zemanek erhielt von IBM die Möglichkeit, ein eigenes Laboratorium in Wien aufzubauen, in das sein Team mitsamt dem Mailüfterl schließlich übersiedelte.

Primzahlen und Zwölfton-Musik
Das Mailüfterl war frei programmierbar und damit äußerst flexibel. Man konnte es für einfache mathematische Operationen nutzen, etwa für die Berechnung von Primzahlen, doch auch ungewöhnlichere Algorithmen liefen auf dem Mailüfterl: „Es wurde an einen Frequenzgenerator gekoppelt, um vom Computer berechnete Zwölftonreihen abzuspielen“, erinnert sich Richard Eier. „Sobald es halbwegs harmonisch klang, wusste man: Da ist ein Fehler passiert.“

Später, im IBM-Labor, beschäftigte sich das Team intensiv mit Programmiersprachen. Die große Bedeutung von Programmiersprachen war Zemanek von Anfang an klar. Wenn eine Maschine sehr flexibel ist, nützt das noch nicht viel, solange sie nicht auch einigermaßen benutzerfreundlich von Menschen programmiert werden kann.

Heute steht das Mailüfterl im Technischen Museum in Wien. Die Smartphones, mit denen es von Museumsgästen abfotographiert wird, übertreffen es an Rechenleistung heute deutlich. Doch die wissenschaftshistorische Bedeutung des ersten großen Wiener Computers lässt sich nicht bestreiten.